BayernDach Magazin 5-2018

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INFORMATION BAYERISCHER DACHDECKER

Besuch in Waldkirchen: OBermeister-, Pr-referenten- und lehrlingsWartetagung

Ausg. 5-2018 Dezember www.dachdecker.bayern

Foto: Kunzendorf

EDITORIAL Auf ein Wort Danke für Ihre Verbundenheit und Ihr Vertrauen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Leserinnen und Leser, Ihr, die Innungsmitglieder, stellt die wichtigste Säule der bayeri- schen Dachdeckerfamilie dar. Für mich ist der Jahreswechsel ein willkommener Anlass, Euch ein herzliches Dankeschön für die uns als Verbandsführung gegenüber gezeigte Verbundenheit und das entgegengebrachte Vertrauen auszusprechen. Allen Ehrenamtsträgern in den Innungen, meinen Vorstandskol- legen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesin- nungsverband des Bayerischen Dachdeckerhandwerks in Mün- chen und des Kompetenzzentrums Dachtechnik in Waldkirchen danke ich ebenfalls ganz herzlich: Danke für die stets freund- schaftliche und zuvorkommende Zusammenarbeit bei der ge- meinsamen Bewältigung unserer Leistungen zum Wohle unserer Innungsmitglieder. Ein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sozialkassen des Dachdeckerhandwerks und der Berufsgenos- senschaft der Bauwirtschaft. Mit ihrem professionellen und uner- müdlichen Einsatz haben Sie Ihren ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die bestehenden und künftigen Aufgaben in un- serem Dachdeckerhandwerk zu bewältigen. Ein großer Dank gilt auch den uns verbunden Unternehmen und Partnern aus den Hersteller- und Händlerkreisen für ihre mate- rielle und finanzielle Unterstützung der Ausbildung und der Ver- bandsveranstaltungen des Bayerischen Dachdeckerhandwerks. Der Landesinnungsverband des Bayerischen Dachdeckerhand- werks wünscht Ihnen allen und Ihren Familien zum bevorstehen- den Weihnachtsfest besinnliche Stunden, erholsame Feiertage im Kreise Ihrer Familie und für das neue Jahr 2019 Gesundheit, Glück und viel Erfolg. Und ich persönlich wünsche Ihnen zum Jahreswechsel, Stille für den Blick zurück und den Blick nach vorne. Halten Sie zum Erneuern aller Kräfte inne, und treffen sie mutig auch weiterhin die richtigen Entscheidungen.

Weihnacht

Staad sei – niad plärrn, a´s Kinder´l va ehrn, noachdenga und rastn, statt hetz´n und hast´n. Empfindn – niad lacha, wos is´n scho nacha, wenn´s Herz niad dabei, a Andacht muaß sei. Singa, niad flucha, im Innern a wenig suacha nach Glaub´n und Freid; se freia an dera Zeit.

Schenga – niad hom woin, am Hergott a Lob zoin, wia´s Herz froh und frei macht;

des is für mi Weihnacht und i hoff, für eich aa.

Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

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INHALT

Auf einen Blick

In dieser Ausgabe

Aus erster Hand informiert: Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte an einem Tisch. Seiten 4-7

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Aus erster Hand informiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4-7

Konflikte lösen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8-9

Konflikte lösen: Ausbildungsabbrüche verhindern. Seiten 8-9

Ausbildungs-Diplomaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

10-11

Qualitätskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12-13

Qualitätskontrolle: Guter Start im neuen Wohnheim. Seiten 12-13

Lange Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

14-17

Smart Home . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

18-19

Problemfall Entsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

20-21

Lange Leitung: Schleichendes Internet. Seiten 14-17

Aus den Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22-31

BG BAU: Lebensretter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Blaue Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33-34

Problemfall Entsorgung: Die nächsten Probleme nach EPS. Seiten 20-21

Waldkirchener Meistertage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

DE Süd: Sinnvoll, einfach, digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

BG BAU Lebensretter: Kampagne nur 1 Leben. Seite 32

Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Meistertage 2019

Waldkirchener Meistertage: Meistertreffpunkt Waldkirchen. Seite 35

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LIV Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte

Fotos: HF.Redaktion

D I E BE STEN I NFORMAT I ONEN S I ND I MMER NOCH D I E I NFORMAT I ONEN , D I E MAN AUS ERSTER HAND UND HÖCHSTPERSÖNL I CH BEKOMMT. Aus erster Hand informiert

WAS LIEGT näHER, ALS DIE OBERMEISTER DER DAcHDEcKER-InnUnGEn, DIE LEHRLInGSWARTE UnD DIE PR-REFEREnTEn üBER DEn AKTUELLEn STAnD DER VERBAnDSARBEIT DORT ZU InFORMIE- REn, WO DIESE ARBEIT UMGESETZT WIRD? nur wenige Wochen nach der Eröffnung des Auszu- bildenden-Wohnheims des KPZ Kompetenzzentrums Dachtechnik Waldkirchen e. V. trafen sich dort die „Botschafter” der bayerischen Dachdecker-Innun-

gen. Am Freitag, den 9. november, um 12 Uhr mit- tags stärkten sich die Teilnehmer zunächst mit einem Imbiss für den langen Tag. Allen, die das neue Wohnheim noch nicht persönlich in Augenschein genommen hatten, bot sich anschlie- ßend die Gelegenheit dafür. Und auch all jene, die den neubau schon kannten, gingen gerne mit auf den Rundgang. Von den Zweibett-Zimmern mit ei- genen Sanitärbereichen bis zu den Gemeinschafts- räumen, durch die der Kaufmännische Leiter des LIV

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LIV

Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte

Bayern, Dipl.-Kfm. Thorsten Meyerhöfer, fachkundig führte, waren die Besucher ebenso begeistert wie die ersten „Bewohner”, die schon zwei Tage nach der Eröffnung hier für die Dauer des überbetriebli- chen Unterrichtsblocks eingezogen waren . Stolz waren die anwesenden bayerischen Dachde- cker auf das, was hier weitgehend exakt im Zeit- und Kostenplan binnen 18 Monaten „aus dem Felsen ge- stampft” wurde. Es war nicht nur ein Verdauungsspaziergang, was danach folgte. Vielmehr hatten die Tagungs-Teilneh- mer jetzt die Möglichkeit, die übergangs-Werkstät- ten in der nahegelegenen colenta-Halle zu besich- tigen. Zuvor warfen sie vom neuen Wohnheim aus einen Blick auf die Großbaustelle der Staatlichen Be- rufsschule, die einer Komplett-Sanierung unterzo- gen wird. Das KPZ-Team unter Ausbildungsleiter Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Werner, der die Führung durch die co- lenta-Halle leitete, hatte in den letzten Wochen und Monaten schier übermenschliches geleistet. Denn ohne Unterbrechungen und Abstriche bei der Qua- lität muss die überbetrieblich Ausbildung am „Aus- weichquartier” gewährleistet werden. Dabei galt es auch, sicherheitstechnische Maßnah- men in die Ausstattung einfließen zu lassen. Da der Raum für den Betrieb mit ausreichend Gasflaschen zu klein war, wurde kurzerhand eine Flüssiggasan- lage mit separatem Gastank außerhalb des Gebäu- des eingerichtet.

Der vorübergehende Flachdach-Bereich in der Colenta-Halle.

In der Steildachhalle erlaubt es die Statik der darun- ter liegenden Decke nicht, einen Stapler für die Ma- terialanlieferung einzusetzen. Bereits mit einer ein- zigen Palette Schieferplatten ist das Limit pro Qua- dratmeter erreicht. Großzügig erscheint dagegen die vorübergehende Metallwerkstatt. Aufgrund bisher fehlender schall- schluckender Elemente an Decke und Wand und vor allem wegen der geringen Raumhöhe führt die vol- le Belegung aller Werkstätten zu einem hohen Lärm- pegel. So musste kurzfristig mehr Gehörschutz ange- schafft werden, und das Arbeiten mit Headsets wird geprüft. Dennoch bezeichnet Wolfgang Werner es als „ech- ten Glücksfall”, dass der Landkreis über die colenta- Halle verfügen kann. Ohne diese „notwerkstätten” wäre allenfalls ein Ausweichen in Traglufthallen möglich gewesen. Und dies für eine Dauer von min- destens zwei Jahren. Kaum vorstellbar. Trotz akribischer Planung im Vorfeld war es eine Zit- terpartie, ob alle Arbeiten, zuletzt die Gasanlage und die Absaugung in der Flachdachwerkstatt, in

Inzwischen sind auch die Außenanlagen des Wohnheims fertig.

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LIV Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte

von der Handwerkskammer niederbayern-Oberpfalz über Gründe für Ausbildungsabbrüche und wie diese verhindert werden können (s. Bericht S. 8-9 in dieser Ausgabe). Durchweg Bestnoten gab es für die bayerische Dach- deckerausbildung, wie die Ergebnisse einer Umfrage unter den Azubis im 2. Ausbildungsjahr 2017/2018 do- kumentieren. Ausbildungsleiter Werner stellte diese Auswertung vor. Allein die niedrige Quote von we- niger als 4,8 % der Befragten, die angegeben hat- ten, nach der Ausbildung nicht mehr im Dach- deckerhandwerk arbeiten zu wollen, zeigt, dass der Funke der Begeisterung im Rahmen der Ausbildung wirklich übergesprungen ist. Im Anschluss daran kam es zu einem Erfahrungsaus- tausch zwischen den Lehrlingswarten. Im Fokus stand dabei die Frage, wie die Auszubildenden mög- lichst zeitnah zum Beginn der Ausbildung und da- nach regelmäßig erreicht werden können. Ein pro- bates Mittel seien Lehrlingsausflüge. Leider aber sind nicht alle Ausbildungsbetriebe bereit, ihre Azubis dafür einen Tag freizustellen.

Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte machten sich persönlich ein Bild von dem „Ausweichquartier”.

den Ferien noch rechtzeitig für den ersten Unterricht im Schuljahr 2018/2019 fertig werden. Die Teilnehmer dieser Führung waren sich einig: Hier ist der unglaubliche Spagat zwischen Werkstätten- Kompromiss und einem gleichbleibend hohem Aus- bildungsniveau durch das KPZ gelungen und auch weiterhin sichergestellt. Zurück im Mehrzweckraum des neuen KPZ-Wohnheims berichtete Katrin Riedl

Eingang zur Überbetrieblichen Ausbildung: Hier werden in den nächsten Jahren die „Newcomer” ihr Handwerk lernen.

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Obermeister, PR-Referenten und Lehrlingswarte LIV

Jugendlichen bevorzugten sozialen Medien voran- treiben. Weiterhin stellte Preißinger die aktuellen Projekte der bayerischen Dachdecker in Sachen Öf- fentlichkeitsarbeit vor. Geplant ist eine Serie von „animierten Videoclips”, für die bereits erste Vor- schläge der Münchner Agentur 84 GHz vorliegen. Diese Agentur hat dafür drei Hauptdarsteller im Manga-Stil entwickelt. Dieser comic-Stil ist seit Jah- ren bei Jugendlichen angesagt. Außerdem sollen in Anlehnung an das in diesem Frühjahr in Zusammen- arbeit mit der Mittelbayerischen Zeitung produzier- ten Video zum Thema nachwuchs weitere Videos, vorwiegend zu den Arbeitsbereichen des Dachde- ckerhandwerks, produziert werden. Um auch auf anderen Kanälen den Bekanntheits- grad zu steigern, empfahl Harald Friedrich von der Pressestelle des LIV die verstärkte Einbindung des „news-corners” in die Internetauftritte der Innun- gen und Innungsmitglieder. Diese Einbindung er- folgt einfach durch den Einsatz eines Quellcodes. Es entstehen weder zusätzliche Kosten noch Pflegeauf- wand für diese sich permanent aktualisierende „nachrichten-Seite”. Diese Möglichkeit gibt es aus- schließlich für Innungen und Innungsmitglieder.

Ausbildungsleiter Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Werner präsentiert die provisorische Metallwerkstatt.

In den Informationen an die Auszubildenden und an die Ausbildungbetriebe wird daher schon vor Beginn des neuen Schuljahres der Lehrlingswart der Innung als Ansprechpartner genannt, falls im Ausbildungs- verhältnis mal nicht alles „ganz rund” läuft. (s. a. Be- richt S. 10-11). Als falsch stellte sich bei einer Wortmeldung heraus, dass keine theoretische Intensivierung mehr statt- finde. Bedingt durch die von den Azubis gewünschte Verschiebung des Abendessens auf 18.00 Uhr musste mit den Beteiligten lediglich ein neuer Zeitpunkt und Ort gefunden werden. Die Intensivierung findet nun vor dem Abendessen ab 16.30 Uhr in den Klas- senzimmern der Berufsschule statt, so Ausbildungs- leiter Werner. Zum Schluss gab der PR-Ausschussvorsitzende Kay Preißinger als Mitglied im Beirat der Aktion DAcH einen Aus- und überblick über aktuelle Aktivitäten und Planungen im Bereich der bundesweiten nach- wuchswerbung. Hierzu gehören der auf Seite 33 die- ser Ausgabe vorgestellte neue Flyer und der künftige Einsatz von „Influencern” aus den Reihen der jungen Dachdecker-Generation. Diese werden speziell ge- schult und sollen das „Story-Telling” in den bei den

Auch von dem Steildach-Bereich machten sich die Tagungsteil- nehmer ein Bild.

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NACHWUCHS

Abbrecher 2. Landesverbands-

Foto: Fotolia

AUS B I LDUNGSABBRUCH BEDEUTET N I CHT, DAS S AUS ZUB I LDENDE OHNE BERUF S - AUS B I LDUNG DURCHS L EBEN GEHEN . ABER J EDER E I NZ E LNE VORZ E I T I GE ABBRUCH DER AUS B I LDUNG I ST E I N HERBER VERLUST FÜR DEN BETR I EB UND DAS GEWERK . „Konflikte lösen, bevor sie zu Problemen werden”

WIE BEREITS In DER LETZTEn B AyERn D AcH -AUS- GABE BERIcHTET, BEEnDET FAST JEDER DRITTE In BAyERn SEInE DAcHDEcKER-AUSBILDUnG VORZEI- TIG. UnD JEDER EInZELnE IST EInER ZUVIEL AnGE- SIcHTS DES FAcHKRäFTEMAnGELS.

Katrin Riedl ist Ausbildungsberaterin an der HWK niederbayern-Oberpfalz. Sie ging in ihrem Impuls- vortrag im Rahmen der Obermeister-, PR-Referen- ten- und Lehrlingswartetagung auf die Gründe und Hintergründe vieler Ausbildungsabbrüche ein.

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NACHWUCHS

Abbrecher

An der Spitze stehen mit 47 % der Abbrüche Kon- flikte der Azubis mit Ausbilder, Meister oder Be- triebsinhaber. Als zweithäufigster Grund wird die mangelnde Qualität der Ausbildung mit 41 % ge- nannt. Fast jeder 3. Auszubildende (30 %) fühlt sich ausgenutzt und will daher abbrechen. nur 15 % ge- ben an, eine bessere Ausbildungsstelle gefunden zu haben. Mehrfachnennungen waren möglich. Gerade der häufigste Abbruchgrund – ein Konflikt mit Ausbildern, Meistern oder Betriebsinhabern – wäre vermeidbar bzw. dieser Konflikt wäre lösbar. Wäre – wenn er rechtzeitig erkannt und entspre- chend gehandelt würde. Doch leider schaukeln Konflikte sich oft hoch, wenn die Betroffenen sich nicht verstanden fühlen und nicht miteinander, sondern nur übereinander reden. Schnell werden dann Sach- und Gefühlsebene mitei- nander vermischt. Was dann kommt: Auszubildende fühlen sich unverstanden, befürchten, dass sie und ihre Leistungen nicht anerkannt würden. Das Selbst- wertgefühl sinkt. Die Folgen reichen vom drasti- schen Leistungsabfall bis zur Verweigerungshaltung. Im schlimmsten Fall kann es zu sozialen Störungen,

zu Aggressionen gegenüber Gegenständen und Kol- legen oder sogar zu einer Flucht in Krankheit oder Drogen führen. Daher rät die Ausbildungsberaterin Riedl ausdrücklich, schon bei ersten Anzeichen von Konflikten oder Unzufriedenheit das Gespräch mit dem Auszubildenden suchen. Die Kommunikation sei die wichtigste Basis für eine Konfliktbewältigung. „Solange man miteinander redet, ist der Konflikt auch lösbar”, so Riedl. Bei Bedarf kann für ein ge- meinsames Gespräch auch der zuständige Lehrlings- wart oder ein Ausbildungsberater der HWK hinzu- gezogen werden. Oft hilft ein Mediationsgespräch, um den Abbruch der Ausbildung zu verhindern. Vor allem können im Rahmen eines solchen Gesprächs alle Beteiligten lernen, den Standpunkt des Anderen zu verstehen. nach Katrin Riedls Ansicht kann ebenso ein Gespräch hilfreich sein, an dem Azubi, Ausbilder/Betriebsinhaber, Lehrlingswart und Be- rufsschule gemeinsam teilnehmen. Oft ist der Ab- bruch der Ausbildung eine „Flucht” vor einem (ge- fühlten) Konflikt. Die Lösung ist, diese „Fluchtursa- che” im Vorfeld zu vermeiden bzw. sobald sie ge- meinsam erkannt wurde, sie zu beseitigen.

Ausbildungsberaterin Katrin Riedl von der HWK Niederbayern-Oberpfalz: „Konflikte nicht hochschaukeln lassen”. Foto: HF.Redaktion

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NACHWUCHS Lehrlingswarte andesverbands- Ausbildungs-Diplomaten

Foto: Fotolia

EIGEnTLIcH SInD LEHRLInGSWARTE RIcHTIGE DI- PLOMATEn: EInSERSEITS MüSSEn SIE DIE InTERES- SEn DER AUSZUBILDEnDEn, AnDERERSEITS DIE DER AUSBILDUnGSBETRIEBE VERTRETEn. UnD DABEI MüSSEn SIE ES ALLEn REcHT MAcHEn. Die grundsätzlichen Aufgaben der Innungen und de- ren Lehrlingswarte ist in der Handwerksordnung bundesweit festgeschrieben. So ist von den Handwerksinnungen gemäß HWO §54 Abs. 1: 2. ein gutes Verhältnis zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen anzustreben, 3. entsprechend den Vorschriften der Handwerks- kammer die Lehrlingsausbildung zu regeln und zu überwachen sowie für die berufliche Ausbildung der Lehrlinge zu sorgen und ihre charakterliche Entwicklung zu fördern, 4. die Gesellenprüfungen abzunehmen und hierfür Gesellenprüfungsausschüsse zu errichten, sofern sie von der Handwerkskammer dazu ermächtigt ist, 6. bei der Verwaltung der Berufsschulen gemäß den bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen mitzuwirken,

Und die HWO §67 dazu: (1) Die Handwerksinnung kann zur Wahrnehmung einzelner Angelegenheiten Ausschüsse bilden. (2) Zur Förderung der Berufsbildung ist ein Ausschuss zu bilden. Er besteht aus einem Vorsitzenden und mindestens vier Beisitzern, von denen die Hälfte Innungsmitglieder, die in der Regel Gesellen oder Lehrlinge beschäftigen, und die andere Hälfte Gesellen sein müssen. (3) Die Handwerksinnung kann einen Ausschuss zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Ausbil- denden und Lehrlingen (Auszubildenden) errich- ten, der für alle Berufsausbildungsverhältnisse der in der Handwerksinnung vertretenen Hand- werke ihres Bezirks zuständig ist. Die Handwerks- kammer erlässt die hierfür erforderliche Ver- fahrensordnung. Einen „Sonderfall” stellt jedoch die zentrale Ausbil- dung im Dachdeckerhandwerk in Waldkirchen dar, die in den 1970er Jahren von den Innungen beschlos- sen wurde. Viele Aufgaben, die von der Handwerksordnung für die Innungen bzw. deren Ausschüsse vorgegeben sind, mussten nur selten in Anspruch genommen werden. Dafür wurden die Lehrlingswarte tätig.

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Lehrlingswarte NACHWUCHS

Die bayerischen Dachdecker-Innungen haben diese Aufgaben, die von der HWO vorgegeben sind, in ihre Satzungen entsprechend aufgenommen. Die Lehrlingswarte der Innungen können sowohl die Ansprechpartner für Ausbildunsgbetriebe sein, so- fern es zu Konflikten oder Problemen innerhalb der Ausbildung kommt. Andererseits sind Lehrlingswar- te die „Vertrauenspersonen” der Auszubildenden, die bei Bedarf angesprochen werden können und angesprochen werden sollten. Was aber, wenn ein Ausbildungsbetrieb nicht Mit- glied in der Innung ist? Dann sollte trotzdem an ers- ter Stelle der Lehrlingswart der Innung die „Kontakt- person der ersten Wahl” für den Ausbildungsbetrieb und den Auszubildenden sein. Denn er verfügt über die Kontakte zur Berufsschule und zur überbetrieb- lichen Ausbildung – also dem KPZ. Zwar nutzen bereits viele Innungen einen Lehrlings- ausflug oder Lehrlingstag, um diesen Kontakt her- zustellen. Doch bis zu diesen Anlässen vergehen meist schon die ersten und besonders wichtigen Mo- nate der Ausbildungszeit. Gerade hier aber können

schon erste Probleme oder Zweifel an der Berufs- wahl auftreten. Umso wichtiger ist es, bereits zu Beginn der Ausbil- dung jeden Auszubildenden bzw. bei Minderjähri- gen dessen Erziehungsberechtigte, aber auch die Ausbildungsbetriebe, auf den Lehrlingswart hinzu- weisen. Ein erster Lösungsansatz ist eine (Scheck-) Karte für die neuen Lehrlinge mit den wichtigsten Kontaktdaten, evtl. in Kombination mit der BG card. Selbstverständlich kann der Lehrlingswart auch zu- sätzlich zu den Ausbildungsbeauftragten der zustän- digen Handwerkskammern bei Bedarf zur Beratung und Vermittlung hinzugezogen werden. Es gibt also weder für Ausbildungsbetriebe noch für Auszubil- dende nicht den Zwang zur Entscheidung, ob nun die HWK oder die Innung der richtige Ansprechpart- ner ist. Wichtig ist nur, dass die zur Verfügung ste- henden Kontaktpersonen auch angesprochen wer- den, um Lösungen bei Konflikten und Problemen zu finden, die beiden Seiten gerecht werden. Klassische Diplomatenaufgaben also, die hier bewäl- tigt werden.

Allen Freunden, Förderern und Geschäftspartnern der Bayerischen Dachdecker wünschen wir ein

frohes Weihnachtsfest und mit Riesenschritten einen guten Start im neuen Jahr.

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WOHNHEIM Erfahrungen . Landesverbands-

Fotos: HF.Redaktion

Qualitätskontrolle

EIGEnTLIcH HATTEn DIE VERAnTWORTLIcHEn DES KPZ nOcH nIcHT EInMAL ZEIT ZUM TIEF DURcHAT- MEn nAcH DER ERÖFFnUnG DES AZUBI-WOHn- HEIMS AM FREITAG, DEn 7. SEPTEMBER. DEnn ScHOn AM SOnnTAG, DEn 9. SEPTEMBER BEZOGEn DIE ERSTEn AUSZUBILDEnDEn IHRE nEUEn ZIM- MER. nach den ersten 100 Tagen kann ein aktueller Erfah- rungsbericht erstellt werden. Und der ähnelt dem gesamten Planungs- und Bauablauf: Kleinere Pro- bleme werden sofort gelöst – größere gab es nicht. Die vorgeschriebene pädagogische Betreuung ist für die Auszubildenden kein „neuland”. Denn zum Ein- satz kommt das erfahrene Personal des Landkreises Freyung-Grafenau. Und diese Mitarbeiter sind den Azubis im 2. und 3. Ausbildungsjahr bereits aus dem „nachbar-Haus”, dem Berufsschulzentrum-Wohn- heim (BSZ-Wohnheim) des Landkreises, bekannt. Die „Qualitätskontrolle” ist nicht nur im Hotel- und Gastgewerbe eine Selbstverständlichkeit. Auch beim neuen KPZ-Wohnheim wird auf „Feedback” gesetzt. Außerdem ist eine solche Analyse Bestandteil der Zertifizierung des KPZ.

Wie im bisherigen Wohnheim auch schon prakti- ziert, wurden auch die „Erstnutzer” des neuen Do- mizils zur Bewertung der Unterbringung aufge- fordert. Sie gaben ihre Rückmeldungen auf konkret gestellte Fragen im Schulnotensystem ab und kön- nen zusätzlich Wünsche, Kritik und Anregungen in freier Form äußern. Ergänzend dazu haben die Aus- zubildenden die Möglichkeit, ihre Rückmeldungen direkt an die Betreuer zu geben. Außerdem wurde vom KPZ-Ausbilder Simon Schauer ein „Kummerkas- ten“ gebaut und im Foyer des Wohnheims platziert. Hier können bei Bedarf anonyme Mitteilungen ein- gereicht werden. Sehr erfreulich ist es, dass schon jetzt ein offener Dia- log stattfindet. In den ersten Wochen des Betriebs haben viele Anregungen der Auszubildenden das KPZ erreicht. Diese Anregungen werden soweit wie möglich schnell umgesetzt. Gute Beispiele hierfür sind z. B. zusätzliche Ablage- möglichkeiten in den Sanitärräumen der Doppelzim- mer oder ein bestimmtes Kochgeschirr für die Teeküche. Ebenso wurden auch konkrete Wünsche nach Spielen und zur Freizeiteinrichtung des Wohn- heims geäußert.

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Erfahrungen WOHNHEIM

Sehr gut angenommen wurden der Kraftraum mit seinen modernen Fitness-Geräten sowie der Tisch- tennisraum. Dass dabei das KPZ und die Auszubildenden oft „auf einer Wellenlänge” liegen, zeigt sich immer wieder. Viele der eingereichten Anregungen waren ohnehin geplant und haben sich lediglich aufgrund von Lie- ferzeiten verzögert. Eine weitere Maßnahme zur Qualitätssicherung ist die checkliste, die alle Auszubildenden bei ihrer An- reise erhalten. Hier können sie ankreuzen, ob die Zimmer aus ihrer Sicht im angetroffenen Zustand in Ordnung sind oder ob es z. B. Beschädigungen an Möbeln, Fenstern, Vorhängen, im Badezimmer und der Toilette, an Beleuchtung oder Heizung gibt. So- wohl das KPZ als Betreiber als auch die pädagogi- schen Betreuer bestätigen, dass die Auszubildenden mit diesen checklisten sehr gewissenhaft umgehen. Schäden oder Verschmutzungen, die sie bei ihrer An- reise feststellen, werden umgehend gemeldet. Das deckt sich mit den Erfahrungen aus der Vergangen- heit. Auch im Wohnheim des Landkreises wurden und werden diese checklisten erfolgreich eingesetzt. Mit der Reinigung des Wohnheims wurden vom KPZ erfahrene Reinigungskräfte beauftragt. Gleichzeitig wird aber auch hier auf die Eigenverantwortung und die Eigeninitiative der Auszubildenden großen Wert gelegt. So ist es durchaus als pädagogische Maßnah- me zu verstehen, wenn die Auszubildenden wäh- rend der Woche grundsätzlich selbst für die Sau-

Hier fehlt noch eine zusätzliche Ablagemöglichkeit unter dem Spiegel. Das stand auf der Wunschliste der Auszubildenden.

berkeit in ihren Doppelzimmern verantwortlich sind. Die erforderlichen Reinigungsmittel, um die Zimmer feucht auszuwischen, zu kehren oder anderweitig zu reinigen, werden selbstverständlich bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Um viele Verschmutzungen schon im Vorfeld zu ver- meiden, können Arbeits- und Straßenschuhe in ei- nem zeitnah aufgestellten abschließbaren Schuh- schrank im unteren Bereich des Wohnheims depo- niert und dort gegen Hausschuhe gewechselt wer- den. Ohnehin dürfen das Wohnheim und natürlich auch die Doppelzimmer nicht mit Arbeitsschuhen betreten werden. Der Schuhschrank wird im breiten Teil des Flurs zwi- schen unterem Eingang und den Freizeiträumen platziert. Selbstverständlich wurde hierfür die Frei- gabe des Brandschutzes eingeholt. Der bewährte Spruch, der in vielen Hotels zu finden ist, dass ein jeder sein Zimmer so verlassen sollte, wie er es selbst vorzufinden wünscht, wird im neuen KPZ-Wohnheim erfolgreich umgesetzt. Eine durch- aus erfreuliche Zwischenbilanz also, die schon jetzt gezogen werden kann.

Sehr gut angenommen wurden die Freizeiträume im neuen Wohnheim.

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BETRIEBE Digitalisierung

Fotos: Fotolia

Lange Leitung

ERFOLGSMELDUnG VOM ZVDH: nAcH EInER UM- FRAGE SInD DIE DAcHDEcKERBETRIEBE DIGITAL GUT AUFGESTELLT. MEHR ALS 9 VOn 10 BETRIEBEn HABEn EInE WEBSITE, RUnD EIn DRITTEL IST In SO- ZIALEn nETZWERKEn UnTERWEGS. DOcH LEIDER BREMST DIE WIRKLIcHKEIT AUcH MAncHMAL DIGI- TALE BEMüHUnGEn AUS. Zwei Fälle zeigen, dass es manchmal gar nicht so ein- fach ist, die „staatlich verordnete” Digitalisierung umzusetzen. Trotz aller Versprechen der Regierung für ein schnelles Internet. Mario Kunzendorf aus Bad Abbach, Obermeister der Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim, wundert sich auch. Seit Jahren propagieren Politik wie Wissen- schaft, Industrie- wie Handwerksverbände die Digi- talisierung. Er freute sich für seinen Betrieb, dass die öffentliche Hand den Ausbau der Infrastruktur für die Digitalisierung fördert. Schließlich wurden Milli- arden an Steuergeldern für das Verlegen von Glas- faserleitungen für schnelle Datenanschlüsse bereit gestellt – und ausgegeben. Doch es gibt es immer noch zu wenig davon – vor allem in der Fläche. Woran liegt es?

über Monate hat Kunzendorf in seiner Funktion als Obermeister diese Frage an Politiker verschiedener Parteien, an die öffentliche Verwaltung und an Pro- vider von schnellen Internetanschlüssen gestellt. Hier sein Versuch einer Bilanz: Den „Urfehler” sieht Mario Kunzendorf in der poli- tischen Entscheidung, den Ausbau eines schnellen Datennetzes dem freien Markt zu überlassen. Dies hatte wohl zur Folge, dass einerseits in den Metro- polen oft mehrere schnelle Leitungen nebeneinan- der liegen, andererseits in kundenärmeren Regionen gar keine Leitung verlegt wird. Kunzendorf wundert sich, dass beim nordoberpfäl- zer Wirtschaftstag im September 2018 in Weiden auch Bayerns damaliger Finanz- und Digitalisierungs- minister Albert Füracker offen zugab, man hätte das Datennetz eher wie den Aufbau eines öffentlichen Stromnetzes anpacken müssen. Die Fehlentscheidung erklärt das Staatsministerium für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat in ei- ner schriftlichen Stellungnahme so: „Die Kommune legt im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit fest, welche Bandbreiten nach Ausbau eines Erschlie- ßungsgebiets verfügbar sein sollen und folglich, ob

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Digitalisierung BETRIEBE

eine direkte Glasfasererschließung der Gebäude er- folgt.“ Zwar bezuschusst der Freistaat Verträge zwischen Gemeinden und Kommunikationsunternehmen wie der Telekom, um in ländlichen Gebieten ein schnel- les Datennetz zu schaffen. Aber vielerorts herrscht ein chronischer Finanzmangel in den Kommunen. Selbst der Rest-Eigenanteil beim netzausbau wird dann als zu teuer erachtet. Also lassen viele Gemein- den nur Mindestanforderungen ausführen. Konkret sind das 30 Mbit pro Sekunde für die übertragungs- rate beim Download. Diese „Leistung” wird aber schon von den guten alten Kupferleitungen erfüllt. Unternehmen wie die Telekom schweigen sich darü- ber lieber aus. So wurde zwar von der Telekom der netzausbau genutzt, um das analoge Telefonieren durch „Voice over Internet Protocoll” (VoIP), also die Telefonie über das Internet, zu ersetzen. Der Kon- zern spart damit jährlich Millionen an Unterhaltskos- ten. Zusätzlich lässt die Telekom im Zuge des netz- ausbaus zahlreiche Subunternehmer „Leitungen” verlegen, die sich nach Kunzendorfs Recherche je- doch oft als Leerrohre entpuppten. Die eigentlichen Glasfaserleitungen werden erst durch diese Leerroh- re gezogen, wenn jemand dafür zahlt. Mario Kunzendorfs nächster Versuch führte ihn zum Telekom-Ableger „Mehr Breitband für mich“. Das freundliche Angebot: Für 100 € wird das Geheimnis gelüftet, ob ein direkter Glasfaser-Anschluss eines Betriebs möglich ist. In seinem Fall mit Betriebssitz in einem ländlichen Raum, in dem die netzvorgaben der Gemeinde um- gesetzt sind, stellte sich heraus: Trotz DSL-Ausbau fehlen leider exakt 1.048 Meter bis zum Glasfaseran- schluss. Weil aber für 1.045 der 1.048 Meter bereits Leerrohre liegen, könne die Telekom den Glasfaser- anschluss „günstiger“ anbieten. Der „Eigenanteil“ des Kunden samt Eigenleistungen sinke so auf nur rund 30.000 €. Auf nachfrage beruhigt die Telekom schriftlich und feinfühlig: Es handle sich lediglich um ein Angebot. Dies könne man „annehmen oder wenn es zu teuer ist, eben nicht“.

Kunzendorfs letzte Hoffnung war der Staat mit sei- nem Förderdschungel. Doch der hilft nur bei den letzten drei der 1.048 Metern, bei den restlichen 1.045 Metern leider nicht. Große Ernüchterung bei Obermeister Kunzendorf: Solange innerhalb der Europäischen Union ein Ge- biet mit 30 Mbit/s als „versorgt“ gilt, würde der Glas- faserzuschuss für die in seinem Fall 1.045 Meter au- ßerhalb des eigenen Grundstücks als verbotene Bei- hilfe gewertet. Kunzendorf vermutet, dass dieser „Webfehler” vom Freistaat erkannt und daher neuerdings das Gigabit- Ausbauprogramm in Brüssel vorangetrieben wurde. neues Programm, neue Fördermöglichkeit. Bis dahin bleibt vielen nur die Hoffnung, dass die Konzerne bis dahin wenigstens Tarife mit 50 Mbit/s ermöglichen und die Bundesnetzagentur flächig Vectoring (VDSL) genehmigt. Ob die Politik jemals aus den Fehlern bei der Digita- lisierung lernt? Die Innung Oberpfalz und Kreis Kel- heim hat die kontaktierten Abgeordneten gebeten, sich dafür einzusetzen, die künftigen 5-G-Lizenzen

Zweifelhafte Digitalisierung: In vielen ländlichen Regionen bleibt das E-Mail-Postfach leer.

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BETRIEBE Digitalisierung

für einen symbolischen Euro zu verkaufen und im Gegenzug die Telekommunikationskonzerne zu ei- nem flächendeckenden Ausbau zu verpflichten. Aus- führlich und konstruktiv hatten sich übrigens auf Kunzendorfs Anfrage die folgenden Politiker geäu- ßert: MdL Florian Hölzl von der cSU und MdL Jürgen Mistol von den Bündnis 90/Grüne. Der SPD (Johanna Werner-Muggendorfer), den Freien Wählern (MdL Hubert Aiwanger) und der FDP (MdB nicole Bauer) war der netzausbau offenbar leider keine Stellung- nahme wert. MdB Peter Aumer (cSU) ließ sich zu- nächst für „nicht zuständig“ erklären, kam später aber auch zu dem Ergebnis, dass es „holpert” bei der Digitalisierung. Sein Bundestags- und Parteikollegen Florian Oßner hüllt sich bis heute in Datenstille... Auch im zweiten Fall gibt es Kopfschütteln und man stellt sich die Frage, wie lange die Halbwertzeit eines

„Kommen Sie am besten einmal wöchentlich bei uns vorbei – vielleicht können wir Ihnen dann irgend- wann mal mehr sagen”. Auch die telefonische nachfrage bei der zuständigen Hotline (die telekomtypisch eher eine cold-Line war), führte nicht zum Ziel: Auftrag unbekannt. nächster Versuch: „Dann nehme ich eben zähneknir- schend und vielzahlend einen Hybrid-Anschluss”, also die Kombination aus Festnetz und Mobilfunk- datenübertragung. Davon riet aber ein Telekom- Mitarbeiter ab: „Ob das bei Ihnen klappt, erfahren Sie erst, wenn Sie den Anschluss für eine Mindestver- tragslaufzeit von 24 Monaten gebucht haben”. Irgendwann erreichte Harald Friedrich dann einen engagierten Mitarbeiter bei seiner zuständigen Ge- meinde. Und der ließ nicht locker. Plötzlich meldete sich ein leitender Telekom-Mitarbeiter bei ihm und

Handwerksbetriebs denn wohl wä- re, wenn er so arbeiten würde wie das große magentafarbene Kom- munitaktionsunternehmen. Harald Friedrich von der Presse- stelle des LIV Bayern war erfreut, als er Mitte 2017 von der Telekom das Angebot erhielt, er könne nun schnelles Internet für sein Büro be- stellen. Gesagt, getan. Doch dann tat sich (fast) nichts mehr. Zwar verlegten fleißige Subunter- nehmer im 2-Mann-Betrieb im Ortsteil Mintraching der Gemeinde neufahrn unweit des Airports München Glasfaserkabel. Doch die

entschuldigte sich für die fast ein- jährige Verzögerung der Auftrags- bearbeitung. Der Grund war eben- so profan wie unglaublich: Man hatte bei der Telekom schlichtweg vergessen, die mit Glasfaser ver- sorgten Straßen in die Pläne einzu- tragen und somit konnte niemand eine Prognose abgeben, wann denn dort Glasfaser-Kabel verlegt würden. Und die Frage, weshalb niemand bei der Telekom seine Auftragsnummer finden konnte, löste sich auch: „Wir haben alle Aufträge gelöscht, um die Kunden nicht wegen der Verzögerung zu

„Wir haben alle Aufträge ge- löscht, um die Kunden nicht zu verwirren, wenn nichts weiter- geht” Aussage der Telekom

Frage, wann er denn nun mit der Ausführung des in- zwischen bestätigten Auftrags rechnen könne, wollte ihm niemand konkret beantworten. Eigent- lich schade, denn Friedrichs Büro liegt nur 40 Meter vom nächsten glasfaserversorgten Verteiler entfernt. Aber es gab gute Tipps: „Rufen Sie doch mal die Bau- herren-Abteilung der Telekom im Ruhrgebiet an”. Die aber konnte keinen Termin nennen und auch die bestätigte Auftragsnummer sei nicht bekannt. Auch der T-Punkt Shopmitarbeiter hatte nur einen Rat:

verunsichern”. nach diesem Gespräch dauerte es nur noch wenige Tage bis zur Schaltung des 100 Mbit-Anschlusses (der tatsächlich mit bis zu 110 Mbit arbeitet). Und als Ent- schuldigung gab es sogar noch einen Einkaufsgut- schein für den Telekom-Shop. Schade nur, dass das von Harald Friedrich ge- wünschte Produkt dort nicht verfügbar war und auch niemand sagen konnte, wann und ob es einmal wieder lieferbar sei...

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Unser Beitrag. Ihr Erfolg.

Gemeinsam den Markt bereiten

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Erschließung neuer Marktsegmente Bedürfnisweckung beim Endkunden Fachkräftesicherung Scha ung eines stärkeren Dachbewusstseins

Die Mitglieder der Aktion DACH

Böcker Maschinenwerke GmbH, Werne BRAAS GmbH, Oberursel CARLISLE Construction Materials GmbH, Hamburg COBA Bausto gesellschaft für Dach +Wand GmbH & Co. KG, Osnabrück CREATON AG, Wertingen CWS-boco Deutschland GmbH, Dreieich DBL Deutsche Berufskleider Leasing GmbH, Zirndorf DDH Das Dachdecker-Handwerk, Köln Dörken GmbH & Co. KG, Herdecke DOW Deutschland GmbH, Schwalbach DS Digitale Seiten GmbH, Berlin

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das neue Smart-Home-System Velux Active. Mit ihm lassen sich elektrisch betriebene Dachfenster- und Sonnenschutz-Produkte per App oder Sprachsteue- rung über das Smartphone bedienen. Außerdem überwachen Sensoren Temperatur, Luftfeuchtigkeit und cO2-Gehalt im Raum, damit die Dachfenster sich automatisch öffnen oder schließen. Von dem System

Foto: Velux Deutschland GmbH

Der fast geräuschlose arbeitende Smart Ventilation Fensterlüf- ter eignet sich sogar für Schlafräume.

werden externe Wetterdaten einbezogen. So blei- ben bei niedrigen Außentemperaturen die Fenster nur so lange geöffnet wie nötig, um Wärmeverluste zu vermeiden. Zieht ein Sturm heran, schließen sich die Dachfenster rechtzeitig von selbst. übrigens sind alle elektrisch betriebenen Velux Dachfenster serienmäßig mit einem Regensensor ausgestattet, der die Fenster automatisch bei einset- zendem Regen schließt. Gute nachricht für alle, die manuell bedienbare Dachfenster haben: Mit dem Solar-nachrüst-Set las- sen sich diese Fenster nachträglich automatisieren. Mehr Informationen unter velux.de

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BETRIEBE Abfallentsorgung

Foto: HF.Redaktion

KE I N GRUND ZUR FREUDE : AUCH WENN THEORET I SCH DAS ENTSORGUNGS PROB L EM HBCD - HALT I GER ABFÄL L E GE LÖST I ST, KOMMEN NEUE H I NDERN I S S E . Die weiteren Aussichten: Problematisch.

EIGEnTLIcH SOLLTE DIE EnTSORGUnG VOn DäMM- STOFFEn WIE EPS UnD PUR/PIR nAcH DER ZULAS- SUnG DER THERMIScHEn VERWERTUnG KEIn THEMA MEHR SEIn. WEIT GEFEHLT. In der Praxis unterscheiden die Entsorgungsbetriebe oft gar nicht nach HBcD-haltig und HBcD-frei, son- dern berechnen pauschal die höheren Preise – der- zeit zwischen 900 und 1.500 € netto pro Tonne. Auch können nur Entsorger, die noch Kontingente bei den MVA frei haben, diese Abfälle überhaupt anneh- men. Zwar darf jede zugelassene MVA bundesweit die Abfälle verbrennen, da diese nicht gebietsgebun- den sind. Doch das ist meist nur graue Theorie.

Sogar noch verschärft haben sich die Probleme bei den bituminösen Abfällen. Der nachweis, dass die Abfälle teerfrei sind, muss unter Umständen durch Laboranalysen erfolgen. Einigen Entsorgern genügt der nachweis des Alters der rückgebauten Bitumen- bahnen. Sind die z. B. nach 1993 hergestellt, darf davon ausgegangen werden, dass kein Teer in den Bahnen enthalten ist. Darf – nicht muss. Teerfreie Bahnen kann theoretisch jede MVA verwerten, teer- haltige Bahnen nicht – und dann wird es teuer. Klei- ner Trost: Auch teerhaltige Bitumenbahnen sind bei der Entsorgung nicht gebietsgebunden. Doch seit diesem Jahr muss ein weiterer nachweis er- bracht werden: der nachweis, dass die zu entsorgen-

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Abfallentsorgung BETRIEBE

den Bitumenbahnen frei von Asbest sind. Bei Labor- tests hat sich leider bestätigt, dass für Trägereinla- gen oder Talkumierung teilweise auch Asbestfasern eingesetzt wurden. Auch wenn dieser Anteil mit we- niger als 0,1 % sehr gering und fest in die Bahn ein- gebunden ist: Asbest bleibt Asbest. Zur Entsorgung kann auch hier entweder ein Labor- nachweis für die Asbestfreiheit erstellt oder ein Her- stellungsdatum nach 1993 nachgewiesen werden. Dieser Altersnachweis ist in den alten Bundesländern dennoch keine Garantie dafür, dass nicht trotzdem ein Labornachweis verlangt wird. Und in den neuen Bundesländern wurden die asbesthaltigen soge- nannten „Russenbahnen“ teilweise noch nach 1993 verlegt.

getrennt und getrennt entsorgt werden. Viele con- tainerdienste können jedoch keine manuelle Sortie- rung und Trennung anbieten, wie es bei größeren Entsorgern üblich ist. Daher sollte der Dachdecker vorher klären, ob eine Vorbehandlung ausgeführt werden kann oder nicht. Schließlich kann der Hand- werker für den nachweis der vorgeschriebenen „Vorbehandlung” gegenüber Kunden und Gesetz- geber in Haftung genommen werden. Sogar bei kleineren Maßnahmen wie einem Aus- tausch eines Dachfensters sind künftig Hürden zu nehmen. Wie soll beispielsweise ein Kunststofffens- ter mit Thermoholzkern, Verbundsicherheitsglas,

Metallanbauteilen, Dichtmateria- lien und Zubehör für die Entsor- gung „vorbehandelt“ werden? Die Entsorgung von Abfällen mit nicht geklärten Inhaltsstoffen wird für den Betrieb zum unkalkulierba- ren Risiko. Und das sowohl im Be- reich der öffentlichen Auftrag- ge- ber mit einer Ausschreibung nach VOB/A wie auch bei einem Ange- bot für Verbraucher oder für einen gewerblichen Auftraggeber. Aller- dings müssen bei Ausschreibung

Sogar bei der Entsorgung der ökologisch hochgelobten Gründächer wird es Probleme geben.

Das Problem für Dachdecker: Sind Bitumenbahnen asbesthaltig oder kann nicht das Gegenteil bewiesen werden, ist die thermische Verwer- tung verboten. Somit bleibt nur noch die teure Deponierung. Für Abbruch und Entsorgung gelten dabei die gleichen Vorschriften gemäß TRGS 519 wie beim Umgang mit asbesthaltigen Faserzement- platten.

Sogar die Entsorgung von Gründächern bereitet zu- nehmend Probleme. Vor der Angebotsabgabe sollte jeder Betrieb klären, ob, wie und wo ein Gründach entsorgt werden kann. In einem aktuellen Fall hätte zwar das Substrat eines Gründachs nach einer Laboranalyse durch Fresenius entsorgt werden können, nicht aber die Pflanzen- und Erdreste und das Speichervlies. Hier wurde die Trennung verlangt, was in der Praxis kaum möglich ist. Außerdem sind Gründächer nicht hochkalorisch wie EPS oder Bitumen. Damit ist ihre Entsorgung ge- bietsgebunden. Damit nicht genug. Schon jetzt sind weitere Pro- bleme absehbar – bei der sogenannten „Vorbehand- lung“ von Abfällen. Wird z. B. bei einem privaten BV aus Platzgründen vom Dachdecker nur ein container für Abfälle gestellt, müssen die Abfälle anschließend

nach VOB/A die Hinweise für das Erstellen der Leis- tungsbeschreibung berücksichtigt werden. Und die sehen gemäß DIn 18459, Abbruch- und Rückbauar- beiten vor, dass Anzahl, Art, Lage, Maße, Stoffe und Ausbildung abzubrechender oder rückzubauender baulicher und technischer Anlagen in der Leistungs- beschreibung anzugeben sind. Fehlt dieser Hinweis, kann der Bieter Schadenersatz verlangen. Unter Schaden sind die Mehraufwendungen für Abbruch und Entsorgung zu verstehen. Im Bereich der selbstgefertigten Angebote gilt dies jedoch nicht. nach der einschlägigen geltenden Rechtsprechung liegt dies im Risikobereich des Bie- ters, der als Planer der Baumaßnahme alle notwen- digen Untersuchungen durchzuführen hat. nur eine vorhergehende Untersuchung kann in solchen Fällen dieses Risiko ausschließen.

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INNUNGEN Nachrichten

München-Obb. ZU DEn HÖHEPUnKTEn IM InnUnGSJAHR GEHÖRT nATüRLIcH DIE FREISPREcHUnG DER näcHSTEn DAcHDEcKER-GEnERATIOn. BEI DER InnUnG Mün- cHEn-OBB. WAR ES AM FREITAG, DEn 14. SEPTEM- BER SOWEIT. Während direkt „nebenan” auf der Theresienwiese das Oktoberfest aufgebaut wurde, war das Wirts- haus am Bavariapark fest in Dachdeckerhand. Zu- sammen mit Familien und Freunden erwarteten die erfolgreichen Dachdecker-Junioren ihre „offizielle Beförderung” in den Gesellenstand. nach der Begrüßung durch Innungsvorstand Gerald Hauser riefen Obermeister Josef Frank und Lehrlings- wart Jürgen Hinz zur Freisprechung auf und über- reichten mit einem Glückwunsch die begehrten Ge- sellenbriefe.

Die drei Besten der Prüfung zum Dachdeckergesellen: Marco Duran-Kiesling, Bastian Hepting und Nico Lutz (v. li.).

Besonders geehrt wurden die drei Besten: Marco Duran-Kiesling vom Ausbildungsbetrieb Ur- ban Bedachungen; Bastian Hepting von der Hepting Dachdeckerei und nico Lutz von Pribil Bedachungen. Alle drei wurden für ihre tollen Leistungen mit Prä- senten belohnt.

Fotos: HF.Redaktion

Die nächste Generation der Dachdecker geht nach der Freisprechung nun „offiziell” an den Start ins Gesellenleben.

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