BayernDach Magazin 3-2021
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I N F O R M A T I O N B A Y E R I S C H E R D A C H D E C K E R
Ausg. 3-2021 | Juli www.dachdecker.bayern
BAUSTOFFE: HOLZGOLD
LANDESVERBANDSTAG: ALLE WETTER
KPZ: RICHTUNG NORMALITÄT
Montage: Pixabay/HF.Redaktion
EDITORIAL
Ereignisreicher Sommer 2021
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, es war herzerfrischend, nach so langer
hatten, sind es jetzt oft unvorhersehbare Starkregenereignisse, die unvermeidbar zu Arbeitsausfällen führen und das Abarbei- ten der Aufträge in den zeitlich ohnehin knapp vorgegebenen Zeitfenstern zusätzlich behindern. Die nicht mehr wegzudiskutierende Klimaveränderung wird auch unsere Arbeit auf den Dächern immer stärker beeinflussen. Umso wichtiger war es, die Regelungen des Tarifvertrags Be- schäftigungssicherung zum tariflichen Ausfallgeld über das Jahr 2020 hinaus weiterzuführen. Dachdeckerbetriebe haben somit weiterhin die Möglichkeit, in den Monaten April bis November bei witterungsbedingtem, durch Hitze oder Regen verursachten Arbeitsausfall für 53 aus- gefallene Arbeitsstunden pro Arbeitnehmer und Kalenderjahr einen finanziellen Ausgleich bei der SOKA DACH zu beantragen. Die entsprechenden Informationen hierzu wurden über unser Rundschreiben RS 21068 vermittelt. Weitere detaillierte Informa- Ebenso wichtig war es auch, den zum 31.12.2021 befristeten all- gemeinverbindlichen Tarifvertrag Mindestlohn, fortzuschreiben. Wegen des anstehenden Regierungswechsels nach den Bundes- tagswahlen ist mit einer längeren Dauer des AVE-Verfahrens zu rechnen. Da ein neuer Mindestlohn zudem nicht rückwirkend in Kraft tritt, war Handlungsbedarf gegeben, um über eine Fort- schreibung des tariflichen Mindestlohns mit der IG BAU zu ver- handeln. Mit Blick auf das Niveau des gesetzlichen Mindestlohns war es das Ziel der AG-Vertreter, eine moderate Anhebung im ML 1 und ML 2 auszuhandeln. Letztendlich konnten sich die Tarifvertragsparteien nach mehre- ren Gesprächsrunden über die Steigerungen und damit die Fort- schreibung des tariflichen Mindestlohns einigen. Mit dem großen Wunsch, dass wir uns weiterhin persönlich tref- fen können, fordere ich Euch wieder auf: Schützt Euch und schützt mit Eurem Schutz Eure Mitmenschen. Haltet Abstand und bleibt gesund. tionen sind auf der Homepage der SOKA DACH unter https://soka-dach.de/leistungen/ausfallgeld abrufbar.
Zeit mit den von den Innungen gesandten Kolleginnen und Kollegen wieder einmal „live“ eine Mitgliederversammlung ab- halten zu können. Dafür gilt der Dachdecker-Innung für Mittel- franken an dieser Stelle nochmals ein ganz großes Dankeschön für ihre – trotz der zu meisternden Hygienevorschriften der Pan- demie – hervorragende Organisation der Mitgliederversamm- lungen des LIV, KPZ und BFW. Ein herzlicher Dank geht auch an die Delegierten unserer Innun- gen, die teilweise lange Anfahrtswege bei widrigsten Witte- rungsbedingungen auf sich genommen haben, um an den Mitgliederversammlungen teilnehmen zu können. In den vielen angeregten Gesprächen und Diskussionen hat sich einmal mehr gezeigt, dass unsere Bayerische Dachdeckerfamilie, auch in schwierigen Zeiten zusammenhält. Das entgegenge- brachte Vertrauen ist für uns als Vorstand und Geschäftsführung gleichzeitig Pflicht und Aufgabe, alles für die Aus- und Weiter- bildung auf gewohnt hohem Niveau im Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen zu sichern. Und das mit allen uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen. Dazu dürfen wir nicht nur das Jetzt im Auge haben. Vielmehr müssen wir unseren Blick auch in die Zukunft richten. Insbeson- dere in den nächsten Jahren werden einschneidende personelle Veränderungen zu bewältigen sein. Um weiterhin schlagkräftig zu bleiben und den Zeitgeist mitzunehmen, wird dies auch mit einer Neustrukturierung unseres Verbandes einhergehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in unserem Betriebsalltag haben wir die Auswirkungen des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels, die Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und Bewältigung der nicht vorhersehbaren Preissteigerungen zu bewältigen. Speziell im ersten Halbjahr dieses Jahres waren auch noch zahlreiche witterungsbedingte Arbeitsausfälle zu meistern. Den Wettervorhersagen zu vertrauen gleicht derzeit eher einem Lotteriespiel oder dem Blick in die Kristallkugel. Meist lässt der Blick aus dem Fenster und in den Himmel die einzig richtige und zuverlässige Wetterprognose für die nächsten Stunden zu. Während wir in der Vergangenheit mit Hitzewellen zu kämpfen
Euer Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer
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INHALT
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2-3
Laqndesverbandstag „Land unter“ hieß es beim „kleinen“ Landes- verbandstag. Seiten 4-5
Landesverbandstag: Familie hält zusammen . . . . . . . . . 4-5
Materialengpass: Kahlschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-11
Nachwuchs I: Digital geht’s allemal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Materialengpass Gründe und Auswirkungen. Seiten 6-11
Nachwuchs II: Welt der Dachdecker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
KPZ I: 1. Bauabschnitt Waldkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14-17
Arbeitssicherheit: Unsicherheit kostet Leben . . . . . . . . . . 18
Werbemittel: Auf die Mütze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Arbeitssicherheit Drastische Entwicklung der Unfallzahlen. Seite 18
Aus den Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20-24
Blaue Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25-30
Versicherung Betriebliche Kranken- versicherung als Mitarbeiter-Magnet. Seiten 36-39
KPZ II: Meisterkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
KPZ III: Das dicke Ende kommt erst noch . . . . . . . . . . . . 32-35
Versicherung: Chefsache Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36-39
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
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Die Familie hält zusammen LANDESVERBANDSTAG
Foto: Schneider
AUCH WENN WEGEN DER CORONA-PANDEMIE ER- NEUT KEIN „KLASSISCHER“ LANDESVERBANDSTAG STATTFINDEN KONNTE: ES ZEIGTE SICH DER ZU- SAMMENHALT DER BAyERISCHEN DACHDECKER- FAMILIE. UND IM GEGENSATZ ZU NüRNBERGS STRASSEN IST DIESER VERBANDSTAG NICHT EIN- FACH UNTERGEGANGEN. Durch häufige und kurzfristige Änderungen der Verordnungen bezüglich der Öffnung von Hotels, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen sowie der Untersagung von kulturellen Angeboten und die Beschränkungen von Teilnehmerzahlen an Veran- staltungen war eine Planung mit langem Vorlauf nicht möglich. Doch Dank der guten Kontakte der Dachdecker-In- nung für Mittelfranken zum Tagungshotel Arvena Park in Nürnberg konnte dort ein Zimmerkontin- gent und Tagungsräume mit kurzfristigen Storno- regelungen reserviert werden. So war wenigstens eine „Rumpfveranstaltung“ mit einem gemeinsa- men Abendessen und den anstehenden Mitglieder-
und Delegiertenversammlungen von LIV, KPZ und BFW möglich. Für einige Programmpunkte wie das gemeinsame Abendessen am Freitag, 25. Juni, gal- ten pandemiebedingt andere Teilnehmerzahlen und Beschränkungen als für die Versammlungen am Folgetag. Leider durften an dem Abendessen auch keine der mit angereisten Begleitpersonen teilnehmen. Die bereits am Vorabend angereisten Delegierten, Vorstände und Beschäftigten von LIV und KPZ waren somit unter sich. Für „Abwechs- lung“ sorgte allerdings das Wetter mit einem hefti- gen Starkregen und einer kniehohen überschwem- mung der Straße vor dem Hotel. So verbrachte die kleine Runde von 18 Personen jedenfalls einen kurzweiligen und geselligen Abend – natürlich unter Wahrung aller Hygienevorschriften und Min- destabstände. Am Samstag reisten 19 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Mitgliederversammlungen an. Neben den üblichen Themen aus dem Ver- bandsgeschehen, der Berufsbildung und der Fach- technik stand diesmal natürlich Corona im Vorder-
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LANDESVERBANDSTAG
grund. Besonders das KPZ hat durch die behördlich angeordneten Voll- und Teilschließungen und zu- sätzliche Auflagen seit 16.03.2020 massive Einnah- meausfälle zu verkraften. Und das bei weitgehend gleichbleibenden oder sogar noch höheren Kosten aufgrund zusätzlicher Anforderungen an Reini- gung und Hygiene. Als gemeinnütziger Verein ist das KPZ satzungsgemäß gehalten, seine Einnah- men zeitnah zu verbrauchen. Deshalb konnten in der Vergangenheit nur sehr geringe Rücklagen aufgebaut werden. Diese sind durch die Einnahme- ausfälle seit 2020 jedoch vollständig aufgebraucht. Bei den meisten staatlichen Hilfen wurden außer- schulische Bildungseinrichtungen ebenso „überse- hen“ wie bei den Regelungen für die Durchfüh- rung von Kursen, während z. B. an Gymnasien in vergleichbaren Jahrgangsstufen inzidenz-unabhän- gig der Präsenzunterricht erlaubt war. Mit großem Engagement aller Beteiligten wurde in vielen (Video-)Besprechungen, E-Mails und Telefonaten über die Schritte der finanziellen Sicherung des KPZ beraten und erforderliche Maßnahmen einge- leitet. Das KPZ konnte und kann dabei glücklicher- weise auf die Unterstützung des LIV und der Dach- decker-Innungen in Form von Spenden (siehe Be- richt auf Seite 24) und anderen Maßnahmen bauen. Zudem hatten die Dachdeckermeisterschü- ler Waldkirchen e. V. ebenfalls eine Spendenaktion durchgeführt, über die B AyERN D ACH 5-2020 bereits berichtet hat. Die Delegierten und Mitglieder von LIV, KPZ und BFW bewiesen in den Mitgliederversammlungen deshalb erneut, wie eng die Bayerische Dachde- ckerfamilie zusammenhält und haben die erforder- lichen Beschlüsse zur Sicherung des KPZ gefasst. Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt stand beim BFW mit der Neuwahl des gesamten Vor- stands an. Zur Wahl haben sich erneut der 1. Vorsit- zende A. Ewald Kreuzer und der Vorstand Matthias Handschuh gestellt. Satzungsgemäß nicht mehr wählbar war nach seinem altersbedingten Aus- scheiden als LIV-Vorstand das bisherige Vorstands- mitglied Dieter Süßenguth. Als sein Nachfolger
Foto: Preißinger
„Untergangsstimmung“ gab’s nur vor dem Hotel.
stellte sich LIV-Vorstand Mario Kunzendorf, Ober- meister der Dachdecker-Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim zur Wahl. Alle Kandidaten wurden einstimmig gewählt und bedankten sich für das große Vertrauen. In weiteren Abstimmungen wurde in den Ver- sammlungen allen vorgelegten Jahresrechnungen die Zustimmung erteilt und die Vorstände und Ge- schäftsführung entlastet. Bei der turnusgemäßen Neuwahl der Rechnungs- prüfungsausschüsse gab es ebenfalls einen perso- nellen Wechsel: Jürgen Hinz kandidierte nach vielen Jahren nicht mehr und wurde mit viel Lob und einem großen Dankeschön verabschiedet. Als neuer Rechnungsprüfer wurde Reinhard Clauss aus München gewählt. Nachdem alle weiteren Tagesordnungspunkte be- handelt und alle erforderlichen Beschlüsse gefasst waren, dankte Landesinnungsmeister Kreuzer allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Kommen und die engagierte Zusammenarbeit. Ein gemein- samer Mittagsimbiss beendete diesen Verbandstag. Ein Wiedersehen steht für den 12./13.11.2021 bei der Obermeister-, PR-Referenten- und Lehrlingswarte- tagung im Kalender – hoffentlich in Präsenzform.
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MATERIALENGPASS
Kahl- schlag
Fotos: Pixabay
I n v i e l e n B e r e i c h e n i s t d e r B a u s t o f f m a r k t w i e l e e r g e f e g t . W a s s t e c k t d a h i n t e r ?
DIE GERüCHTEKüCHE BRODELT SCHON LANGE. KAUM EIN TAG VERGEHT, AN DEM DIE MEDIEN NICHT üBER DEN MANGEL AN BAUSTOFFEN BE- RICHTEN. MAL IST CHINA SCHULD, MAL DIE USA, MAL DIE SÄGEWERKE. Wohl am dringendsten wird Bauholz benötigt. Während sich in den Wäldern und auf Lagerplät- zen die Baumstämme auftürmen, ist auf dem
Markt kaum noch Holz verfügbar. Und wenn über- haupt, dann nur zu horrenden Preisen. Wie kann das sein? Wie in allen Bereichen gilt auch auf dem Baustoff- markt das Prinzip der Marktwirtschaft: Ist die Nach- frage größer als das Angebot, steigt der Preis für das nachgefragte Produkt. Bezogen auf das Holz heißt das nicht, dass dieser Baustoff auf dem Handelsmarkt im überfluss vor-
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handen ist, nur weil Wälder und Holzlager überzu- quellen scheinen. Denn was sichtbar an Holz ver- fügbar zu sein scheint, ist längst verkauft. Noch vor wenigen Jahren war der Holzpreis im Kel- ler. Grund dafür war ein überangebot, da Hitze und zu wenig Niederschläge den Monokultur- Baumbestand geschwächt haben. Die Folge war ein enormer Befall mit dem gefürchteten Borkenkäfer. So fiel der globale Index für Sägerundholzpreise (GSPI) zur Jahresmitte 2015 auf ein Sechsjahres-Tief, wie „agrarheute“ am 23.10.2015 meldete. Parallel dazu ging nach Angaben des Branchen- dienstes Wood Resource Quarterly (WRQ) der Ex- port nach China aufgrund eines gesunkenen Holzbedarfs und voller Rundholzläger in China deutlich zurück. Um den „Restwald“ nach dem Schädlingsbefall zu retten, wurden alle Kräfte aufgeboten, die befalle- nen Bäume einzuschlagen. Diese riesigen Mengen an Rundholz sofort zu ver- markten, hätte den Holzpreis noch weiter in histo- rische Tiefen katapultiert. Also wurde das
Rundholz nicht sofort dem Markt zugeführt. Zudem wurde der Neueinschlag begrenzt, um in erster Linie den verbliebenen Baumbestand zu er- halten. Die Holzverknappung und -verteuerung nahm ihren Anfang. Um grundsätzlich aus günstigem Rundholz teures Schnittholz zu machen, braucht es entsprechende Kapazitäten in Sägewerken. Diese aber waren in Deutschland dem überangebot an Holz ohnehin nicht gewachsen. Der zweite Grund für die Preis- steigerungen. Zum Schutz des heimischen Marktes in den USA führte die Trump-Regierung in vielen Bereichen hohe Einfuhrzölle ein. Auch beim Holz. Doch die USA konnten beim anwachsenden Bauboom – tra- ditionell sind dort Häuser in Holzbauweise ange- sagt – ihren Bedarf nicht aus eigenen Wäldern decken. Verschärft wurde die Situation durch einen massiven Wintereinbruch, der die Holzernte prak- tisch zum Erliegen brachte. Und die schier unendli- chen kanadischen Wälder wurden durch Schäd- lingsbefall massiv getroffen.
Verkauft
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Selbst wenn kanadisches Holz trotz hoher Einfuhr- zölle in die USA kam, fehlten mangels Aufträgen dort die Sägewerke und das Personal. Denn das war durch die Auftragsflaute regional oder in an- dere Branchen abgewandert. Der dritte Grund für die Holzverknappung war geboren. Die Weltmacht China erlebte nach der Pandemie einen unglaublichen Aufschwung. Der „Hunger“ auf Bauholz wurde fast unersättlich. Doch China selbst verfügt über keine nennenswerten Nutzholz- reserven. Also muss Holz weltweit aufgekauft wer- den. Zu den traditionellen Lieferanten „in der Nähe“ gehört Sibirien. Doch auch hier gibt es nicht genügend Sägewerke, um den chinesischen Hun- ger auf Schnittholz zu sättigen. Also kaufte China weltweit – auch in Europa – Holz auf. Damit wurde der eigentlich ökologisch wertvolle Baustoff Holz um den halben Globus mit einem un- vorstellbaren Energieaufwand transportiert. Ursa- che Nummer 4 für den Holzmangel. Die Forderungen nach einem Exportstopp für Holz wurden lauter. Doch jeder Exportstopp würde bei den Importländern nur eine Reaktion hervorrufen: Diese Länder würden andere Produkte, die wir dringend benötigen, mit einem eigenen Exportver- bot belegen. Damit könnte eine deutsche oder EU- Regulierung und Beruhigung des heimischen Holzmarktes zu einer Verknappung anderer Pro- dukte führen. Gleichzeitig wird gerade in Deutschland der Holz- bau als ökologische Alternative zum Bauen mit Zie- gel und Beton auch von der Politik propagiert. Selbst Hochhäuser in Holzbauweise sind inzwischen technisch und baurechtlich möglich. Doch damit wird genau der Baustoff ins Rampen- licht der Beliebtheit gehoben, der ohnehin knapp ist. Das ist der fünfte Grund für horrenden Holz- mangel und ebenso horrende Preise. Und zuletzt sorgte auch noch die Pandemie für akuten Holzmangel. Viele Menschen waren in Kurzarbeit, im Homeoffice offenbar nicht voll aus- gelastet oder hatten wegen des ausgefallenen Ur- laubs noch viel Geld in der Haushaltskasse. Damit
wurden Baumärkte und deren Holzlager teilweise leergekauft. Hinzu kam eine „Hamstermentalität“ wie vor einem Jahr bei Toilettenpapier. Viele Händ- ler und Verarbeiter füllten ihre Lager bis zur letz- ten Ecke mit Holz. Nicht gerade zur Entspannung der Preisspirale trägt auch der zunehmende Trend nach „Grünen Investitionen“ bei. Das beliebte Zauberwort der „Nachhaltigkeit“ ist leider auch zum Alibi für Anle- ger geworden. Anleger können auf offene oder geschlossene Fonds setzen, Holz-Zertifikate erwer- ben oder direkt mit Aktien börsennotierter Unter- nehmen spekulieren. Einige dieser Unternehmen sind selbst Waldbesitzer oder bewirtschaften rie- sige Waldflächen. Solche nachhaltige „Grüne Investitionen“ waren ursprünglich auf echte Nachhaltigkeit und Anlage- zeiträume von 10 bis 20 Jahren angelegt. Doch in- zwischen lockt das schnelle „grüne“ Geld. Zu den Gewinnern gehört zum Beispiel der größte private Waldbesitzer in Europa, Svenska Cellulosa: Hier hat sich der Aktienkurs zwischen Juli 2020 und April 2021 mehr als verdreifacht. Paradox: Während Nadelschnittholz nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Großhandel ge- genüber dem Vorjahr um mehr als 20 % teurer ge- worden ist, bekommen Waldbesitzer 2 bis 3 % weniger. Das Statistische Bundesamt verzeichnet in seinem Bericht zu Erzeugerpreisen im April 2021: „Beson- ders stark waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei metallischen Sekundärrohstoffen aus Eisen- Stahl- und Aluminiumschrott (+62,7 %), aber auch bei gesägtem und gehobeltem Holz (+27,1 %) und Metallen (+17,3 %)“. Dennoch: Es ist Entspannung in Sicht. Aufgrund vieler Stornierungen von Bauaufträgen in den USA wegen der Preissteigerungen und anlaufenden Holzlieferungen aus Kanada sowie verstärkter Ar- beit der Sägewerke ist der Holzpreis jenseits des großen Teichs im Juni um 40 % eingebrochen.
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KNAPP UND TEUER IST DERZEIT NICHT NUR HOLZ. AUCH FüR ANDERE BAUMATERIALIEN GIBT ES LANGE LIEFERFRISTEN UND OFT NUR TAGESPREISE. In der Landeshauptstadt München fahren Busse als Schienenersatzverkehr auf der Sonnenstraße am Stachus im Sommer noch Wochen länger als ge- plant. Der Grund sind Lieferengpässe bei Dämm- stoffen für das Gleisbett der Tram. In einem Interview mit dem Münchner Merkur vom 28. Mai 2021 erklärt der Präsident der HWK Mün- chen-Oberbayern, Franz Xaver Peteranderl, warum derzeit nicht nur Holz Mangelware ist: So hätten viele Dämmstoffhersteller den Lockdown für War- tungsarbeiten in der Produktion genutzt. Doch die Nachfrage nach Dämmstoffen sei schneller ge- stiegen als erwartet. Die fehlenden Rohstoffe für Dämmmaterial er- klärt in der gleichen Ausgabe des Münchner Mer- kur die MVG Münchner Verkehrsgesellschaft, einer der Rohstoffe sei ein Abfallprodukt aus der Kerosinherstellung. Und da im Lockdown weniger
geflogen wurde, fehle nun genau dieses Abfallpro- dukt. Das bekommen auch Handwerker zu spüren, die im Moment z. B. Kunststoffrohre benötigen. Hier treffen sie oft nur auf Schulterzucken bei ihren Lieferanten. Immer lauter wird daher der Ruf nach einem inten- siveren Recycling von Baustellenabfällen. Doch die Hürden der Bürokratie führen nach wie vor dazu, dass in Deutschland Dämmstoffe mangels Kapazi- täten bei Müllverbrennungsanlagen in Betrieben gelagert anstatt – wie z. B. in der Schweiz – erfolg- reich recycelt werden. IndieRöhre geschaut
Foto: Pixybay
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„Rettungsgasse“ vereinbaren J E T Z T I S T E S S C H O N B E I M A N G E B O T W I C H T I G , S I C H B E S O N D E R S A B Z U S I C H E R N .
ANGESICHTS DER KAUM NOCH VORHERSEHBAREN PREISENTWICKLUNG UND LIEFERZEITEN EINIGER BAUSTOFFE WIRD ES IMMER WICHTIGER, AUF DIE RICHTIGE ANGEBOTS- UND VERTRAGSGESTALTUNG ZU ACHTEN. Da es grundsätzlich kein Recht auf Preisanpassung bei unvorhersehbaren Preissteigerungen gibt, kön- nen die Folgen teuer bis existenzbedrohend wer- den.
Eine naheliegende Möglichkeit der Absicherung sind sogenannte Preisgleitklauseln. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Sind entsprechende Klauseln Be- standteil der Allgemeinen Geschäftsbedingungen AGB, sind diese Klauseln zumindest gegenüber Pri- vatkunden praktisch unwirksam. Ein Balanceakt ist dies auch bei gewerblichen Kun- den. Denn § 307 BGB sagt: „Bestimmungen in All- gemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders ent-
Foto: Pixabay
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gegen den Geboten von Treu und Glauben unan- gemessen benachteiligen“. Weitaus besser ist eine individuell formulierte Ver- einbarung einer „Stoffpreisgleitklausel“. Diese muss jedoch mehrere Anforderungen erfüllen, um wirksam zu sein: So darf bei gestiegenen Materialpreisen kein zu- sätzlicher Gewinn generiert werden. Um eine ein- seitige Benachteiligung eines Vertragspartners gemäß § 307 BGB auszuschließen, müssen auch mögliche Preissenkungen anderer Baustoffe erstat- tet werden. In jedem Fall ist der Kunde rechtzeitig über die be- troffenen Baustoffe und die Höhe der Preisände- rungen zu informieren. Zusätzlich muss dem Kunden ein außerordentliches Kündigungsrecht bei starken Preissteigerungen eingeräumt werden. Eine Vorab-Sicherung ist es, bereits das Angebot als „freibleibend“ zu formulieren. Erst wenn der Kunde seine Bereitschaft signalisiert, das Angebot anzunehmen, kommt es durch eine Auftragsbestä- tigung zu einem rechtwirksamen Vertrag. Damit behält sich der Auftragnehmer bis zur Auftragsbe- stätigung vor, aktualisierte Preise zu vereinbaren. Es ist allerdings dringend anzuraten, den Kunden auf ein freibleibendes Angebot ausdrücklich hinzu- weisen. Hierzu sind Formulierungen hilfreich, die den deutlichen Hinweis geben, dass nur eine aus- drückliche Auftragsbestätigung zum wirksamen Vertragsschluss führt. Kommt es zu einem rechtsverbindlichen Vertragab- schluss, können sich dennoch während der Ausfüh- rungsphase Lieferprobleme oder Preiserhöhungen ergeben. Pech für den Auftragnehmer, denn gemäß geltender Rechtsprechung ist der Kunde dann nicht zwingend verpflichtet, eventuelle Mate- rial- oder Lohnmehrkosten zu erstatten. Auch ein Sonderkündigungsrecht steht dem Auf- tragnehmer in diesem Fall nicht zu. Lediglich bei VOB-Verträgen und Verzögerungen oder Unterbrechungen des Bauablaufs von mehr als drei Monaten gibt es nach § 6 Absatz 7 der VOB/B ein Sonderkündigungsrecht und die Mög-
Preisgleitklauseln? Geht doch. Nach einer gemeinsamen Videokonferenz Mitte Mai mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat das BMI die Möglichkeit der Anwendung von Preisgleitklauseln für öffentliche Bauaufträge – auch in laufenden Vergabeverfahren – verkün- det. Zudem wird auf die Möglichkeit zur Verlän- gerung von Vertragsfristen bei Nichtverfüg- barkeit von Materialien hingewiesen. Hier sind Bieteranfragen zur Ver-
einbarung einer Stoffpreis- gleitklausel von den Verga- bestellen zu prüfen und - soweit möglich – zu ge- nehmigen. Ablehnende Entscheidungen müssen im Vergabevermerk be- gründet werden.
Inzwischen hat Wirt- schaftsminister Alt- maier auch die Beschränkung des
Einschlags von gesundem Fichtenholz zurückge- nommen, um die Marktlage etwas zu entspan- nen.
lichkeit einer „Nachverhandlung“. Dieser muss der Auftraggeber allerdings zustimmen. Mehr dazu auch auf den Blauen Seiten in dieser Ausgabe ab Seite 26.
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NACHWUCHS
Digital geht’s allemal
DIE SCHULBESUCHE DES JUGENDBEAUFTRAGTEN WOLFGANG BÖHM GEHEN WEITER – WENN AUCH DIGITAL. UND WIE DAS FUNKTIONIERT, KONNTE B AyERN D ACH LIVE MITERLEBEN. Bereits in der April-Ausgabe von B AyERN D ACH war zu lesen, wie gut die Resonanz auf das Online-An- gebot des Schulbesuchs der Dachdecker war. Für Freitag, den 30. April 2021, hatte die Montesso- rie-Schule in Schweinfurt einen solchen Online-Ter- min gebucht. Auch wenn die Medien immer wieder über Pro- bleme beim Online-Unterricht berichten: Die Mon- tessorie-Schule hatte jedenfalls während der „digitalen Schulstunde“ keinerlei technische Schwierigkeiten – oder hat die Technik einfach bes- ser im Griff als viele kommunale Schulen, die immer wieder über „Blackouts“ der Netze klagen. Zu der Schulstunde hatten sich insgesamt 31 Teil- nehmer aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen an- gemeldet. Zu Beginn kontrollierte die Lehrerin Eva Hofmann die „Anwesenheit“ der Kids zuhause vor der Zoom-Kamera. Dann übernahm der Jugendbeauftragte Wolfgang Böhm. Bevor er mit seinem eingeblendeten Power- point-Vortrag startete, stellte er zunächst sich selbst und seinen beruflichen Werdegang nach „ganz oben“ vor.
Fotos: HF.Redaktion
Danach präsentierte er das Dachdeckerhandwerk in all seinener Vielfalt. Der Umgang mit den unter- schiedlichsten Materialien wurde von ihm ebenso angesprochen wie die Verdienstmöglichkeiten, die sich schon in der Ausbildungszeit sehen lassen kön- nen. Auch die ausgezeichnete Unterbringung und Betreuung während der Blockunterrichtszeiten im KPZ-Wohnheim Waldkirchen sprach er an. Mut machte Böhm vor allen Dingen auch den Schü- lerinnen: „Gut, dass Ihr auch online seid, denn das ist ein Top-Beruf für Euch“. Dass auch der potentielle Nachwuchs gut infor- miert ist, zeigte die anschließende Fragerunde. Einer der Schüler sprach den Materialangpass an. Doch Wolfgang Böhm konnte ihn beruhigen, denn die aktuelle Lage sei eine akute Ausnahmesituation und nicht die Regel.
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NACHWUCHS
MIT EINER NEUEN INFO-SEITE ZUR NACHWUCHS- AKQUISITION IST DER ZVDH AN DEN START GE- GANGEN. Noch mehr Informationen für alle, die als Multipli- katoren das Interesse am Dachdeckerhandwerk we- cken wollen, bietet eine neue interaktive Präsen- tation des ZVDH: www.WeltDerDachdecker.de Damit können sich Betriebsinhaber und Innungen als „Moderatoren“ gezielt an Eltern, Lehrkräfte,
aber auch die Jugendlichen selbst wenden und diese Zielgruppen ausführlicher denn je über das Dachdeckerhandwerk, die Ausbildung, Karriere- chancen und das Einkommen informieren. Gegliedert ist der neue zusätzliche Internetauftritt in die drei großen Bereiche Ausbildung, Beruf und die Welt der Dachdecker. Durch einen Klick auf die einzelnen Themenwelten eröffnen sich viele weitere Detailinformationen. Um gezielt auf Fragen der Zielgruppen eingehen
zu können, steht eine „Sitemap“ im oberen Bereich zur Verfügung, mit der direkt auf die angesprochenen Fragen und Themen gewechselt werden kann. Diese digitale Präsentation eignet sich sowohl für eine Online- als auch für die Offline-Vorstellung des Handwerks „ganz oben“. Registrierte Benutzer erhalten entspre- chende Hinweise, wenn ein „Update“ mit aktualisierten Informationen und Inhalten zur Verfügung steht. Parallel dazu wird diese interaktive Präsentation in einem gleichnamigen youtube-Video vorgestellt.
Ausbildungs- beratung auf dem neuesten Stand
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KPZ
„Das Ergebnis zeigt, dass es die Mühen wert gewesen ist“
Fotos: Preißinger
SCHÖN IST ALLES GEWORDEN – UND AUF DEM NEUESTEN STAND DER TECHNIK: DAS IST DIE EIN- STIMMIGE MEINUNG BEI DER BESICHTIGUNG DES FERTIGEN 1. BAUABSCHNITTS DER BERUFSSCHULE WALDKIRCHEN. Darin waren sich (Foto oben v. li.) Schulleiterin El- vira Wudy-Engleder, Landrat Sebastian Gruber, Ausbilder Jürgen Lehner, Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer und Waldkirchens Bürgermeister
Heinz Pollak bei ihrem Besuch der Staatlichen Be- rufsschule am Freitag, den 28. Mai 2021, einig. Auch wenn die Berufsschul-Sanierung für den Landkreis ein finanzieller Kraftakt ist, sei aber jeder Euro dort sehr gut angelegt. Davon ist Landrat Gruber überzeugt. „Die berufliche Bildung liegt den Kreisgremien und mir besonders am Herzen, sie ist wichtig für unsere jungen Menschen, genauso aber auch für unsere Betriebe“, betonte Gruber.
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Die Baumaßnahmen zur „Runderneuerung“ der kompletten Schule starteten Ende 2017 und vertei- len sich auf fünf Bauabschnitte. Mehr als 17 Millionen Euro kostete allein der nun besichtigte 1. Bauabschnitt. Ein wesentlicher Teil dieser Investitionen floss in die Errichtung und Ausstattung der neuen Räume für die Dachdecker- ausbildung. Schulleiterin Elvira Wudy-Engleder freute sich ebenfalls über das finanzielle Engagement des Landkreises, um „die Bildungschancen in der Re- gion zu stärken“. Man sei hier gemeinsam auf einem sehr guten Weg. Sie zeigte sich in ihrem ers- ten Jahr an der Spitze der Schule sehr zufrieden über das Zusammenwirken mit dem Landratsamt. Ein großes Dankeschön an den Landrat für das En- gagement für dieses Projekt sowie an die Dachde- cker für die Treue zu Waldkirchen gab es auch von Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak.
„Der Standort Waldkirchen soll nicht nur für die Region, sondern auch als Zentrum der bayerischen Dachdeckerausbildung erhalten und – wo es mög- lich ist – noch gestärkt werden“. Der Landrat bedankte sich bei A. Ewald Kreuzer für die Treue der Dachdecker zu Waldkirchen und wür- digte die Investitionen, die der Landesinnungsver- band selbst in den vergangenen Jahren in der Stadt getätigt hat. So betonte Gruber die Zug-um-Zug-Sanierung des Schülerwohnheims sowie den Neubau des Dach- deckerwohnheims des KPZ. Auch Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer wür- digte den großen finanziellen Einsatz des Landkrei- ses. Der Landkreis sei stets ein verlässlicher Partner gewesen: „Es ist wichtig zu spüren, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, wenn es um eine nachhaltige und zukunftsweisende Dachdecker- Ausbildung geht“.
Auch von außen präsentiert sich die Berufsschule im neuen energetisch optimierten Look.
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Im Rahmen der Sanierung wurden bestehende Ge- bäude abgerissen und neue dafür errichtet. So auch die Werkstätten für die Dachdecker. Um in Werkstätten und Werkhallen ein Umfeld zu schaffen, in dem auf dem aktuellen Stand der Technik gearbeitet werden kann, wurde kein Auf- wand gescheut. Eine besondere Herausforderung bei der Planung und Ausführung der Gebäudetechnik stellte die Lüftungsanlage in den Werkhallen dar. So lassen schon die Lüftungsgeräte auf dem Dach der Halle erahnen, wie aufwändig und kostenintensiv diese Komponente war: Fast 1,5 Millionen Euro wurden in die neue Lüftungsanlage investiert. Den Einbau übernahm übrigens eine Waldkirchener Firma. Nötig wurde die Lüftungsanlage, da in der Halle Arbeiten durchgeführt werden, die auf der Bau- stelle ausschließlich im Freien stattfinden. Beim Bearbeiten von Holz, Ziegel, Schiefer und ke-
ramischen Produkten entsteht Feinstaub. Die Fein- stäube werden direkt an ihrem Entstehungsort an und in den Dach-Modellen abgesaugt, gefiltert und über die Lüftungsanlagen abgeführt. Um die aktuellen und künftigen Arbeitsschutzstan- dards einzuhalten, gab es keine Alternative zu die- ser Lüftungsanlage. Auch in der Werkstatt für Kunststoff und Bitumen sorgen überdimensionale Dunstabzugshauben für saubere Luft. Zudem wurde eine Druckbelüftung zum effektiveren Querlüften eingebaut. Insbeson- dere im Sommer kann damit bei geöffneten Sektio- naltoren ein optimaler Luftaustausch gewährleistet werden. Bisher wurde die Praxis der Flachdachab- dichtung außerhalb der behizten Räume unter einer überdachung gelehrt, sodass der Unterricht witterungsabhängig nicht ganzjährig stattfinden konnte.
Foto: Lkrs. Freyung-Grafenau
Die neue Dachdeckerhalle mit den Modellen und der Lüftungsanlage stellte eine besondere Herausforderung dar.
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KPZ
Pfiat di, Colentahalle Pfiat di Colentahalle, servus Dachdeckerhalle. Endlich: Der lang herbeigesehnte Umzug zurück in die sanierte Dachdeckerhalle ist erfolgt. Am Freitag, 21. Mai, ging es von den Ausweich- werkstätten in der Colentahalle zurück in die Dachdeckerhalle. Die Colentahalle ist damit für die Dachdecker Geschichte und wird nun für den nächsten Bauabschnitt der Generalsanierung vor- bereitet. Hier finden z. B. die Auszubildenden im Spenglerhandwerk in der Berufsschule für die Dauer des 2. Bauabschnitts eine neue Heimat. Denn auch deren Werkstätten werden abgerissen und neu gebaut.
Nicht nur innen wurden Klassenzimmer, Werkstät- ten und Werkhallen modernisiert, wie die Teilneh- mer des Rundgangs sehen konnten. Auch von außen wurden die neuen und erneuerten Teile der Berufsschule mit Dämmung und Bekleidung der Gebäudehülle auf den neuesten Stand gebracht. Auch die seit Jahren gewünschte Umfahrung des Berufsschulgeländes wurde umgesetzt. Dies bedeu- tet eine erhebliche Verbesserung beim Einsatz von Rettungsfahrzeugen. Auf der Westseite der Berufsschule entstand ein großer Innenhof mit Waschplatz für die landkreis- eigenen Fahrzeuge, die an der Berufsschule statio- niert sind. Im Norden der Dachdeckerhallen wurden zusätzli- che Parkplätze angelegt. Für eine Aufrechterhaltung des Schulbetriebs auch während der Bauarbeiten waren umfangreiche Umzugsarbeiten und der Umbau der Colenta-Hal- len nötig. Die Colenta-Hallen dienten dabei als Ausweichquartier für die Dachdecker. Erfreulich ist auch, dass fast alle Aufträge dieses 1. Bauabschnittes an Betriebe in der Region verge- ben werden konnten. Der Großteil ging dabei an Firmen aus dem Landkreis Freyung-Grafenau. Landrat Sebastian Gruber bedankte sich abschlie- ßend bei allen Beteiligten für den großen Einsatz und das Verständnis für die unvermeidliche Beein- trächtigung des Schulbetriebs während der Bau- zeit. „Das Ergebnis zeigt, dass es die Mühen wert gewe- sen ist“, so Landrat Gruber.
Der Abschied fiel leicht. Schließlich war es in den „Colenta“-Werkstätten während der übungen an den Steildachmodellen nur mit Gehörschutz zu ertragen. Das hat natürlich das „Frage-und-Ant- wort-Spiel“ behindert. Künftig wird es in der hohen Dachdeckerhalle mit schallschluckender künstlicher Mineralfaser an Wänden und Decken leiser werden. Der ehemalige Eingang zu den ÜBL-Werkstätten in der Colen- tahalle im Ratzingerweg 9
Schallschutz an der Decke dämpft den Lärmpegel.
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ARBEITSSICHERHEIT Sicherheit kostet Zeit. Unsicherheit das Leben.
Eine Meldung der BG BAU im Mai schreckt auf: So ereigneten sich von Januar bis Mai 2021 insgesamt 40 tödliche Arbeitsunfälle auf Baustellen. Das bedeutet eine Steige- rung um fast 20 % gegenüber dem ver- gleichbaren Vorjahreszeitraum. Fast jeder zweite dieser Unfälle ist auf Abstürze oder Durchstürze zurückfüh- ren. Besonders drastisch: Allein in den sechs Wochen zwischen April und Mitte Mai verunglückten sechs Menschen tödlich bei Dach-Durchstürzen. Das sind annähernd so viele tödliche Un- fälle wie im gesamten Jahr 2019. Deshalb nochmals der Appell an alle Betriebe, alle relevanten Sicherheits- vorschriften müssen bedingungslos eingehalten werden. Ebenso sollten Mitarbeiter für dieses Thema noch mehr sensibilisiert werden. Ein
„Stopp – so nicht“ ist keine Besser- wisserei unter Kollegen, sondern möglicherweise eine Rettung von Gesundheit und Leben. Eine betriebsinterne Unterwei- sung und „Auffrischung“ der Si- cherheitsmaßnahmen auf der Baustelle, die auch von der BG BAU unterstützt wird, kostet
zwar einige Stunden Arbeitszeit. Die Nichtbeach- tung der Sicherheitsvorschriften aber kann Leben kosten.
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WERBEMITTEL
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INNUNGEN
„Ofenwerk“ in Nürnberg der Veranstaltungsort der DACH-Messe sein wird. Sondern auch, weil es hier Top-Informationen rund ums Bauen und Energie- sparen gibt – aus erster Hand. Also von Innungsbe- trieben, dem Baustoffhandel und den Industrie- partnern. übrigens dürfen sich auch Mitgieder an- derer bayerischer Dachdecker-Innungen hier gerne beteiligen. Eine E-Mail an info@dachdecker-innung-mittelfranken.de genügt zur Kontaktaufnahme. Rund ums Innungsleben ging es bei der ersten Online-Innungsversammlung am Freitag, den 7. Mai 2021. Insgesamt 23 Teilnehmer aus den Mit- gliedsbetrieben sowie Gastmitglieder aus Industrie und Handel und Innungsgeschäftsführer Thomas Sell klickten sich über Zoom ein. Nach dem öffentlichen Teil mit Themen wie der Rohstoff- und Materialpreisentwicklung, Liefereng- pässen und Entsorgung von Abrissmaterial wurde das Jahresergebnis 2020 besprochen und über den Haushaltsplan 2021 abgestimmt. Ehre wem Ehre gebührt: in diesem Fall Harald Grü- ner . Ende April verlieh der Fürther Landrat Matt- hias Dießl in einer pandemiebedingten Online- Konferenz auch dem Betrieb des stellvertretenden Obermeisters Harald Grüner die Qualifikationsbe- stätigung für den „Umweltpakt Bayern“. Trockener Kommentar von Grüner zu den Glück- wünschen: „Nur schade, dass man bei einer Online- Verleihung für die Schnittchen selbst sorgen muss“.
Mittelfranken
WAS NACH üBER EINEM JAHR DER PANDEMIE GE- BRAUCHT WIRD, IST OPTIMISMUS. UND DEN HAT DIE INNUNG FüR MITTELFRANKEN AUF JEDEN FALL.
Zur Teilnahme an der DACH 2021 sind alle Mitgliedsbetriebe der bayerischen Dachdecker-Innungen eingeladen.
„Wir bleiben dran“, versichert Christian Scheer, PR- Referent der Dachdecker-Innung für Mittelfranken. Und so gehen die Planungen für die DACH 2021 auf jeden Fall weiter. Freitag und Samstag, 19. und 20. November 2021, werden zwei heiße Tage für alle Bauherren und solche, die es werden wollen. Nicht nur, weil das
Auf die Eventlocation „Ofenwerk“ in Nürnberg können sich Bauherren und Oldtimerfreunde freuen.
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INNUNGEN
wurden im Juni 40 Funkspots ausgestrahlt. Pro Tag machte die Innung 4x „on air“ Appetit auf eine Ausbildung, die ganz oben startet. Aber auch die Fortbildung stand wieder ganz oben auf der Agenda der Innung. Zwei Webinare wur- den im Juni durchgeführt. Am Freitag, den 11. Juni schalteten sich elf Mitglie- der zu, als es um „Schadstoffe in Dach-/Fassaden- konstruktionen“ ging. Was tun? Ein „Leitfaden von der Baustoffuntersuchung bis zur Abfallentsor- gung“ lautete der Untertitel dieser Onlineveran- staltung. Beim Vorhandensein von Schadstoffen sitzen Dach- decker oft zwischen den beiden Stühlen Auftrag- geber und Behörden. Von erhöhten Aufwendun- gen bei Sanierungsarbeiten bis hin zur Abfallent- sorgung schraubt sich die Kostenspirale nach oben. Durch das Webinar führten Rainer Baumüller und Jörg Blechschmidt vom bundesweit tätigen Sach- verständigen-Ingenieurbüro Sakosta mit Hauptsitz in München. Die Teilnehmer konnten sich einen ausführlichen überblick über die verschiedenen Vorkommen von Schadstoffen (z. B. Asbest, PAK, PCB, verschiedene Dämmstoffe etc.) in Dach- und Fassadenkonstruktionen verschaffen. Herausgeber: B AyERN D ACH Gesellschaft zur Förderung des Bayerischen Dachdeckerhandwerks mbH Ehrenbreitsteiner Straße 5 . 80993 München Tel. 0 89 / 14 34 09-0 E-Mail: info@bayerndach-magazin.de www.bayerndach-magazin.de V. i. S. d. P.: Kay Preißinger, Geschäftsführer B AyERN D ACH GmbH Gestaltung und Redaktion: HF.Redaktion Harald Friedrich Mohnweg 4a . 85375 Mintraching www.hf-redaktion.de Druck: Nachbar-Druck GmbH 85375 Neufahrn Es gilt Anzeigenpreisliste 1-2021 I M P R E S S U M
München-Obb.
„LASS’ ES DIR MAL DURCH DEN KOPF GEHEN“, KÖNNTE DAS KONZEPT DER INNUNG MüNCHEN- OBERBAyERN FüR DIE AKTUELLE NACHWUCHS- WERBUNG LAUTEN. Nach Pfingsten startete die Innung gemeinsam mit dem LIV Bayern eine klickoptimierte Werbekam- pagne auf Spotify . Etwa zwei Wochen lang wurde bayernweit ein Spot der Innung für die Nachwuchs-
werbung für die Zielgruppe der Kids geschaltet. Darin werden sie aufgefordert, auf auf die Ausbil- dungsseite der Innung oder des LIV Bayern zu kli- cken. Geplant sind 200.000 Klicks. Der Hintergrund: Wer das gerade bei Jugendlichen beliebte Portal Spotify kostenlos für Streaming nutzen will, tut dies nicht werbefrei. Eine ausführliche Auswertung und Bewertung der Kampagne folgt in einer der nächsten Ausgaben. Und auch per Radio ging die Innung auf Nach- wuchssuche. Vom Münchener Sender Radio Energy
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INNUNGEN
fahrlässige Herbeiführung von Arbeitsunfällen un- terstellt. So werden die Nichteinhaltung von Un- fallverhütungsvorschriften, fehlerhafte, unvoll- ständige oder nicht vorliegende Gefährdungsbeur- teilungen als Argumente aufgeführt. Meist sind Geschäftsführer und Betriebsinhaber gegen solche Regressansprüche nicht richtig oder überhaupt nicht abgesichert. Ein Grund hierfür ist oft, dass vielen Unternehmern die Tragweite der Unfallverhütungsvorschriften in Verbindung mit den vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilungen nicht bewusst ist. Daher wurde in diesem Webinar besonders diese Themen in den Vordergrund gestellt: 1. Welche Verschuldensgrade gibt es im Zivilrecht und wie erfolgt die Einordnung der wissentlichen Pflichtverletzungen? 2. Wann ist eine persönliche Inanspruchnahme durch die Berufsgenossenschaft möglich? Kon- krete Praxisbeispiele wurden erörtert. 3. In einem Fallbeispiel wurden die zivilrechtliche Inanspruchnahme des Geschäftsführers und die strafrechtlichen Ermittlungen dargestellt. 4. Tipps zu Lösungs- und Präventionsstrategien. 5. Hintergrund-Informationen zum Verhalten und der Schadenbearbeitung des Betriebshaftpflicht- versicherers wurden anhand von konkreten Fäl- len verdeutlicht. 6. Welche sind die neuralgischen und entscheiden- den Klauseln in der Haftpflichtversicherung?
Schadstoffe entdecken und entsorgen: Das kann teuer werden, wenn dieser Kostenfaktor nicht einkalkuliert wird.
Zusätzlich gab es viele Informationen zu den un- mittelbaren Auswirkungen – auch aus juristischer Sicht – die sich bei den betreffenden Sanierungs-/ Instandhaltungs-/Rückbau- und Entsorgungsarbei- ten ergeben. Auch die für Dachdecker relevanten Phasen von der Ortsbesichtigung, Angebotserstellung, Bau- stoffuntersuchung, Sanierungsplanung, Sanie- rungsausführung und ordnungsgemäßen Abfall- entsorgung/ -bewertung wurden in diesem Semi- nar ausführlich erörtert. Natürlich hatten die Teilnehmer auch die Möglich- keit, Fragen zu konkreten Problemen aus ihrem Ar- beitsalltag zu stellen. Der Referent Rainer Baumüller steht Innungsmit- gliedern auch künftig für ihre Fragen zur Verfü- gung. Eine Woche später, am Freitag, 18. Juni, folgte das nächste Webinar unter dem Titel „Regressanspruch von Sozialversicherungsträgern aus § 110 SGB VII“ . 15 Teilnehmer klickten sich ein zu den Vorträgen von Sascha Rother und Rene Zerwas – Wengen- stein Rechtsanwälte (www.wengenstein.de). Darum ging es: Zunehmend werden Handwerksbe- triebe mit Regressansprüchen von Berufsgenossen- schaften konfrontiert. Vermehrt wird die grob
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INNUNGEN
Ihnen werden die Urkunden, wenn es die Pande- mie zulässt, in der Herbstversammlung überreicht. Ein rundes Jubiläum feiert der Kocheler Innungsbe- trieb von Markus Greiner . Zu seinem 20. Betriebsju- biläum gratulierte die Innung. Greiner hatte den Betrieb mit seinen heute fast 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den sein Vater bereits vor 40 Jahren gründete, 2001 völlig neu auf- gestellt und zu neuem Leben erweckt.
Gleich vier neue Gastmitglieder konnte die Innung München-Obb. begrüßen. In der Geschäftsstelle wurde am Montag, den 3. Mai 2021, der alwitra GmbH die Gastmitglieder-Urkunde überreicht. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von alwitra, Fritz Stockinger (Foto li.), sowie der Verkaufsleiter Süd, Michael Hierhammer (re.) nahmen die Ur- kunde aus den Händen von Obermeister Josef Frank (Mitte) entgegen.
Die Innung gratuliert
Oliver Rummel zum 55. Geburtstag Rudolf Högelmeier zum 60. Geburtstag Jürgen Schäfer zum 60. Geburtstag
Entschuldigung, Mehmet-Ziya Önkurtulus „Kinder, wie die Zeit vergeht“, ist ein bekannter Ausruf des Erstaunens. Offenbar war auch bei der Geburtstags-Gratula- tion in der letzten Ausgabe von B AyERN D ACH der Zeitraffer eingeschaltet, denn das Mitglied Mehmet-Ziya Önkurtulus wurde nicht 65, sondern erst 50 Jahre jung. Dennoch hier nochmals (die richtigen) herzlichen Glückwünsche.
Die alwitra GmbH ist eines von vier neuen Gastmitgliedern der Innung.
Die weiteren neuen Gastmitglieder:
GRüN GmbH (Spezialmaschinenfabrik)
SECURANTA Deutschland GmbH
FRANKEN SySTEMS GmbH
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INNUNGEN
gen zuzugehen, ob es nicht denkbar wäre, einen Teil dieser überschüsse dem KPZ zu spenden“. Sein Vorschlag wurde auch vom Wirtschaftsprüfer als geeignete Hilfe für das KPZ begrüßt. Kunzendorf schlug daher dem Vorstand seiner In- nung vor, 10.000 € aus dem Topf PR und Veranstal- tungen der Innung an das KPZ zu spenden. Die Zustimmung war einhellig. Um den möglichen Zufluss der wenig verbleiben- den infrage kommenden staatlichen Hilfen nicht zu gefährden, erfolgte die Spende jedoch an das BFW. Schließlich ist der Vereinszweck des BFW die Be- rufsförderung. So können die in den kommenden Monaten hoffentlich eingehenden Gelder von In- nungen, die dem Vorbild der Kolleginnen und Kol- legen der Oberpfalz folgen wollen, dosiert und unschädlich gegenüber Fördergeldern an das KPZ weitergereicht werden. Mario Kunzendorfs Appell an die „bayerische Dachdeckerfamilie: „Unterstützt mit Eurer Spende aus nicht verbrauchten Geldern unser gemeinsa- mes Ausbildungszentrum in Waldkirchen“.
Oberpfalz u. Krs. Kelheim
DER AUSFALL VIELER LEHRGÄNGE SEIT BEGINN DER PANDEMIE HAT DAS KPZ WALDKIRCHEN EM- PFINDLICH GETROFFEN. DIE DACHDECKER-INNUNG OBERPFALZ UND KREIS KELHEIM HILFT UND GEHT MIT GUTEM BEISPIEL VORAN.
Zur Nachahmung empfohlen: Die Innung spendete für die Si- cherung der Dachdecker-Ausbildung. Foto: Pixabay
Die Innung gratuliert
„Das KPZ stand und steht vor enormen planeri- schen, technischen und finanziellen Hürden“, so Obermeister Mario Kunzendorf. Und damit nicht genug: „Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem die in 2020 vom Staat entworfenen Hilfspro- gramme Einrichtungen wie das KPZ – also gemein- nützige Vereine – nur unzureichend bis gar nicht berücksichtigen“. Außerdem seien die wenigen möglichen Antrags- verfahren komplex und langwierig – und dazu oft unberechenbar im Ergebnis. Dennoch lässt das KPZ nichts unversucht, um an Hilfen zu gelangen. „Dabei kann die Hilfe sehr naheliegend sein“, meint Kunzendorf. Die bayerischen Dachdecker-In- nungen verfügen durch den pandemiebedingten Ausfall von Messen und Veranstaltungen aller Art in ihren Haushalten über mehr Gelder als einge- plant. Mario Kunzendorf: „Ich hatte daher in der LIV-Vorstandssitzung vorgeschlagen, auf die Innun-
Stefan Dollhofer zum 55. Geburtstag Reinhold Schuster zum 60. Geburtstag
Die Innung trauert um WOLFGANG KUNZENDORF der am 5. Mai 2021 im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Der Hochbau-Ingenieur Wolfgang Kunzendorf gründete in Alkofen seine gleichnamige Dachdeckerei und baute diesen Betrieb zu einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen auf, das er 2002 an seine Söhne Harald und Mario Kunzendorf übergab.
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BLAUE SEITEN
Gesetzliche Unfallversicherung: Fahrt zur Arbeit startet von „drittem Ort“ In der Regel fahren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von ihrem eigenen Wohnsitz aus zur Arbeit. Auf diesem (direkten) Arbeitsweg besteht grundsätzlich der Schutz durch die gesetzli- che Unfallversicherung. Gerichtlich war allerdings bereits häufiger über die Frage zu entscheiden, was gilt, wenn die Fahrt nicht vom eigenen Wohn- sitz aus gestartet wird, sondern z. B. von der Wohnung der Part- nerin oder des Partners, also von einem sogenannten „dritten Ort“? Der Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung gilt grundsätzlich auch dann. In der bisherigen Rechtsprechung durch das Bundessozialgericht (BSG) wurde dies allerdings davon abhängig gemacht, ob der Weg von diesem dritten Ort in einem „angemessenen Verhältnis“ zu der Fahrt vom eigenen Wohnsitz aus steht. Dies wurde bei ähnlichen Entfernungen des eigenen Wohnorts und des „dritten Orts“ zur Arbeitsstelle be- jaht. Mit seinem Urteil vom 30.01.2020 (Az. B 2 U 2/18 R) hat das BSG diese Voraussetzung nun aufgegeben und hat im zu ent- scheidenden Fall bejaht, dass der gesetzliche Versicherungs- schutz auch dann besteht, wenn die Anfahrt vom dritten Ort aus mit einer deutlich größeren Entfernung erfolgt als von der eigenen Wohnung. Corona-Regelungen: Auszahlungsfrist für steuerfreie „Corona-Prämie“ nochmals verlängert Mit der lohnsteuer- und sozialversicherungsfreien „Corona-Prä- mie“ können Arbeitgeber den Einsatz ihrer Beschäftigten unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie honorie- ren. Bis zu 1.500 € können lohnsteuer- und sozialversicherungs- frei ausbezahlt werden. Ein entsprechender Tarifvertrag regelte für das Dachdeckerhandwerk eine Corona-Prämie in Höhe von 150 € für jede und jeden Beschäftigte/n, auszahlbar bis zum 31.12.2020. Darüber hinaus steht es jedem Arbeitgeber frei, die volle Höhe der Prämie bis 1.500 € auszuschöpfen. Ursprünglich musste die Auszahlung bis spätestens 31.12.2020 erfolgen, um
die Prämie lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei gewähren zu können. Diese Auszahlungsfrist wurde zunächst durch das Jah- ressteuergesetz 2020 bis zum 30.06.2021 und nun durch eine weitere Verordnung nochmals bis zum 31.03.2022 verlängert. Am Gesamtbetrag von 1.500 € hat sich dadurch nichts verändert, und die übrigen Voraussetzungen für die Corona-Prämie müs- sen auch weiterhin erfüllt sein. Insbesondere muss die Prämie oder Sachleistung zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Entgelt gewährt werden, und sie muss im Lohnkonto aufgezeichnet werden.
Digitalisierung: FeRD veröffentlicht hybrides Format Order-X für elektronische Bestellungen
Das Forum elektronische Rechnung in Deutschland „FeRD“ hat bereits im Jahr 2014 mit dem Format „ZUGFeRD“ ein sogenann- tes „hybrides Format“ für elektronische Rechnungen entwickelt und veröffentlicht. Die aktuellste Version datiert vom 01.07.2020. Dieses Format vereint die Vorzüge der elektronischen Rechnung auf XML-Basis mit einer lesbar gemachten Darstellung im pdf- Format. Wie bereits bei der Entwicklung von ZUGFeRD hat sich FeRD nun mit dem vergleichbaren Forum aus Frankreich (FNFE- MPE) zusammengetan und ein hybrides Format für elektroni- sche Bestellungen nach demselben Schema entwickelt. Das Format Order-X besteht aus einer pdf-Datei mit angehäng- ter XML-Struktur und ist damit sowohl von Menschen als auch von Maschinen lesbar und kann maschinell verarbeitet werden. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sollen durch die hybride Form von ZUGFeRD und Order-X dabei unter- stützt werden, elektronische Bestellvorgänge und elektronische Rechnungen umzusetzen und zu verarbeiten. Beide Format können auf der Homepage von FeRD unter www.ferd-net.de heruntergeladen werden. Eine ausführliche Beschreibung ist dort hinterlegt.
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