BayernDach Magazin 1-2020_OEB
EDITORIAL Auf ein Wort Qualität, ChancenundRisiken?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, wir bewegen uns in einer schnelllebigen,
Nur alleine können sie das nicht schultern. Außerdem wird dazu pädagogisches Fachpersonal benötigt. Aber zusätzliche Lehrer fehlen ja schon an den Grundschulen. Also ist die Unterstützung von Bund und Länder erforderlich, und wir müssen uns genau dort Gehör verschaffen. Auch die über alle Branchen hinweg staatlich beschlossene Mindestausbildungsvergütung von 515 € hilft da nicht weiter. Die eigentlichen Hindernisse bei der Berufs- ausbildung werden so nicht beseitigt. Bereits jetzt sind politisch gesteuerte Themen wie KIimaschutz, alternative Energiegewinnung, Elektromobilität, Digitalisierung und energetische Sanierung von elementarer Bedeutung. Die wirtschaftlichen Prognosen für die Baubranche im Jahr 2020 las- sen Chancen erwarten, sind aber auch mit Risiken behaftet und erfordern deshalb unsere höchste Aufmerksamkeit. Das Dachde- ckerhandwerk wird hoffentlich aus dem sich ergebenden Bauvo- lumen profitieren können. In der Autoindustrie, die über Jahre exorbitante Gewinne einge- fahren hat, fehlt nun angeblich das Geld zur Finanzierung der Verkehrswende. Der gemeinsame Bittgang der Auto-Bosse für Subventionen ihrer angeblich notleidenden Branche fand bei der Regierung Gehör. Wie sollte es auch anders sein. Aus dem Staats- haushalt werden nun wieder Milliarden Euro in die Autoindustrie gepumpt, damit Elektroautos hergestellt und sie dem angeblich widerstrebenden Publikum schmackhaft gemacht werden kön- nen. Die Bauwirtschaft dagegen wird – wie uns die Vergangenheit zeigte – auch in Zeiten höchster Not mit Peanuts abgespeist. Selbst die IG Metall nimmt Anteil an der angeblichen Krise der Autoindustrie. Sie kündigt an, dass in Zeiten einer beginnenden Krise und drohender Entlassungen ihrerseits keine Bereitschaft da ist, um für höhere Löhne zu kämpfen. Vielmehr steht die Siche- rung der Arbeitsplätze jetzt im Vordergrund. An dieser Einstel- lung sollten sich andere Gewerkschaften mal ein Beispiel nehmen und sich ebenfalls am Erhalt der Arbeitsplätze orientieren. Ich bin schon heute gespannt welche Forderungen die IG BAU in der Tarifrunde 2020 an uns stellen wird. Eines weiß ich schon jetzt sicher: Es wird spannende Gespräche und Verhandlungen geben.
meist durch Aktionismus geprägten Zeit. Probleme werden so angegangen, dass weitere Gesetze, Verordnungen und Regelun- gen geschaffen werden, ohne das Bestehende umfassend anzu- wenden und die Nachhaltigkeit groß zu beachten. Wissen ist Macht und bürgt in der Regel für Qualität. Auf der politischen Bühne aber scheint die Besetzung von Posten frei von jeglichen Qualifikationsansprüchen zu sein. 2019 hat der Bundesrat dem Berufsbildungsmodernisierungsge- setz (BBiMoG) mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit konnte das BBiMoG und mit ihm die beschlossenen Änderungen des Be- rufsbildungsgesetzes (BBiG) zum Januar 2020 in Kraft treten. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, dazu: „Mit der Novelle des BBiG zeigen wir, die akademische und die berufliche Bildung sind gleich viel Wert. Beide bieten hervor- ragende Perspektiven und ergänzen sich. Die höherqualifizie- rende Berufsbildung eröffnet Möglichkeiten bis auf Master- Niveau. Mit drei neuen Fortbildungsstufen und international ver- ständlichen Abschlussbezeichnungen machen wir alle auf Anhieb sichtbar. Gleichzeitig sichern wir den Fachkräftebedarf und damit die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Deutschlands“. Dass Aus-, Fort- und Weiterbildung lebenswichtig ist, wissen wir und wird über alle Branchen hinweg praktiziert. Aber braucht´s dazu wirklich Bezeichnungen wie Geprüfter Berufsspezialist/-spe- zialistin, Bachelor Professional und Master Professional? Lässt sich damit der Fachkräftebedarf sichern? Die Ergebnisse der Zwischen- und Gesellenprüfungen zeigen deutlich, dass die Probleme in unzureichenden Grundkenntnissen im Lesen, Schreiben und Rechnen liegen. Allein mit Nachhilfeun- terricht sind diese Lernschwächen nicht zu beseitigen. Wir halten es dringend für erforderlich, Jugendliche mit Lern- schwächen – aus welchen Gründen auch immer – vor dem Antritt ihrer dreijährige Ausbildung eine Vor- oder Grundausbildung zu ermöglichen. Deutsch sprechen zu können heißt noch lange nicht, die Fachsprache der Branchen auch zu verstehen. Das zeigte sich bei den Versuchen, Jugendliche aus anderen EU-Ländern auszu- bilden. Dieser Versuch scheiterte oft. Ausbildenden Betriebe würden sich sicher finanziell beteiligen.
Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer
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