BayernDach Magazin 1-2024 OEB / April

Animated publication

INFORMATION BAYERISCHER DACHDECKER

Ausg. 1-2024 OEB | April www.dachdecker.bayern

LVT 2024: SPANNUNG STEIGT DIGITALISIERUNG: ZIEL ERREICHT?

IHM: KLASSE(N)TREFFEN

Screenshot Google Maps

EDITORIAL

Bitte aussteigen Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

Bayerns Dachdeckern am zentralen Standort des Kompetenzzentrums Dachtechnik in Waldkirchen verdeutlicht. Dass auch dem Landkreis Freyung-Grafenau weiter daran gelegen ist, den Landesfachsprengel des Bayerischen Dachdeckerhandwerks am Standort Waldkirchen zu halten, zeigen dessen Investitionen in der Ge genwart. Die durchgeführte Generalsanierung des Berufsschulzentrums Waldkirchen mit Schwerpunkt der Modernisierung der von den Dach deckern genutzten Ausbildungshallen, Werkstätten und Schulungsräu men, erforderte ein Investitionsvolumen von ca. 15 Millionen Euro. Mit unseren eigenen Investitionen und denen des Landkreises Freyung Grafenau können wir als Bayerische Dachdecker mit Stolz behaupten, dass wir mit unserem Kompetenzzentrum Dachtechnik in Waldkirchen eines der modernsten Ausbildungszentren im Dachdeckerhandwerk Deutschlands geschaffen haben. Dessen Ausbildungsqualität ist bun desweit anerkannt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, oft wird schnell vergessen, was schon erreicht wurde. Und zu oft wird nur gesehen, was zu tun bleibt. Deshalb denke ich, dass es zum Ab schluss auch einmal beachtens- und betrachtenswert ist, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und damit in Erinnerung zu rufen, was wir gemeinsam geschaffen haben. Es war mir eine große Ehre, mit Ihrer Unterstützung und das in mich ge setzte Vertrauen die Geschicke des Landesinnungsverbandes und des Kompetenzzentrums Dachtechnik über viele Jahre führen zu dürfen. Dass man es nie allen recht machen kann, liegt in der Sache der Natur. Wichtig ist aber, wie man miteinander umgeht. Ich hoffe, ich konnte Ihnen gegenüber den gleichen Respekt zeigen, der mir stets entgegen gebracht wurde. Mit diesem, meinem letzten Editorial danke ich allen Wegbegleitern. Dank an alle aktiven und ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen in den Vorständen, Delegierten der Dachdecker-Innungen, Mitarbeite rinnen und Mitarbeitern des Landesinnungsverbandes und des Kompe tenzzentrums Dachtechnik, für die vertrauensvolle und offene Zusam- menarbeit in all diesen Jahren zum Wohle unserer Bayerischen Dachde ckerfamilie. Ihnen allen und Ihren Familien wünsche ich für die Zukunft alles er denkliche Gute, Gesundheit und Zufriedenheit. Der Bayerischen Dach deckerfamilie wünsche ich ein herzliches „Glück auf“. Letztmals als Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

nach insgesamt 31 ereignisreichen Jahren im Vorstand des Landesinnungsverbandes

des Bayerischen Dachdeckerhandwerks, davon 19 Jahre als Landes innungsmeister, steige ich im Juli dieses Jahres als aktiver Ehrenamtler aus dem Berufsverband des Dachdeckerhandwerks aus. Aussteigen an einem Ort, wo ich im März 1974 als einer der ersten Dachdeckerlehrlinge Bayerns am Bahnhof in Waldkirchen in Nieder bayern aussteigen musste – damals gefühlt im tiefsten Bayerischen Wald. Der Ort, der vor 50 Jahren von der damaligen Verbandsführung des Landesinnungsverbandes ausgesucht wurde als in einem Landes fachsprengel zusammengefassten Ausbildungsstandort des Bayerischen Dachdeckerhandwerks. Dieser Standort hat sich rasant entwickelt. Wurden zu Beginn für die Ausbildung mit Berufsschule und überbe trieblicher Ausbildung noch ehemalige Werkstätten im Berufsschulzen trum belegt, folgte eine strukturierte Erweiterung der Werkstätten und Unterrichtsräume der Dachdecker. Initiiert wurde dies von der Ver bandsführung und Kommunalpolitikern der Stadt Waldkirchen und des Landkreises Freyung-Grafenau. Mit der Einweihung 1980 des vom Landkreis für die Dachdeckerauszubildenden neugebauten Wohnhei mes dachten die damals beteiligten Politiker und die Verbandsführung, dass damit der krönende Schlussstein am Ausbildungsstandort Waldkir chen gesetzt sei. Doch damit lag man falsch, wie die weitere rasante Entwicklung des Ausbildungsstandortes zeigt. Um den Auszubildenden als auch den Meisterschülern eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten zu kön nen, wurden von den Delegierten der Bayerischen Dachdecker-Innun gen in den nachfolgenden Jahren zukunftsweisende Investitionen in Baumaßnahmen, Personal und Ausstattung beschlossen. Mit den vom Landesinnungsverband und Kompetenzzentrum realisier ten Neubauten der Ausbildungshalle Holztechnik, dem neuen Dachde ckerwohnheim für die Unterbringung unserer Auszubildenden wäh- rend der überbetrieblichen Ausbildung und der Modernisierung der eigenen Werkstätten und Schulungsräume wurden bisher rund sechs Millionen Euro investiert. Investitionen, die von den Mitgliedern des Kompetenzzentrums Dachtechnik und des Landesinnungsverbandes, also den Bayerischen Dachdecker-Innungen bzw. deren Delegierten, beschlossen und vom Bayerischen Dachdeckerhandwerk finanziert wur den. Investitionen, die den Willen zur Beibehaltung der Ausbildung von

2

INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4-13

36. Unternehmertagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14-15

Alles digital? Digitalisierung- was ist das, was geht da? Seiten 4-13

116. Landesverbandstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16-17

DMS Meistertage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18-19

BG BAU Ehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20-21

Neue Fachregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22-25

Landesverbandstag Die Spannung wächst. Seiten 16-17

Fachexkursion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26-29

WIR FEIERN

50 JAHRE AUSBILDUNG IN WALDKIRCHEN

116. Landesverbandstag Waldkirchen 5.-7. Juli 2024 Bayerisches Dachdeckerhandwerk Landesinnungsverband

Weiterbildungsprogramm 2023/2024 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30-33

Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Positionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Ab nach Afrika Auf Fachexkursion nach Marokko. Seiten 26-29

Branche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Werbemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Branche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Ein Ansprechpartner Die Beschäftigung Schwerbehinderter. Seite 47

IHM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40-41

Aus den Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42-46

Arbeitsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

BayernDach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

KPZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Blaue Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50-58

Attraktiver Arbeitgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3

DIGITALISIERUNG

Vom Handwerk

zum Digital-Werk?

Foto: Pixabay

DIGITALISIERUNG IST ZU EINEM „ZAUBERWORT” GEWORDEN. KEIN LEBENS- UND ARBEITSBEREICH SCHEINT KÜNFTIG MEHR OHNE DIE DIGITALISIE RUNG (ÜBER-)LEBENSFÄHIG ZU SEIN. DABEI SIND VIELE BEGRIFFE NOCH NICHT EINMAL EINHEITLICH DEFINIERT. UND DAS BEGINNT SCHON BEI DEM WORT „DIGITALISIERUNG”.

seite www.DE.DIGITAL zu definieren: „Digitalisie rung bedeutet die Verwendung von Daten und al gorithmischen Systemen für neue oder verbesserte Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle”. Und weiter: „Die Kennzeichen der Digitalisierung sind die Virtualisierung und Vernetzung der realen Welt, das Teilen von Daten sowie die plattformba sierte Organisation von Wertschöpfungsketten. Das Besondere daran ist, dass Daten und Datenmodelle keinem physischen Verschleiß unterliegen und des

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima schutz versucht, Digitalisierung auf seiner Internet

4

DIGITALISIERUNG

halb von mehreren Akteuren gleichzeitig und mehrfach genutzt werden können. Dies eröffnet zugleich eine hohe Skalierungsfähigkeit von Ge schäftsmodellen und deren Organisation über Plattformen”. Auf das Dachdeckerhandwerk übertragen bedeu tet dies zunächst, dass administrative Arbeitsab läufe mittels Digitalisierung optimiert werden könnten. Das beginnt schon bei der Routenpla nung zur Baustelle und endet nicht bei der Arbeits zeiterfassung. Auch auf der Baustelle selbst kann Digitalisierung

Situationen zurechtzufinden und Aufgaben durch Denken zu lösen. Eine neue Situation bedingt aber zunächst einmal, alte oder ähnliche Situationen zu kennen und zu erkennen. Nach diesem ersten Schritt kann das Denken und Finden neuer Lösungen erfolgen. Voraussetzung für künstliche Intelligenz ist dem nach, dass diese auf eine möglichst umfassende Da tensammlung zugreifen und daraus neue Schlüsse ziehen kann. Dies kann die Kombination und der Vergleich verschiedener gesammelter „Erfahrun gen” (Daten) sein – oder eigene „Lernerfahrun

die Möglichkeit eröffnen, Lager- und Warenbestände online abzufra gen, die Abläufe zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die mittlerweile am weitesten ver breitete Form der Digitalisierung im Dachdeckerhandwerk ist die Kom munikation und Datenerfassung per Smartphone. Dazu gehört die „klas sische” akustische (telefonische) Kommunikation ebenso wie die Foto-Dokumentation von Baustellen und Baustellenbereichen. Natürlich können auch bei der Pla nung, Aufmaßermittlung, Ange botserstellung und Dachüberprüf- ung/Wartung digitale „Werkzeuge” eingesetzt werden. Hierzu gehören digitale Bilderfassungsgeräte

gen” von KI. Denn auch KI kann selbst Erfahrungen sammeln, zur Entscheidungs-(Denk)Findung nega tive Erfahrungen berücksichtigen und bei der Lösungsfindung aus schließen. KI ist also entweder von dem „Input” ihrer menschlichen „Erzeuger” abhängig. Oder die KI trainiert sich selbst aufgrund negati ver oder positiver Erfahrungen. So können auch neuronale Netze wie derum andere neue neuronale Netze generieren. KI kann sowohl rationale als auch ethische Entscheidungen treffen und entsprechende Lösungen fin den. Auch hier kommt es auf deren Programmierung an. Gerade Ethik in der KI ist also subjektiv. Zwar wird es durchaus einmal mög lich sein, einen „künstlichen Dach

„Schon zwei Drittel (68 Prozent) aller Handwerks betriebe in Deutschland nutzen digitale Technologien und Anwendungen” ZDH/Bitcom Research 2022

ebenso wie Drohnen und entspre chende Softwarelösungen. Jedoch kann keines dieser zahlreichen „Hilfsmittel” den „Menschen Dachdecker” derzeit ersetzen. Ein weiteres „Wundermittel” im Hype um die Digi talisierung rückt KI – künstliche Intelligenz – immer mehr in den Fokus. Um künstliche Intelligenz zu definieren, muss zuerst einmal exakt erklärt wer den, was Intelligenz überhaupt ist. Und genau das hat die Wissenschaft bis heute nicht einheitlich festgelegt. Eine recht allgemeine Definition be schreibt Intelligenz als die Fähigkeit, sich in neuen

decker” zu erschaffen. Ob er jedoch in der Lage sein wird, die mechanische Arbeit unter Berücksich tigung von Fachregelwerk, äußeren Einflüssen (Wetter u. ä.) sowie Individualität eines jeden Da ches ebenso einzigartig und optimal zu lösen wie sein menschliches Vorbild, kann heute niemand si cher beantworten. Dies ist auch von den Möglich keiten und dem Stand der Robotik anhängig. Die KI ist derzeit noch eine „Inselbegabung”: Sie ist für eine einzige Aufgabe entwickelt und trainiert.

5

DIGITALISIERUNG

Eine KI, die alles kann, existiert (noch) nicht. Die „schöne neue Digital-Welt” kann zwar Arbeits prozesse optimieren, doch sie hat auch Schattensei ten: Jede Information, die gesendet oder abgeru- fen wird oder für den Zugriff hinterlegt ist, kann theoretisch auch von Unbefugten manipuliert wer den. Sie kann inhaltlich verändert, gesperrt oder mitgenutzt werden. Auch wenn z. B. eine optimierte Routen- oder Ab laufplanung durch Digitalisierung beim Energie sparen hilfreich sein kann: Unter dem Gesichts- punkt der Nachhaltigkeit lässt die Digitalisierung den Gesamtenergieverbrauch nicht unbeeinflusst. Die „KONTEXT: Wochenzeitung” hat in einem Bei trag im Februar 2019 diesen Aspekt genauer unter die Lupe genommen. Allein der Stromverbrauch würde energiebewussten Menschen den Schweiß auf die Stirn treiben. Der globale Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnolo gien betrug im Jahr 2017 ca. 2.300 Terawattstunden – also 2.300 Milliarden kWh. Bis 2030 wird er sich auf ca. 8.000 TWh erhöhen. Bereits das Internet war daran 2017 mit 10 % am weltweiten Stromver

brauch beteiligt. Noch bis zum Ende dieses Jahr zehnts wird dieser Anteil auf 30 % steigen. Bereits 2015 entsprach das in Deutschland einem pro-Kopf verbrauch von 600 kWh pro Jahr – nur für die In ternetnutzung. Wahre Wunder werden von ChatBots erwartet, die vom Kundenanschreiben bis zur Masterarbeit allein durch Eingabe weniger Stichworte Texte verfassen und sogar Programmcodes schreiben können. ChatBots wie ChatGPT können zwar Unterstützung liefern. Doch die Ergebnisse sollten dringendst nachrecherchiert werden. ChatGPT zum Beispiel griff bisher auf Informationen bis September 2021 zu. In der neuesten Version wurde der Zugriff auf Inhalte bis April 2023 aktualisiert. Dennoch kann auch die beste Aktualisierung eine Nachrecherche und Prüfung – also menschliches Handeln – nicht ersetzen. Das bedeutet nun natürlich nicht, deshalb gleich zum Wiederaufbruch in die Steinzeit aufzurufen. Aber allein diese Tatsachen sollen bewusst machen, dass die Digitalisierung allein keine Wunder voll bringen kann. Digitalisierung kann Werkzeuge be reitstellen, die das Arbeitsleben erleichtern. Nicht mehr und nicht weniger. Eine wirkliche Erleichterung wäre es, Bürgern eine digitalisierten Verwaltung zur Verfügung zu stel len, die persönliche Behördengänge und Anträge auf Papier ersetzt. Nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollten eigentlich bis Ende 2022 bereits 575 öffentliche Dienstleistungen zugänglich sein. Die Realität: Bayern führt dabei mit gerade einmal 246 digitalen Dienstleistungsangeboten unter allen Bundesländern.

Tablet, Smartphone und Drohne sind inzwischen alltägliche „di gitale Werkzeuge” auf der Dach-Baustelle.

6

DIGITALISIERUNG

Foto: Fotolia

Schon online?

WIE IST DER STAND UND DIE ZUKUNFT DER DIGI TALISIERUNG IM HANDWERK? EINEN SEHR GUTEN EIN- UND AUSBLICK GIBT DAS „DIGITALISIERUNGS BAROMETER”. Das Digitalisierungsbarometer ist eine Studie von 2020 von „wirsindhandwerk GmbH” und des For schungsinstituts „Lab4Innovations GmbH & Co. KG” und wurde u. a. unterstützt vom ZDH und der Deutschen Bank. Diese Analyse zeigt einerseits den Stand der Digita lisierung speziell in Betrieben des Bau- und Aus

baugewerbes auf. Sie informiert aber auch über die Erwartungen der Kunden bei der Suche und Auswahl von Handwerksbetrieben und den Einfluss auf die Berufswahl bei Jugendlichen. Bei Inhabern von Handwerksbetrieben herrscht eine deutlich positive Einstellung zur Digitalisie rung. Besonders bei den Zielgruppen der unter 50 Jährigen, bei höherem Bildungsniveau und zuneh- mend mit der Betriebsgröße steigt die Bedeutung der Digitalisierung. Am weitesten fortgeschritten sind die Digitalisie rungsprozesse in den Bereichen Geschäftsführung

7

DIGITALISIERUNG

und Verwaltung. Großer Nachholbedarf besteht je doch in einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrate gie. Bemerkenswert: Nur etwa jeder zweite befragte Betriebsinhaber (51 %) ist überzeugt, dass Digitali sierung helfe, effizienter arbeiten zu können. Zu den Rahmenbedingungen gehören Kriterien wie die Internetverbindung am Betriebssitz (66 % Zufriedenheit) sowie die Bereitstellung von digita len Endgeräten für die Mitarbeiter (53 %). Wie entscheidend die Internetverbindung für die Datenspeicherung ist, zeigt ein weiterer Wert: Im ländlichen Raum nutzen 84 % der Betriebe eigene Server anstatt Cloudlösungen. Bei der Bereitstellung von mobilen Endgeräten zeigt sich eine deutliche Abhängigkeit von der Be triebsgröße: Nur 38 % der Handwerksbetriebe unter fünf Mitarbeitern stellen ihren Mitarbeitern

mobile Endgeräte zur Verfügung. Hier besteht Auf holbedarf. Fast drei Viertel der Befragten (71 %) arbeiten mit mehr als zwei Softwarelösungen. Jedoch ist die Zu friedenheit beim Zusammenwirken der Lösungen verbesserungswürdig: Nur 61 % der befragten Be triebsinhaber sind hier zufrieden. Die Digitalisierung voranzutreiben, wird auf jeden Fall zur Mammutaufgabe, denn zwei von drei Be triebsinhabern sind mit dem Stand der Dinge in ihrem Betrieb durchaus zufrieden. Weshalb sollten sie also etwas ändern? Wie groß das Potenzial der digitalen Arbeitshilfen jedoch ist, zeigen die folgenden Zahlen: Bei ledig lich 37 % der Betriebe ist ein mobiler Zugriff auf Kunden- und Projektdaten derzeit möglich. Die Möglichkeiten der mobile Zeiterfassung wird sogar nur von jedem fünften Betrieb genutzt.

Fotos: Pixabay

Das „Digitalisierung-Potenzial” im Handwerk ist hoch, die Möglichkeiten fast unbegrenzt. Doch schon beim mobilen Zugriff auf Kun den- und Projektdaten zeigt sich: Nur rund ein Drittel der Betriebe nutzen diese Möglichkeit.

8

DIGITALISIERUNG

Ein 3D-Aufmaßprogramm wird nur von 14 % der Befragten genutzt. Mit CAD-Planungs- und Kon struktionsprogrammen arbeiten auch nur 14 %. Ebenso ist das Potenzial bei der digitalen Werk zeug- und Materialverwaltung enorm, da bislang nur von weniger als jeder 6. Betrieb damit arbeitet. Während in den Gewerken Elektro

Vordergrund: - ein Kontaktformular, auf dem das Anliegen auch ausführlich beschrieben werden kann; - Referenzen in Bild oder Video; - Kundenbewertungen; - Vorstellung der Mitarbeiter und ihren Qualifika tionen.

und Sanitär-Heizung-Klima ein überdurchschnittlicher Digitalisie rungsgrad anzutreffen ist, liegt die Quote im Dachdecherhandwerk etwa im Durchschnitt, gefolgt vom Zimmerer-, Maler- und Fliesenleger handwerk. Neue Technologien wie VR-Brillen, Exoskelette, BIM, künstliche Intelli genz aber auch Drohnen werden in ihrer Gesamtheit nicht als sonderlich relevant für den eigenen Betrieb empfunden. Ob sich hier z. B. mit dem Erscheinen der Apple Vision Pro Brille etwas entscheidend än dern wird, bleibt abzuwarten. Während 86 % eine Veränderung ihrer Arbeit durch die Digitalisie rung erleben, sehen jedoch nur 59 % diese Veränderungen auch positiv.

Fast jeder zweite Kunde erwartet die Möglichkeit der Zusendung einer digitalen Rechnung (47 %). Bei Neubau und Sanierungen wünschen sich Kunden ein digitales Bautage buch. Erstaunlich ist, dass die Aktivitäten der Handwerksbetriebe in den so zialen Medien mit 27 % eher eine untergeordnete Relevanz haben. Bei der Berufswahl für einen Beruf im Bau-/Ausbaugewerbe verwun dert, dass noch nicht einmal jeder zweite Jugendliche (45 %) dabei Wert auf Arbeitstools wie PC und In ternet legt. Vorrangig ist das Erleb nis der direkten Wahrnehmung des Arbeitsergebnisses, die Arbeit mit den Händen und die Teamarbeit. Zusammenfassend kann also festge

„44 % der Kunden sind der Meinung, dass ein Handwerks- betrieb, der bei

der Digitalisie rung nicht mit macht, keine Zukunft hat”

Digitalisierungsbarometer 2020

halten werden, dass die digitale Präsenz für poten zielle Kunden besonders wichtig ist. Weniger Wert wird auf die Aktivitäten in den sozialen Medien ge

Und wie sehen es die potenziellen Kunden der Handwerker? Hier wird es inzwischen als Qualitäts merkmal gesehen, wenn ein Betrieb digital gut aufgestellt ist. Die Bau- und Ausbaugewerke schneiden in diesem Bereich aus Sicht der Kunden am schlechtesten ab. Eine zentrale Rolle bei der Auswahl eines Betriebs spielen die Internetpräsenz und die Bewertungen im Internet. Immerhin bestätigen 57 % der befrag ten Kunden, dass sich der „gute Ruf des Handwer kers auch online widerspiegeln muss”. 44 % sind der Meinung, dass ein Handwerksbetrieb, der bei der Digitalisierung nicht mitmacht, keine Zukunft mehr hat. Was erwarten Kunden von der Internet präsenz eines Handwerksbetriebs? Hier stehen im

legt. Bei der Einführung digitaler Prozesse im Be trieb besteht ein großer Nachholbedarf – gerade bei bodenständigen und älteren Betriebsinha bern. Für die Berufswahl ist die Arbeit mit digita len Werkzeugen zweit rangig.

9

DIGITALISIERUNG

Fotos: Pixabay

Unangemeldeter Besuch

MIT DEM GRAD DER DIGITALISIERUNG STEIGT AUCH DIE GEFAHR, ZIEL UND OPFER VON MANI PULATIONEN ZU WERDEN. Licht und Schatten: Über einen Internetauftritt sichtbar, über E-Mail erreichbar zu sein, Daten auf einem internen oder externen Speicher (Cloud) zu hinterlegen und/oder Daten auszutauschen – all das erhöht die Gefahr, angreifbar zu werden.

Dabei sind es nicht nur kriminelle, professionelle Hacker, die in betriebsinterne Netzwerke eindrin gen wollen und können. Nach den Erfahrungen von IBM, einem der bekanntesten Technologie Konzernen, stecken hinter Verstößen gegen die Cybersicherheit nicht selten böswillige Insider. Sie agieren für sich selbst oder in Zusammenarbeit mit externen Hackern. Ihr Ziel kann sein, Daten zu blo ckieren, zu kopieren, zu manipulieren, um diese zu

10

DIGITALISIERUNG

verkaufen oder das betroffene Unternehmen damit zu erpressen. Mit jeder neuen Anwendung, mit jedem unterlas senen Sicherheitsupdate, mit jedem Zugang wächst die Gefahr. Dazu gehört auch das immer beliebtere „Internet der Dinge” – auch Internet of Things (IoT) – also Smarthome-Lösungen. Bittere Wahrheit ist auch, dass die IT-Sicherheit ei gentlich permanent getrieben wird von immer raf finierteren Hackern. Die IT-Sicherheit läuft Bedro- hungen stets hinterher und sucht Lösungen, diese zu blockieren. Die sechs gängigsten Bedrophungen sind 1. Mal ware : Viren, Trojaner, Würmer, Spyware mit dem Ziel, unter Umgehung von Antivirensoftware den Zugang zu IT-Systemen zu erreichen. 2. Ransomware : Diese Schadsoftware versucht, Daten aus Systemen zu löschen, zu sperren oder zu verbreiten und wird zur Erpressung eingesetzt. 3. Phishing : Hier wird ver

die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer zu werden. Die besten Schutzmaßnahmen sind eine verschlüs selte Kommunikation, die Verschlüsselung von ru henden Daten auf Servern, beim Datenaustausch mit Servern und bei der Datennutzung über Server. Dazu kommt ein umfassender Schutz (Virenschutz, Firewall) vor unberechtigtem Eindringen in be triebseigene Systeme, die Sensibilisierung und stän dige Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit Daten und Anwendungen. Außerdem sollten Log In-Daten und Passwörter niemals mehrfach für ver schiedene Anwendungen genutzt, regelmäßig geändert und auf keinen Fall unverschlüsselt zu gänglich – besonders nicht in einer Cloud – gespei chert werden. Nach einer Empfehlung der TU Mannheim sollten Passwörter mindestens zehn, besser zwölf Zeichen lang sein und aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen bestehen. Je länger ein Passwort ist, desto sicherer ist es.

sucht, unter dem Deckmantel eines vermeintlich seriösen Absenders eine Rückmeldung mit sensiblen Daten zu errei chen (Bestätigung von Log-In Daten etc.). 4. DDoS-Angriffe : Bei diesen

Vom Status bis zur regelmä ßigen Überwachung der Si cherheit von betriebseigenen IT-Systemen bietet der z. B. der IT-Spezialist BreakinLabs in Re gensburg maßgeschneiderte Lösungen an.

„Distributed Denial-of-Service” wird versucht, durch massiv gebündelte

Anfragen/Datenverkehr, ein System, eine Anwen dung oder einen Server per Überlastung zum Ab sturz zu bringen. 5. Advanced Persistent Threats : Ziel ist es, über einen längeren Zeitraum unbemerkt in einem Sys tem/Netzwerk zu verbleiben, um Daten mitzu schreiben und Geschäftsvorgänge mitzuverfolgen. 6. Man-in-the-Middle-Angriff : Bei diesem Lausch angriff (oft in ungesicherte WiFi-Netzwerke) wird versucht, Daten abzufangen und an Unberechtigte weiterzuleiten oder zu verkaufen. Einen hundertprozentigen Schutz gegen Cyberan griffe gibt es nicht. Je höher die Schwelle gegen Angriffe gesetzt wird, desto geringer ist allerdings

Mit BreakingLabs besteht ein Rahmenabkommen des LIV Bayern exklusiv für Mitgliedsbetriebe. Siehe auch B AYERN D ACH Ausgabe Juli 2023.

11

DIGITALISIERUNG

Fotos: Pixabay

Speichern über die Wolken

DAMIT JEDER (BEFUGTE) JEDERZEIT ZUGRIFF AUF RELEVANTE DATEN HAT UND EBENSO AUCH ER FASSTE DATEN UND BILDMATERIAL ANDEREN ZUR VERFÜGUNG STELLEN KANN, WIRD VIEL SPEICHER PLATZ BENÖTIGT. Speicherplatz kann natürlich im eigenen Betrieb „platziert” werden. Diese lokale Lösung ist zu nächst mit größerem Aufwand verbunden. Zudem

muss zwingend ein Backup-System installiert wer den. Darüber hinaus birgt die lokale Lösung das Ri siko, dass z. B. im Falle einer Zerstärung des Speichers – ob Kurzschluss, Vandalismus, Einbruchs diebstahl oder Brand – die Daten verloren sind. Die bessere Lösung sind Cloud-Speicher. Diese sind online für jeden Berechtigten „on Air” erreichbar. Doch auch dabei sind einige Dinge zu beachten. Um bereits im Vorfeld Konflikte auszuschließen,

12

DIGITALISIERUNG

sollte der Cloudanbieter in jedem Fall mit europäischen und deut schen Datenschutzgesetzen ebenso konform sein wie mit den Vorschrif ten der Datenschutz-Grundverord nung DSGVO. Idealerweise sollte im Cloud-Ange bot auch gleich eine fertige, aber dennoch individuell konfigurierbare Softwarelösung für den Datenzu griff und Upload enthalten sein. Das erspart die aufwändige Erstellung von eigenen Lösungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Datensicherheit. Enthalten sein sollte in jedem Fall eine Verschlüsse lung sowie die Sicherheit, dass auch beim Cloud-Dienstleister eine ent sprechende Absicherung gegen Da tenverlust und unberechtigtem Datenzugriff gewährleistet ist. Allein der Preis darf bei der Auswahl des Speichers ebenso wenig das ent scheidende Kriterium sein wie der eventuell bereits kostenlos enthal tene Speicherplatz. Hier locken ge rade Anbieter aus China mit erstaunlichen Angeboten. Jedoch ist in Bezug auf Datensicher heit gerade bei diesen Anbietern besondere Vor sicht geboten. Wichtig ist auch der Standort des Servers des Cloud-Anbieters. Die Server vieler Anbieter stehen in den USA. Damit jedoch fallen die dort gespei cherten Daten nicht unter das europäische und deutsche Datenschutzrecht. Ein weiterer wichtiger Aspekt kann für viele Be triebe auch die permanente Synchronisation der Daten auf allen dazu berechtigten Endgeräten sein. Dann ist es gewährleistet, dass alle Daten auf allen „angeschlossenen” Geräten stets auf dem gleichen Stand sind. So kann gemeinsam und zeit gleich an einem Projekt gearbeitet und Daten ent sprechend genutzt werden.

Einige Anbieter von Cloudlösungen bieten zusätzlich sogenannte Ver sionierungen an. Alle Daten werden dabei für einen festzulegenden Zeitraum – üblich sind hier meist 30 Tage – gespei chert. Wird ein Dokument einmal versehentlich oder voreilig gelöscht, kann zu einer früheren Version zu rückgekehrt und diese wiederherge stellt werden. Im Vorfeld sollte aber unbedingt geklärt werden, ob diese Zusatzfunktion für alle Dateifor mate oder nur für ausgewählte For mate verfügbar ist.

Der Datenspeicher im eigenen Betrieb ist meist keine gute Lösung, denn bei Brand, Einbruch und Vandalismus droht Totalverlust der Daten.

13

UNTERNEHMERTAGUNG

Fotos: Schneider

Digitale Aussichten

DIE DIGITALE WELT – WAS HEUTE SCHON GEHT UND WAS MORGEN MÖGLICH SEIN WIRD. DIESEN AUSBLICK GAB ES AUF DER 36. UNTERNEHMERTA GUNG IN INGOLSTADT. Die Alte Reithalle war der sichtbare Kontrast zu den Zukunfts-Themen der 36. Unternehmertagung am Dienstag, 6. Februar 2024, in Ingolstadt. Die Unternehmertagung ist ein bewährtes Format, dieses Schwerpunktthema war jedoch völlig neu. Nach der Eröffnung durch Kay Preißinger war so fort klar: Die Referate werden hochkarätig sein. Erster Referent war Wolfgang Karl von der Aucto res GmbH, Neumarkt. In Vertretung für den Aucto res-Geschäftsführer Karl Weigl vermittelte Wolf- gang Karl hilfreiche Tipps und Anregungen, wie Digitalisierungsprojekte im Betrieb geplant umge setzt werden können. Dabei wies er auf auf die Förderprogramme von Bund und Land für Digitali sierungsmaßnahmen hin. Vortrag Nr. 2 von Kathrin Post-Isenberg befasste sich mit dem Thema „Social Media Recruiting“.

Damit hatte die ausgebildete Steinmetzmeisterin bereits beim „Mittelstand-Digital Zentrum Hand werk“ des ZDH begeistert. Ihre Botschaft: Instagram und Co. bieten für Hand werksbetriebe neue Möglichkeiten bei der Perso nalsuche und Außendarstellung. SocialMedia- Kanäle sind eben nicht nur für Tanzvideos und Baustellenfotos geeignet.

Digitalisierung ist nicht nur ein Thema für die nächste Genera tion, wie der Altersmix der rund 40 Teilnehmer zeigte.

14

UNTERNEHMERTAGUNG

Um die elektronische Rechnung in unterschiedlichs ten Formaten und die gesetzlichen Anforderungen an diese von immer mehr Kunden gewünschte Art der Rechnungsstellung ging es im nächsten Vor trag. Susanne Hörl, Partner Manager Crossinx GmbH und Raoul Koch, Country Head Banqup Ger many, gaben hier einen verständlichen Überblick. Fazit der 36. Unternahmertagung: Keine Angst vor neuen Themen – denn die Qualität der Referenten zählt und nicht die Zahl der Teilnehmer zeichnen eine gute Unternehmertagung aus.

LIV-Bayern Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Thorsten Meyerhöfer moderierte die 36. Unternehmertagung in Ingolstadt.

Thomas Moosmüller, Geschäftsführer der Breakin Labs GmbH aus Regensburg, gab einen Ein- und Überblick über die aktuelle Bedrohungslage in der digitalen Welt. Sein Unternehmen hat sich auf die effiziente Sicherheitsüberprüfung von Netzwerken spezialisiert und bietet seine Dienste auch in einem Rahmenabkommen für Innungsmitglieder an.

Oben: SocialMedia ist mehr als Tanzvideos und Baustellenbil der, erklärte Kathrin Post-Isenberg. Unten: Um die digitalen Rechnungen ging es bei Susanne Hörl und Raoul Koch.

Wolfgang Karl von Auctores gab Tipps zur Umsetzung von Digi talisierungsprojekten im Betrieb.

15

116. LANDESVERBANDSTAG

WIR FEIERN

116. Landesverbandstag Waldkirchen 5.-7. Juli 2024 Bayerisches Dachdeckerhandwerk Landesinnungsverband 50 JAHRE AUSBILDUNG IN WALDKIRCHEN So einen Landesverbandstag gibt es nur alle 116 Jahre

ALLEN GRUND ZUM FEIERN HABEN BAYERNS DACHDECKER VON 5.-7. JULI 2024: ZUM EINEN DEN 116. LANDESVERBANDSTAG, ZUM ANDEREN 50 JAHRE AUSBILDUNG IN WALDKIRCHEN. Schon der Auftakt mit dem Begrüßungsabend ist einzigartig: Gefeiert wird am Freitag, 5. Juli 2024, abends – outdoor – im Granitzentrum Bayerischer Wald bei Hauzenberg. In diesem Granitsteinbruch warten ein Grillbuffet, Cocktailbar, Eiswagen und Musik von der „Oimsummamusi” auf die Teilneh mer. Früh aufstehen ist am Samstag, 6. Juli, angesagt.

Die Öffentliche Kundgebung mit dem großen Fest akt „50 Jahre Ausbildung in Waldkirchen” im Gäste- und Bürgerhaus Waldkirchen wird von Lan desinnungsmeister A. Ewald Kreuzer eröffnet. Neben zahlreichen Grußworten aus Politik und Wirtschaft wird Hubert Aiwanger, stv. Ministerprä sident Bayern und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, die Festrede hal ten. Nach einem Mittagsimbiss stehen drei sehenswerte Rahmenprogramme zur Wahl: Die Genießer-Tour in die Penninger Brennerei mit Verkostung und Imbiss, die Stadtfuchs-Tour Passau

16

116. LANDESVERBANDSTAG

für Kulturfreunde mit anschließender Café-Pause und die Baumwipfelpfad-Tour mit einer Brotzeit. Zum großen Festabend im Gäste- und Bürgerhaus Waldkirchen erwartet die Gäste das große Dinner, musikalische Begleitung und Tanzmusik von „The Elevators” und eine Showeinlage. Am Sonntag, 7. Juli, geht es weiter mit der Dele gierten-/Mitgliederversammlung von LIV/KPZ und der Mitgliederversammlung des BFW. Parallel dazu gibt es die Gelegenheit, an einer Be sichtigung des KPZ Wohnheims und der Dachde cker-Werkstätten im Staatlichen Berufsschulzen- trum teilzunehmen. Stärkung für die Heimreise verspricht der Mittags imbiss im Gäste- und Bürgerhaus Waldkirchen. Sowohl am Anreisetag als auch am Abreisetag gibt es Bustransfers vom Bahnhof Passau nach Waldkir chen bzw. wieder zurück nach Passau. Ebenso ga

rantieren Transfers und Pendelbusse das problem lose Erreichen der Hotels und aller Veranstaltungen im Rahmen des 116. Landesverbandstags.

Alle Informationen im Detail sowie die Busfahrpläne können über einen QR-Code abgerufen werden.

Seit 50 Jahren werden alle Dachdeckerinnen und Dachdecker Bayern in Waldkirchen ausgebildet – und viele von ihnen auch bis zum Meistertitel. Grund genug, dieses Jubiläum beim 116. Landesverbandstag zu feiern.

17

DMS-MEISTERTAGE

Alle Meister sind schon da...

DIE 43. MEISTERTAGE IN WALDKIRCHEN WAREN EIN TREFFEN UNTER FREUNDEN. UND IN DIESEM KREIS WURDEN FACHLICHE INFORMATIONEN VER MITTELT - UND NATÜRLICH AUCH KRÄFTIG GEFEI ERT. Von 25.-27. Januar 2024 war Waldkirchen erneut der Mittelpunkt der Dachdecker-Welt. Das zeigte sich schon beim Empfang im Bürgerhaus. „Hier wird die Fahne der Dachdecker hochgehalten”, be tonte FRG-Landrat Sebastian Gruber und dankte den Dachdeckern für ihre Treue zum Standort Waldkirchen. Hochkarätiges Fachwissen wurde bei den zahlrei chen Vorträgen vermittelt. So von Jörg Rößler vom LIV Bayern, der über Aktuelles aus der Fachtechnik berichtete. Klaus Jochen von der Handwerkskam mer Niederbayern-Oberpfalz informierte über die Unternehmensbewertung. Der Sachverständige Dr. Wilfried Krah zeigte auf, wie der Klimawandel Technik und Materialien beeinflussen. Um den Brandschutz am Dach ging es bei Ramona Scheidl

„Von vorn bis hinten bestens gelungen”, fasste DMS-Vorstand Heribert Schuck (li.) die 43. Meistertage zusammen.

von der Bayerischen Versicherungskammer. Beim ehemaligen Ringkampf-Sportler Alexander Leipold ging es um die Selbstmotivation. Nahezu unfass bare Schadensfälle stellte der Landesinnungsmeis ter und ö. b. v. Sachverständige A. Ewald Kreuzer vor und im traditionellen „Jetzt red' i” gab es Gele genheit für Fragen und offene Diskussionen. Aber auch das gesellschaftliche Treffen kam nicht zu kurz bei diesen Meistertagen. Gefeiert wurde

18

DMS-MEISTERTAGE

ausgiebig – sowohl beim zünftigen Empfangs abend in der Dachdecker-Werkhalle als auch beim Festabend in der Genießerbäckerei Pilger. „Von vorn bis hinten bestens gelungen”, fasste DMS-Vorstand Heribert Schuck die 43. Meistertage treffend kurz zusammen. Und da sprach er für alle 150 Teilnehmer.

19

BG BAU

Ausgezeichnet

DIE BERUFSGENOSSENSCHAFT DER BAUWIRTSCHAFT (BG BAU) HAT LANDESINNUNGSMEISTER A. EWALD KREUZER FÜR SEIN EHRENAMT LICHES ENGAGEMENT IN DEN GREMIEN IHRER SELBSTVERWALTUNG MIT DER GOLDENEN VERDIENSTMEDAILLE AUSGEZEICHNET.

20

Foto: Jan-Peter Schulz – BG BAU

BG BAU

Die Verleihung der Auszeichnung fand im Rahmen des Symposiums „Bauwirtschaft – Quo vadis“ be reits am Montag, 11. September 2023, in Berlin statt. A. Ewald Kreuzer ist Gründer und Inhaber der Firma Kreuzer Dachbau in Neumarkt/Opf. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer war er mehr als ein Jahrzehnt ehrenamtlich als Arbeitgebervertre ter in der Selbstverwaltung der BG BAU aktiv. Angefangen hat alles im Jahr 2011, als Kreuzer Mit glied im Vorstand der BG BAU wurde. Seitdem hat er auch den Präventionsausschuss der BG BAU ge leitet. Dem Bauausschuss gehörte Kreuzer seit 2016 an, nachdem er schon ein Jahr zuvor dessen stell vertretendes Mitglied wurde. Ab 2017 hat A. Ewald Kreuzer dann auch dieses Gremium geleitet und wurde außerdem Mitglied im Ständigen Ausschuss der BG BAU. Zur Sozial wahl 2023 hat er die Selbstverwaltung der BG BAU aus Altersgründen verlassen. Der ehrenamtliche Einsatz von A. Ewald Kreuzer geht aber auch über die BG BAU hinaus: So enga giert er sich unter anderem seit 2005 als Landesin nungsmeister des Bayerischen Dachdeckerhand- werks Landesinnungsverband und war viele Jahre im Vorstand der Berufsgenossenschaftlichen Bil dungsstätte Süddeutschland e. V., im Beirat der Be ratungsgesellschaft für Arbeits- und Gesundheits- schutz (BfGA) München sowie im Beirat der BfGA Berlin. Zu nennen sind weiterhin Mitgliedschaften in der Gesellschafterversammlung des BG-Klini kums Murnau sowie die stellvertretende Mitglied schaft in der Gesellschafterversammlung der berufsgenossenschaftlichen Klinik für Berufskrank heiten Falkenstein. In all diesen Gremien hat sich A. Ewald Kreuzer über viele Jahre engagiert und sich stets für hohe Arbeitsschutzstandards in der Branche eingesetzt. Gemeinsam mit seinen ehrenamtlichen Kollegin nen und Kollegen sowie den hauptamtlichen Ver treterinnen und Vertretern der BG BAU hat Kreuzer praxistaugliche Lösungen mitentwickelt, die für mehr Sicherheit und weniger Gefährdungen

für die Beschäftigten am Bau sorgen. Ganz vorn stand und steht für Kreuzer dabei der Gedanke einer ganzheitlichen Prävention. Für dieses beson dere und umfassende Engagement wurde A. Ewald Kreuzer zum Ende seiner Amtszeit von der BG BAU mit der Goldenen Verdienstmedaille ausgezeich net. Zur Sozialwahl 2023 sind A. Ewald Kreuzer sowie weitere langjährige Mitglieder der Selbstverwal tung aus den Gremien der BG BAU ausgeschieden. Um sie zu verabschieden, kamen am 11. September 2023 rund 100 Personen aus dem Ehrenamt und dem Hauptamt der BG BAU sowie aus der Politik beim Symposium „Bauwirtschaft – Quo vadis? Per spektiven für die Zukunft“ in Berlin zusammen. Im Rahmen der feierlichen Veranstaltung über reichte der damalige Vorstandsvorsitzende der BG BAU, Dirk Müller, die Goldene Verdienstmedaille an A. Ewald Kreuzer und bedankte sich für seinen großen Einsatz für die Belange von Unternehmen und Versicherten sowie für die Sicherheit und Ge sundheit bei der Arbeit in der Bauwirtschaft (Foto links). Zum Hintergrund: Die Selbstverwaltung der BG BAU besteht aus der Vertreterversammlung und dem Vorstand. Die Gremien sind zu gleichen Teilen aus ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern der Versicherten und Arbeitgeber besetzt. Der Vor stand ist die „Regierung“ der Berufsgenossen schaft. Er erlässt beispielsweise Richtlinien zu laufenden Verwaltungsgeschäften, beschließt die Beitragsumlage und regelt Dienstverhältnisse. Die Vertreterversammlung ist das „Parlament“. Sie beschließt unter anderem Satzungsänderungen, den Haushalt sowie den Gefahrtarif und wählt den Vorstand. Vorbereitende Überlegungen und Ent scheidungsvorschläge werden in eigens dafür ein gesetzten Ausschüssen, wie beispielsweise den Präventionsausschüssen von Vertreterversammlung und Vorstand, beraten.

21

FACHTECHNIK

WÄHREND IN DEN VERGANGENEN JAHREN EIN ZELNE REGELWERKSTEILE FORTLAUFEND AKTUALI SIERT WURDEN, WAR NUN EIN GRÖSSERES UPDATE NÖTIG. Neben den vielen mehrfarbigen Abbildungen fällt dem gewohnten Nutzer auf, dass die Fachregel für Deckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen keine Anhänge mehr hat. An diesem Beispiel wird schon ein erstes markantes Merkmal des aktualisierten Regelwerks deutlich: Es soll besser lesbar sein. So sollen sich wichtige Informationen leichter und schneller finden lassen. Die Sucharbeit zwischen verschiedenen Regelwerksteilen und deren Anhän gen soll minimiert werden. Insgesamt soll das Re gelwerk konkreter, aber dennoch leicht verständ- lich sein. Ein großes Anliegen der Fachausschüsse war, das Regelwerk den aktuell am Markt gehandelten Pro dukten anzupassen. Ausführungen mit kaum mehr erhältlichen Produkten wurden entfernt. Im ersten Schritt wurde das Regelwerk für das GRÖSSTES REGELWERK- UPDATE SEIT 1997

deutsche Dachdeckerhandwerk mit Ausgabedatum April 2024 in folgenden Teilen aktualisiert: • Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen; • Produktdatenblatt Unterdeckbahnen und Unter spannbahnen; • Produktdatenblatt diffusionsoffene Unterdeck bahnen für erweiterte Anwendungen (UDB-eA); • Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen; • Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und Wand. Diese Regelwerksteile sind voneinander abhängig. Deshalb war es sinnvoll und notwendig, diese Teile mit gleichem Ausgabedatum zu ändern. Für einen zweiten Schritt wurden Updates weiterer Regelwerksteile für den Herbst 2024 angekündigt. Nachfolgend sind wichtigsten inhaltlichen Ände rungen der einzelnen Regelwerksteile zusammen gestellt:

22

FACHTECHNIK

Produktdatenblatt Unterdeckbahnen und Unter spannbahnen: Bei der Überarbeitung stellte sich die Frage, ob die bisherige Klassifizierung der Bahnen in UDB-A, UDB-B und UDB-C, bzw. USB-A und USB-B über haupt noch sinnvoll und zeitgemäß ist. Denn die meisten derzeit gehandelten Produkte entsprechen ohnehin der Klasse -A. Deshalb wurden die Klassen -B und -C nun heraus genommen. Die Produkte tragen jetzt die Bezeich nungen USB, UDB oder UDB/USB. Sie müssen jetzt allen Anforderungen an die stoffliche Eignung als Behelfsdeckung, den nachgewiesenen Widerstand gegen Schlagregen sowie die Zugfestigkeit der ehemaligen UDB-A Klassifizierung entsprechen. Neue Anforderungen wurden aufgenommen für: 1.die flächenbezogene Masse der Bahn von ≥ 140g/m² für Bahnen mit Gewebeeinlage; ohne Gewebeeinlage gilt ein Mindestwert von 120 g/m² 2.die Nagelausreißfestigkeit von 150 N (längs und quer). Herstellerseitig sind Bahnen ab sofort mit der Char gennummer zu kennzeichnen. Die Konformität mit dem ZVDH-Produktdatenblatt muss auf dem Pro dukt erkennbar sein. Diese Produktgruppe wurde ganz neu in das Regel werk aufgenommen. Die hier beschriebenen Pro dukte sind nicht neu. Sie werden seit rund zehn Jahren auf dem deutschen Markt von etablierten Herstellern als „Unterdachbahnen“ angeboten. Damit soll nun auch im Regelwerk eine diffusions offene Alternative für den Unterdachbereich ge schaffen werden. Das Fügeverfahren der Nähte beim Heißluft- oder Quellschweißen stammt aus dem Bereich der Ab dichtungsbahnen. Die Nähte werden somit gleich wertig mit der Fläche betrachtet. Produktdatenblatt diffusionsoffene Unterdeckbah nen für erweiterte Anwendungen (UDB-eA):

Hinsichtlich der Wasserdichtheit bestehen jedoch Unterschiede zwischen Abdichtungsbahnen und den UDB-eA’s. Deshalb werden diese Bahnen als „Unterdeckbahnen“ – und nicht als „Unterdach bahnen“ – bezeichnet. Trotz ihrer sehr guten wasserdichtenden (nicht wasserdichten) Eigenschaften beträgt der sd-Wert der Bahnen ≤ 0,5m. Sie gelten damit als diffusions offen. Das Fügen der Nähte mittels Heißluft- oder Quell schweißen bedingt gegenüber klassischen Unter deckbahnen eine höhere flächenbezogene Masse. Das für UDB-eA’s erforderliche Flächengewicht be trägt ≥ 350 g/m² und für die wasserdichtende Funk tionsschicht ≥ 220 g/m². Ein weiterer Unterschied zu den klassischen Unter deckbahnen sind die erhöhten Anforderungen an den Wasserdurchgang nach Scheuerbeanspruchung und chemischer Beanspruchung. Die künstliche Alterung ist bei den UDB-eA’s an spruchsvoller und soll auf eine längere Lebens dauer schließen lassen. Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen: Dieses Merkblatt beschreibt die Planung und Aus führung von bahnen- und plattenförmigen Produk ten als zusätzliche Maßnahme zur Regensicherheit unter Dachdeckungen. Hier fallen zunächst die zahlreichen farbigen Abbil dungen in den einzelnen Abschnitten ins Auge. Insgesamt wurde die Struktur des Merkblatts voll ständig überarbeitet. Sie orientiert sich deutlich stärker an den einzelnen Varianten der Zusatzmaß nahme. Die bisherige Klassifizierung der Zusatzmaßnah men hat sich in der Praxis bewährt und wird grund sätzlich auch im neuen Merkblatt beibehalten. Allerdings bedingt die neue Produktgruppe der UDB-eA’s eine entsprechende Überarbeitung.

23

FACHTECHNIK

Die Klassen sehen nun wie folgt aus: Klasse 1: • Wasserdichtes Unterdach • Nahtgefügte UDB-eA mit eingebundener Konterlatte Klasse 2: • Regensicheres Unterdach • Nahtgefügte UDB-eA mit Nageldichtband/-masse unter Konterlatte Klasse 3: • verklebte Unterdeckung mit Nageldichtband/ -masse unter Konterlatte1) • Unterdeckung mit Holzfaser-Unterdeckplatte1) Klasse 4: Die neue UDB-eA gilt als Alternative zu den Unter dächern. Allerdings erfordern die begrenzte Frei bewitterungszeit der UDB-eA’s und die begrenzte „Wasserdichtheit“ weiterhin einen qualitativen Un terschied zwischen Unterdächern und nahtgefüg ten UDB-eA’s. Besonders bei längeren Bauzeiten kann dieser Unterschied von Bedeutung sein. Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen: Wie bereits eingangs erwähnt, hat diese Fachregel keine Anhänge mehr. Die bisherigen vier Anhänge, mit denen die Anwendung der Fachregel korres pondiert, wurden aufgelöst und sind jetzt direkt an relevanter Stelle der Fachregel zu finden. Anhang 1 wurde gestrichen, da diese Informatio nen schon in den Hinweisen für Lastenermittlung enthalten sind. Die Klammertabellen wurden he rausgenommen. Üblicherweise werden die Klam merberechnungen heute von den einschlägigen Programmen bzw. Herstellern übernommen. An hang 2, 3 und 4 wurden direkt an relevanter Stelle in die Fachregel eingefügt. Auffällig sind auch hier • verklebte Unterdeckung • verklebte Unterspannung Klasse 5: • Unterspannung • Unterdeckung

die nun farbigen Zeichnungen. Wie bisher, sind Regeldachneigungen für Dachzie gel und Dachsteine in Abhängigkeit von Seiten- und Höhenüberdeckung sowie von Wasserführung festgelegt. Abweichend von den Regelungen der Fachregel, definieren einige Hersteller für ihre Produkte ei gene Regeldachneigungen. Die Anwendung der Fachregel im Zusammenhang mit dem Merkblatt Unterdächer, Unterdeckungen, Unterspannungen verursachte Unsicherheiten in Bezug auf die Qualität der Zusatzmaßnahme. Dies war bedingt durch die unterschiedliche Definition der Regeldachneigung. Um die Praxissituation besser zu berücksichtigen, beinhaltet die neue Fachregel auch neue Ansätze zur Bestimmung der erforderlichen Zusatzmaß nahme. Für jede Regeldachneigung (22°, 25°, 30°, 35 und 40°) gibt es eine separate Tabelle, in der die min destens erforderliche Zusatzmaßnahme angegeben wird. Diese Tabelle enthält jetzt auch die Bedin gungen bei „erhöhten Anforderungen“, die künf tig nicht mehr aufaddiert werden. Erhöhte Anforderungen sind: • große Sparrenlängen > 10 m gemäß Tabelle 1; • konzentrierter Wasserlauf auf Teilflächen des Daches, z. B. unterhalb von Regenfallrohren, Zusammenführungen von Kehlen o. ä.; • besondere Dachflächen wie geschweifte Gauben, Tonnen- und Kegeldächer; • schneereiche Gebiete (Schneelast ≥ 1,5 kN/m²); • windreiche Gebiete der Windlastzonen 4 oder Kamm- und Gipfellagen oder Schluchtenbildung. Ein weiterer gewichtiger Punkt in der Überarbei tung der Fachregel war die Befestigung von Anla gen auf Dächern wie z. B. Solaranlagen. Hier sind die unterschiedlichen Ausführungsvarianten in einer Tabelle zusammengefasst. Die darin enthaltenen Empfehlungen resultieren aus dem Wissen, dass Verfalzungen für die Regen sicherheit erforderlich sind. Besonders kritisch wer

24

FACHTECHNIK

den Halter betrachtet, für deren Montage die Ver- falzung der Eindeckmaterialien bearbeitet wird. Allerdings liegen dem ZVDH-Fachausschuss bisher keine Schadensfälle vor, um diese Ausführung erst ab einer Dachneigung oberhalb der Regeldachnei gung zuzulassen. Besonders zum Einsatz von Trägerelementen, zu deren Montage die Falze in der Höhenüberde ckung bearbeitet werden (Tabelle 25 Zeile 4), lie gen derzeit keine wissenschaftlichen Untersu- chungen vor. Es ist jedoch angedacht, derartige Untersuchungen anzustellen. Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und Wand: Die wichtigsten Grundlagen für das überarbeitete Merkblatt sind die DIN 4108-3 (Klimabedingter Feuchteschutz) mit Neufassung vom März 2024 und die DIN 68800-2 (Konstruktiver Holzschutz). Der Tauwasserschutz kann nach DIN 4108-3 durch • nachweisfreie Bauteile (siehe Kapitel 7 bis 9) oder • Berechnung der Tauwasser- und Verdunstungs massen mit dem Perioden-Bilanzverfahren (Glaser-Verfahren) oder • hygrothermische Simulation sichergestellt werden. Das Perioden-Bilanzverfahren weist Schwächen auf. Die DIN 4108-3 benennt die Ursachen dafür: „…Dieses Verfahren geht von der vereinfachten Vorgabe sogenannter Blockklima-Randbedingun gen als Prüfbedingung für je eine idealisierte Tau wasserperiode (Winterfall, konstant) und eine idealisierte Verdunstungsperiode (Sommerfall, kon stant) auf…. Das Verfahren in dieser Norm geht davon aus, dass das an Schichtgrenzen auftretende Tauwasser in diesen Tauwasserebenen verbleibt. In der Praxis kann das Tauwasser in die Schichten zu beiden Seiten der Schichtgrenze eindringen“. Deshalb drängt diese Art des Nachweises – auch Glaser-Verfahren genannt – immer weiter in den Hintergrund. Die bauaufsichtlich eingeführte Norm DIN 4108-3 legt den Fokus auf die nachweisfreien Bauteile, die für das Dachdeckerhandwerk von besonderer Be

deutung sind. Dabei wurden auch Dachkonstruk tionen, bei denen die Luftdichtheitsebene ober- halb des Sparrens zwischen der Gefach- und Auf sparrendämmung ausgeführt wird, von einem rechnerischen Nachweis freigestellt. Das bedeutet jedoch, dass die Parameter für die Befreiung von einem rechnerischen Nachweis um fangreicher werden. Diese sind verallgemeinert: ▶ die sd-Werte der - regensicheren Zusatzmaßnahme - Luftdichtheitsebene - Schichten unterhalb der Gefachdämmung ▶ die Wärmedurchlasswiderstände der - Aufsparrendämmung - Schichten unterhalb der Luftdichtheitsschicht ▶ die Farbe der Dachdeckung bzw. Abdichtung. Der ZVDH hat die für das Dach relevanten nach weisfreien Aufbauten mit einer hygrothermischen Simulation rechnerisch nachgewiesen. Die Nach weisfreiheit ist im Merkblatt mit einem 3-farbigem Ampelsystem gekennzeichnet. Als Alternative zu nachweisfreien Bauteilen ist in der Regel eine hygrothermische Simulation erfor derlich. Weitere Informationen und Weiterbildungen Die Überarbeitungen sind ab sofort beim Rudolf Müller Verlag (www.dachdecker-regelwerk.de) erhältlich und werden für alle Abo-Nutzer des Regelwerks automatisch aktualisiert. Weitergehende Informationen zum Regelwerk- update sowie deren praktische Bedeutung werden in den jeweils eintägigen Weiterbildungsseminaren des Bayerischen Dachdeckerhandwerks vermittelt. Eine Übersicht über die angebotenen Seminare mit Verfügbarkeitsprüfung und Anmeldemöglichkeit gibt es unter: https://dachtechnik.bayern/de-de/die-bildung/ bildungsangebot

25

Made with FlippingBook - Share PDF online