BayernDach Magazin 3-2022
BRANCHE
schläge zahlen, auf denen sie wohl selbst sitzen bleiben werden. Daher hat der Vorstand der Dachdecker-Innung für Mittelfranken beschlossen, im April 2022 alle Ge schäftspartner aus Industrie und Handel anzu schreiben. In diesem Schreiben wird um Auskunft gebeten, weshalb die Frachtzuschläge teilweise über den gestiegenen Dieselpreiserhöhungen lie gen. Der Vorstand bat zudem eindringlich darum, über „partnerschaftliche Lösungen” nachzuden ken. Schließlich wird ja stets die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Handwerk beschworen. So ist im Schreiben des Innungsvorstands zu lesen: „Im Moment sieht Partnerschaft so aus: Der Handwerker verkauft die Produkte aktiv beim Kunden. Der Hersteller legt gnadenlos und ohne zeitliche Spielräume, alle Mehrkosten, ohne jede Transpa renz, auf die Preise um. Der Handel gibt dies, zuzüglich oft nicht nachvoll ziehbarer Frachtzuschläge weiter. Der Handwerker bleibt auf allen Mehrkosten hän gen und hat nur die Wahl kein Material zu bekom men, oder die Preise, die so nicht kalkuliert sein können, zu bezahlen”. Auf das Schreiben haben nur zwei Partner des Dachdeckerhandwerks reagiert: Der Fachgroß händler Gienger & Funk in Wendelstein, der nach wie vor keine Diesel-/Frachtzuschläge verrechnet. Die zweite Reaktion kam von Jacobi-Walther Dach ziegel. Hier hat der Geschäftsführer Günther Reese die Mitgliedsbetriebe der Dachdecker-Innung für Mittelfranken zu einem Gespräch am Donnerstag, 30. Juni 2022, eingeladen. Durchaus erschüttert war die Teilnahme von Seiten der Innung: Kay Preißinger und Innungskollege Mi chael Märkl. Kein weiteres Mitglied zeigte Inte resse an diesem Gespräch. Für Obermeister Preißinger lässt das nur den Schluss zu: „Das Pro blem der Preisentwicklung betrifft hier wohl nie manden”.
„Selbst schuld”, so Kay Preißingers und Michael Märkls Fazit. Denn das Gespräch mit Jacobi-Wather Geschäftsführer Günther Reese war von großer Of fenheit geprägt. Reese hatte den beiden Innungs vertretern die Karten offen auf den Tisch gelegt. Anhand seiner Lieferantenrechnungen z. B. für Umreifungsbänder, Schrumpffolien, Zuschlagstof fen für Engoben, etc. zeigt er, wie sich die Ein kaufspreise entwickelt haben: Binnen eines halben Jahres ergaben sich für den Einkauf bei diesen Zu lieferern Preissteigerungen von bis zu 100 %. Und noch mehr beim Gas: Hier katapultierte der Preis von 3 Cent pro m³ auf 14 Cent hoch. Dabei stellen die Energiekosten etwa ein Drittel der Kosten bei der Ziegelherstellung dar. Zum Abschluss des Gesprächs stellte Reese einige sehr interessante technische Ideen vor, um Energie zu sparen und die Abwärme weiter zu verwenden. Und dazu gehört auf jeden Fall im Hause Jacobi Walther nicht die Reduzierung der Materialdicken bei Dachziegeln, worüber manch andere Hersteller zumindest schon nachdenken. „Schade, dass Informationen aus erster Hand of fenbar auf wenig Interesse bei den Betrieben sto ßen”. Kay Preißinger versteht die mittelfränkische Dachdecker-Welt gerade nicht mehr.
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