BayernDach Magazin 1-2018 OEB

SICHERHEIT

BG BAU Kampagne

Deshalb müssen alle Beteiligte an einen Tisch ge- bracht werden – von den Fachleuten für die Arbeits- sicherheit bis zu den Fachleuten auf dem Dach. Genau das ist erstmals am Dienstag, den 27. Juni 2017 in München realisiert worden. Vertreter der DGUV, des ZVDH, der Landesinnungs- verbände Bayern und Hessen und Inhaber von Dach- deckerbetrieben trafen sich am runden Tisch. Nach einem Impulsvortrag von Dr. Marco Einhaus, Leiter des SG Hochbau DGUV Fachbereich Bauwesen, zu den Hauptunfallgefahren und der sich daraus er- gebenden Diskussion ergaben sich die Aktionsziele praktisch von selbst: • Minimierung der Leiternutzung und Reduzie- rung der Standhöhe auf ≤ 5 m; • Verhinderung des Durchsturzes bei der Bege- hung von Wellplatten; Ziel war es, die Ergebnisse dieses runden Tischs den gebildeten Arbeitsgruppen anschließend auf der Messe DACH+HOLZ in Köln vorzustellen. Mögliche technische Maßnahmen wurden dort an einem ge- meinsamen Stand mit BG BAU, ZVDH und Holzbau Deutschland vorgestellt (s. Seite 12/13). Auf das Staatsministerium des Innern, Bauen und Verkehr soll eingewirkt werden, dass z. B. – wie schon in der Bayerischen Bauordnung bis Mai 1994 verankert – Sicherheitsdachhaken bzw. Anschlag- punkte auf Dächern einzubauen sind. In der Diskussion am runden Tisch hatte sich erge- ben, dass viele Auftraggeber die Kosten für einen freiwilligen Einbau scheuen. Das Fehlen geeigneter Anschlagpunkte hat jedoch Folgen. So kann eine persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSA gA) nicht sicher angewendet werden. Dies kann bei Inspektions- und Wartungs- arbeiten an der Gebäudehülle sowie bei Arbeiten an • Anschlageinrichtungen auf Dächern; • Organisation des betrieblichen Arbeits- schutzes; • Verhaltensprävention.

Anlagen auf Dächern vermehrt zu Absturzunfällen führen. Ohne eine entsprechende Forderung in einer öffent- lichen Vorschrift kommt der Auftraggeber seiner Verkehrssicherungspflicht, die nicht nur für angren- zende Verkehrsflächen, sondern auch das Gebäude selbst gilt (z. B. Umwehrungen an Treppen), nicht im ausreichenden Maße nach. Ein weiteres Thema des runden Tisches: Die von Lei- tern ausgehenden Gefahren wachsen mit ihrer Länge. Je tiefer der Fall desto schwerer der Unfall. Mit diesen beiden Grundsätzen hatte sich eine wei- tere Arbeitsgruppe befasst. Von allen Absturzunfäl- len sind ca. 18 % reine Leiterunfälle, überwiegend durch Abrutschen bzw. Umkippen der Leiter. Wei- tere 26 % der gesamten Absturzunfälle ereignen sich in Verbindung mit Leitern und führen zu einem Ab- sturz über die Gebäudeaußenkante. Notwendig sind daher kürzere Leitern in Verbin- dung mit rutschsicherer Fußverbreiterung und Vor- richtungen für sicheres Übersteigen und gegen Ver- rutschen am oberen Rand. Die wohl größte Aufgabe wird die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes werden. Der LIV Hes- sen hat mit seinem Arbeitsschutzordner dazu hervor- ragende Vorarbeit geleistet. So sind nur noch wenige zusätzliche Schritte not- wendig, um das „AMS Dachdeckerhandwerk“ als zertifiziertes Arbeitsschutz-Managment-System in Zusammenarbeit mit der BG BAU für die Dachde- ckerbetriebe einzuführen. Es stellt damit auch die Grundlage für die Schulungsarbeit der Unternehmer und der leitenden Mitarbeiter dar. Gemeinsam wurden die lebenswichtigen Regeln bei Dacharbeiten, die sich an den Haupt-Unfallursachen orientieren, erarbeitet. In positiver Ausdrucksweise werden die erforderlichen Maßnahmen auf Dach- Baustellen bildlich unterstrichen. Diese Regeln sollen als DIN A2 Plakate den Eingang in jeden Betrieb und jede Einrichtung finden – un- terstützt von zahlreichen praktischen „Giveaways“, die immer wieder an den Leitspruch „Bau auf Sicher- heit – Bau auf Dich“ erinnern.

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