BayernDach Magazin 2-2019 OEB

Drohneneinsatz BETRIEB

dass sich Biberschwanzziegel der Eindeckung gelöst hatten und auf öffentliche Verkehrsflächen rund um die Kirche herabzustürzen drohten. Die Kirchturm- höhe betrug 60 m und der Aufwand für den Einsatz einer entsprechenden Hebebühne allein zur Scha- densfeststellung wäre sehr hoch gewesen. Da der geplante Drohnen-Inspektionsflug in der Ortsmitte, also einem öffentlichen Bereich, stattfin- den würde, informierte Eckstein zunächst die zustän- dige Polizeidienststelle. Für die war eine solche An- frage zwar auch Neuland, die Genehmingung wurde aber sofort erteilt. Von Neugier und/oder Interesse getrieben, nahm auch eine Streifewagenbesatzung an dem Drohneneinsatz teil und erläuterte Passan- ten den Einsatz. Eckstein sperrte den Start- und Lan- debereich ab und sorgte mit einem weiteren Mitar- beiter für eine zuverlässige Absicherung. Duch die Möglichkeit, die Drohne bis in die unmit- telbare Nähe der Schadensstelle zu fliegen – in die- sem Fall teilweise bis auf 0,5 m heran – konnten auch weitere beschädigte Teile der Dacheindeckung exakt geortet werden. So war es möglich, sowohl dem Auftraggeber als auch der Gebäudeversicherung ein detailliertes Scha- densbild zu erstellen und die Reparaturkosten sehr exakt zu definieren. Die Versicherung honorierte dies übrigens, denn auch ihr wurden damit die Kos- ten für die Einschaltung eines Gutachters (der wie- derum nur mit teurer Hebebühne hätte arbeiten können) erspart. Die Kosten für den Drohneneinsatz wurden in voller Höhe übernommen. Allerdings warnt Raphael Eckstein davor, die Drohne nun als „Allheilmittel” für jeden Einsatz einplanen zu wollen. „Um etwa Dächer im Winter zu überflie- gen, müssen, wie vor jedem Flug, die Temperatur- und Wetterbedingungen sorgfältig überprüft wer- den. Außerdem sind bei Kälte wesentlich kürzere Akkuzyklen einzuplanen”, so Eckstein. Die Kapazität der Stromspender kann sich bei Minustemperaturen schon mal um bis zu 70 % verringern. Dann ist das Risiko eines Absturzes oder eines Fly-aways, also der Kontrollverlust über die Steuerung, besonders hoch, so der „fliegende Dachdeckermeister”.

Foto: Airview Bavaria

„Marketing mit der Drohne” Raphael Ecksteins Fazit zur Arbeit mit Drohnen: • Zweifelsfrei kann die Planung und Kalkulation für Auftraggeber und Auftragnehmer damit er- leichtert werden; • der Drohneneinsatz ist unter Imageaspekten po- sitiv für den Betrieb; • das Arbeiten mit Drohnen muss auch unter Mar- ketingaspekten wie Zusatzangeboten für eine „luftüberwachte” Dach-Inaugenscheinnahme betrachtet werden. Damit können neue Kunden akquriert werden; • Der Zeit- und Kostenaufwand für die Einarbei- tung für den Umgang mit Drohnen, deren Ein- satz und die Auswertung sollte nicht unter- schätzt werden. Gewinn fliegt die Drohne nur ein, wenn nach vielen Einsätzen eine gewisse Routine eingekehrt ist. Einfach eine Drohne kau- fen und damit vom ersten Flug an Geld verdie- nen zu können, ist eine Illusion. „Mit den Drohnen hat die Digitalsierung im Dach- deckerhandwerk übrigens nicht begonnen. Die hat schon mit der Nutzung von Smartphone und elektronischer Zeiterfassung angefangen”, meint Eckstein jr. ganz richtig. „Aber richtig und ver- nünftig eingesetzt, kann die Drohne Abläufe und Planungen zeit- und kostenmäßig optimieren”. Raphael Eckstein hat inzwischen die AIRVIEW BA- VARIA als eine eigene Sparte des Betriebs 0ge- gründet, über die Inspektion, Dokumentation und Wartung angeboten werden.

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