BayernDach Magazin 1-2022_M
PARKLINZENZ
DER NATÜRLICHE FEIND DES DACHDECKERS UND ANDERER HANDWERKER SCHEINT – ZUMINDEST IN DER LANDESHAUPTSTADT – DER STADTRAT ZU SEIN. Das wird bitter für Handwerker in München und solche, die in München arbeiten: Mit rot-grüner Mehrheit ist die Handwerker-Parklizenz teurer ge- worden. Um genau zu sein, steigt der Preis für die „Parkkarte“ pro Fahrzeug von 265 € auf 720 €. Und es kommt noch besser: Für gewerbliche Anlie- ger, also Handwerker in München, klettern die Kosten für den Parkausweis pro Fahrzeug von 120 € auf ebenfalls 720 €. Für die Grünen-Stadträtin Gudrun Lux stellt das kein Problem dar. Die Handwerker könnten diese Kosten ja als Betriebsausgaben absetzen. Während so manch ein Handwerker noch über die betriebswirtschaftliche Grundqualifikation der Stadträte sinniert – man kann schließlich nur abset- zen, was man vorher auch verdient hat – werden diese Münchener Pläne zur Lachnummer in den so- zialen Medien. „Falls Ihr einen Dachdecker mit ein paar Paletten Dachziegeln in der U-Bahn trefft, grüßt einfach freundlich”. Oder: „Na, dafür wurde schließlich das Lastenfahrrad erfunden“. Durchaus nachdenkenswert ist da der Tipp eines anderen Facebook-Nutzers: Einfach keine Aufträge von Behörden mehr annehmen. Der Geschäftsführer Reinhard Clauss des Münchner Dachdecker-Innungsbetrieb J. Clauss GmbH hat in der BILD vorgerechnet, dass für diese Parklizenzen die jährlichen Kosten für seinen Dachdeckerbetrieb um 4.500 € steigen werden. Etwas andere Vorstellungen vom Handwerker-Par- ken hat da die CSU im Stadtrat. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 10. Januar 2022 meint CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl, es sei sinn- voller und nachhaltiger, die Parkgebühren anhand des Schadstoffausstoßes zu diskutieren. Das ver- wundert, denn parkende Handwerker-Fahrzeuge emittieren keine Schadstoffe.
Ziel des Parklizenz-Wuchers ist eine Entschärfung der Verkehrssituation und die Schaffung von Anrei- zen für die verstärkte Nutzung des ÖPNV. Es könnte jedoch zu weiteren Verspätungen im ÖPNV kommen, wenn die Dachdecker ihr Material in Zukunft mit Bus, Tram und S-Bahn zur Baustelle befördern müssen. Die Nachfrage von B AYERN D ACH im Rathaus der Lan- deshauptstadt, ob denn wenigstens vollelektrische Transporter weniger für die Parklizenz zahlen müssten, ergab eine Enttäuschung: Das Mobilitäts- referat teilte mit, „es handelt sich um zwei vonei- nander unabhängige Themen: die Förderung der Elektromobilität einerseits, die Gebühren für Hand- werker-Parkausweise andererseits. Die Förderung von E-Mobilität wurde von der Landeshauptstadt München vorläufig zum 31.12.2021 beendet”. Der Gedanke, die überteuerten Parklizenzen seien eingeführt worden, um für mehr Luftqualität zu sorgen, löst sich damit in schadstoffbelastete Luft auf. Dass es auch mit weniger „Handwerker-Diskrimi- nierung“ geht, zeigt der Vergleich mit anderen bayerischen Städten. In Nürnberg kostet das Par- ken für Handwerker pro Fahrzeug 80 € im Jahr, ge- folgt von Bamberg mit 90 €. Erlangen bittet mit 130 € zur Kasse. Augsburg liegt mit 150 € und Aschaffenburg mit 153 € nahezu auf gleichem Level. Ein Trost ist die neueste
Meldung wohl für Handwerker nicht: Auch die Parklizenz für Anwohner soll erhöht werden – von bisher 30 € auf demnächst 300 € jährlich.
15
Made with FlippingBook Digital Publishing Software