BayernDach Magazin 4-2017 OEB

Abfallentsorgung BETRIEB

EINES STEHT SCHON jETZT FEST: ZUMINDEST DER PAPIERBERG WIRD ZUNEHMEN. DENN DIE DOKU- MENTATIONSPFLICHT WURDE ERWEITERT. Künftig könnte es eng werden auf den Baustellen. Denn die neue Gewerbeabfallverordnung sieht eine Mülltrennung in nunmehr zehn Fraktionen vor: • Papier, Pappe und Karton mit Ausnahme von Hygienepapier • Glas • Kunststoffe • Metalle • Bioabfälle nach §3 Kreislaufwirtschaftsgesetz • neu: Holz • neu: Textilien • und neu: mineralische Abfälle, getrennt nach Bei Abbruch- und Sanierungsarbeiten kann das für den Dachdeckerbetrieb möglicherweise bedeuten, auf der Baustelle bis zu zehn Container aufstellen zu müssen. Doch das neue Gewerbeabfallentsorgungsgesetz er- laubt auch Ausnahmen. So z. B. wenn der Betrieb der Trennpflicht nicht nachkommen kann aufgrund von technischer oder wirtschaftlicher Unzumutbar- keit. Die könnte etwa vorliegen, wenn an abgeschla- genen Fliesen noch Putz- oder Betonreste anhaften. Oder wenn im Holz noch Schrauben oder Nägel sind. Wer jetzt aufatmet, hat sich zu früh gefreut. Denn die Unzumutbarkeit ist schriftlich zu begründen und zu dokumentieren. Eine wirtschaftliche Unzumutbarkeit kann gegeben sein, wenn es sich um geringe Mengen der einzelnen Abfallfraktionen handelt. Das sind Mengen von je- weils unter 50 kg pro Fraktion und Woche. Diese Mischabfälle sind jedoch nach dem Gesetz einer Vor- behandlungs- oder Aufbereitungsanlage zuzufüh- ren. Und auch darüber muss peinlichst genau Buch geführt werden. • Beton • Ziegel • Fliesen und Keramik

Zur ordnungsgemäßen Dokumentation kann zusätz- lich zu einer entsprechenden schriftlichen „Buchfüh- rung“ auch eine fotografische Dokumentation ge- hören, die auf Verlangen den Behörden vorgelegt werden muss. Hintergrund der Novellierung des Gewerbeabfall- entsorgungsgesetzes ist eine geplante Optimierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes mit seinen fünf Ab- fallhierarchien. Diese sind:

• Abfallvermeidung • Wiederverwendung • Recycling • energetische Verwertung • Entsorgung

Der bürokratische Aufwand für die Dokumentation wird auf jeden Fall Altpapiersammler erfreuen.

Fachleute bezweifeln jedoch, dass hier eine Optimie- rung der Hierarchien Wiederverwendung und Recyc- ling zu erzielen ist. Und auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes ZDB will nicht so recht an den Erfolg glauben. Schließlich würden schon bisher 90 % der mineralischen Abfälle auf Baustellen ohne eine Trennung in Beton-, Ziegel- und Fliesen- bzw. Keramikabfälle erfolgreich recycelt. Eines steht schon jetzt fest: Der Papierverbrauch (und später Papiermüll) wird drastisch zunehmen.

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