BayernDach Magazin 4-2019_OEB

Abfallentsorgung BETRIEB

Der Bericht zur Abfallproblematik in der Mittelbaye- rischen Zeitung war dann wohl auch Auslöser für einen Beitrag im BR-Magazin „quer“. Und der wie- derum bescherte Kunzendorf den Besuch der „Abendschau“ und von BR 1. Auch RTL hat bereits angekündigt, darüber zu berichten. „Inzwischen habe ich schon Übung in dem Stunt, den Styropor-Sack kamerawirksam in den Container zu schleudern“, so der Obermeister der Dachdecker- Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim. Hintergrund der Abfall-Misere, über die inzwischen auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich berich- tete, ist der Gewerbeabfall-Aufnahmestopp bei vie- len der insgesamt 14 bayerischen kommunalen Müll- verbrennungsanlagen. Die Gesamtkapazität beträgt bei allen Anlagen ca. 3 Mio. Tonnen, die thermisch behandelt werden können. Auch wenn der ther- misch verwertbare Gewerbemüll nur etwa 30 % des Gesamtaufkommens der Müllverbrennungsanlagen beträgt, kann eine sofortige Annahme dieses Abfalls nicht mehr garantiert werden. Eine Sprecherin des Bayerischen Landesamts für Um- welt (LfU) dazu auf Anfrage: „Aufgrund von War- tungs- und Revisionsarbeiten stehen die Kapazitäten

Konjunktur nur noch eingeschränkt. „Viele Anliefe- rer haben jedoch bereits jetzt ihre vertraglich zuge- sicherten Jahreskontingente ausgeschöpft“, so die LfU-Sprecherin. Doch das sind nicht die einzigen Gründe für den Entsorgungsengpass. Nachdem der „Plastikmüll-Export“ in asiatische Länder nur noch eingeschränkt möglich ist, liegen immer mehr ther- misch verwertbare Kunststoffabfälle auf Halde. Diese können wegen ihrer hohen Heizwerte der Müllverbrennung aber nur sehr dosiert beigemischt werden. Auch die Klimaerwärmung und die heißen Sommer haben das Problem verschärft. Der Heizwert des zu verbrennenden Mülls hat sich durch die Trock- nung bei der Lagerung weiter erhöht. Die Folge des Entsorgungs-Notstands: Die Preise für die Entsor- gung steigen. Inzwischen sind Preisregionen er- reicht, die sogar den Müll-Export zur Verbrennung in andere europäische Länder zum guten Geschäft machen. Es erstaunt allerdings, dass es überhaupt zu einem Entsorgungs-Notstand gekommen ist. Denn die ge- samte Abfallmenge in Bayern hat nicht signifikant zugenommen: Zwischen 1991 und 2017 ist das Abfall- aufkommen lediglich um 12 % gestiegen.

der Müllverbrennungsanlagen in Nordbayern derzeit nur einge- schränkt zur Verfügung“. Beson- ders hart trifft diese Entsor- gungsproblematik den Groß- raum Würzburg. Hier wird eine der drei Ofenlinien gerade kom- plett erneuert – und fällt damit voraussichtlich noch bis 2020 aus. Ein weiteres Problem ist die tur- nusmäßige Revision der Verbren- nungsöfen. Diese erfolgt meist in den Sommermonaten, da hier weniger Fernwärmebedarf aus der Müllverbrennung besteht. Das bisherige Konzept, diese Hal- den in den Wintermonaten abzu- bauen, funktioniert jedoch aufgrund der anhaltend guten

Grafik: Bay. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Die Entwicklung des Gesamtabfallaufkommens (Gesamtabfall = Wertstoffe + Restmüll) in Mio. Tonnen von 1991 bis 2017 und die Entwicklung der Einwohnerzahl zum Vergleich.

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