BayernDach Magazin 2-2023MB

EDITORIAL

Wünsche müssen erfüllbar sein

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, von der Politik auf Europa- und Bundes

Aber schon jetzt sind Staat und Behörden nicht in der Lage, aktuelle Mindestlohnverstöße und Verstöße gegen tarifrechtli che Ansprüche aufzudecken und zu verfolgen. Bauaufträge des Bundes sind natürlich nicht das Gros des Um satzes in der Bauwirtschaft. Einige Bundesländer und Kommu nen wollen auch kein Tariftreuegesetz. Sie behaupten, ihre Baumaßnahmen könnten damit nicht mehr durchgeführt wer den. Dabei wird ausgeblendet, dass nicht die Löhne der Bau wirtschaft oder die Materialkosten allein die Preistreiber sind. Vielmehr treiben unzureichende Planungen und Planänderun gen der Auftraggeber während der laufenden Bauphase oft die Baukosten in schwindelnde Höhen. Zusätzlich zum Eingriff in die Tarifhoheit werden wir mit dem Wunsch nach mehr Work-Life-Balance, den völlig neuen Vorstel lungen der jüngeren Gesellschaft, konfrontiert. Ich übersetze diese Vorstellung so: Mehr Freizeit durch weniger Arbeiten, freie Gestaltung der Arbeitszeit, mehr Mitbestimmung bei weni ger Verantwortung. Und das bei vollem Lohnausgleich. Bei allem Verständnis: Das wird so nicht finanzierbar sein, denn letztlich trägt die Kosten wiederum der Verbraucher. Und wenn der sich unsere handwerklichen Leistungen nicht mehr leisten kann, werden wir keine Aufträge mehr erhalten. Folglich wer den weniger Arbeitsstellen in unseren Betrieben zur Verfügung stehen. Ein spannendes Thema, mit dem wir uns in unseren Un ternehmen und in der Tarifpolitik intensiv befassen müssen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wieder liegt ein stressiges Arbeitsjahr vor uns. Das Unterneh mertum wird nicht einfacher werden. Wir, der LIV und das KPZ, stellen uns weiter diesen Herausforderungen, werden Sie wie bisher auf dem aktuellen Stand halten und Sie dabei unterstüt zen, damit Sie die unternehmerischen Herausforderungen meis tern können. Ich wünsche uns allen eine glückliche Hand bei unseren persönlichen und unternehmerischen Entscheidungen. Ihnen, Ihren Familien und Ihren Mitarbeitern wünsche ich alles Gute, ein optimales Arbeitsklima und vor allem Gesundheit und Schaffenskraft. Gemeinsam werden wir die Herausforderungen auch in diesem Jahres wieder bewältigen.

ebene werden uns Steuerzahlern umwelt-, sozialpolitische und energetische Phantastereien per Gesetz auferlegt. Über deren Sinn, deren Begründungen und vor allem deren Finanzie rung kann man nur den Kopf schütteln. Spontan fällt mir da das bekannte, meist von „angetüterten“ Karnevalisten und Volks festbesuchern gesungene und von Jupp Schmitz 1949 geschrie bene Lied ein: „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ Wir als Handwerksunternehmer, die vielgepriesene Wirtschafts macht von nebenan, werden über Lohnnebenkosten und Steu erabgaben ausgepresst wie Zitronen. Aber auch die meisten Bürger haben das Geld für die (Re-)Finanzierung der angekün digten Vorhaben nicht auf der hohen Kante. Zudem die „sozial“ ausgerichtete Bundesregierung „gleiches Geld für alle” verspricht. Um diesen Anspruch realisieren zu können, müssen aber alle Bürger mehr Geld in der Tasche haben. Ein echtes Osterei hat hier Bundesminister Hubertus Heil gelegt, wenn er sich immer mehr in die Tarifpolitik einmischt und die Tarifautonomie der eingesetzten Mindestlohnkommis sion unterminiert. Nach seinen Worten müsste bereits im kom menden Jahr eine kräftige Erhöhung des gesetzlichen Mindest- lohns erfolgen. Linke Politiker fordern sogleich mindestens 13 €, Sozialverbände gar einen Anstieg auf 14 €. Das wird natürlich auch Druck auf die anstehenden Tarifverhandlungen im Dach deckerhandwerk ausüben. Mit freier Tarifpolitik der Tarifpar teien hat das nichts mehr zu tun. Wenn künftig Staat und Sozialverbände anstatt der Tarifkommissionen den Lohn aus handeln: In Richtung welcher Staatsform bewegen wir uns dann? Das von Hubert Heil angekündigte Tariftreuegesetz, das bis zum Sommer als weiteres Gesetz auf den Weg gebracht werden soll, bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein gegen die Unterneh men, die sich weder an tarifliche Mindestlöhne und schon gar nicht an Tariflöhne halten. Denn es soll ja nur für Aufträge des Bundes gelten. Heils Worten „Wenn wir als Staat Steuergeld ausgeben, dann dürfen davon nicht länger Unternehmer profi tieren, die ihre Leute nicht ordentlich bezahlen“, gebe ich recht.

Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

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