BayernDach Magazin 5-2018

NACHWUCHS

Abbrecher

An der Spitze stehen mit 47 % der Abbrüche Kon- flikte der Azubis mit Ausbilder, Meister oder Be- triebsinhaber. Als zweithäufigster Grund wird die mangelnde Qualität der Ausbildung mit 41 % ge- nannt. Fast jeder 3. Auszubildende (30 %) fühlt sich ausgenutzt und will daher abbrechen. nur 15 % ge- ben an, eine bessere Ausbildungsstelle gefunden zu haben. Mehrfachnennungen waren möglich. Gerade der häufigste Abbruchgrund – ein Konflikt mit Ausbildern, Meistern oder Betriebsinhabern – wäre vermeidbar bzw. dieser Konflikt wäre lösbar. Wäre – wenn er rechtzeitig erkannt und entspre- chend gehandelt würde. Doch leider schaukeln Konflikte sich oft hoch, wenn die Betroffenen sich nicht verstanden fühlen und nicht miteinander, sondern nur übereinander reden. Schnell werden dann Sach- und Gefühlsebene mitei- nander vermischt. Was dann kommt: Auszubildende fühlen sich unverstanden, befürchten, dass sie und ihre Leistungen nicht anerkannt würden. Das Selbst- wertgefühl sinkt. Die Folgen reichen vom drasti- schen Leistungsabfall bis zur Verweigerungshaltung. Im schlimmsten Fall kann es zu sozialen Störungen,

zu Aggressionen gegenüber Gegenständen und Kol- legen oder sogar zu einer Flucht in Krankheit oder Drogen führen. Daher rät die Ausbildungsberaterin Riedl ausdrücklich, schon bei ersten Anzeichen von Konflikten oder Unzufriedenheit das Gespräch mit dem Auszubildenden suchen. Die Kommunikation sei die wichtigste Basis für eine Konfliktbewältigung. „Solange man miteinander redet, ist der Konflikt auch lösbar”, so Riedl. Bei Bedarf kann für ein ge- meinsames Gespräch auch der zuständige Lehrlings- wart oder ein Ausbildungsberater der HWK hinzu- gezogen werden. Oft hilft ein Mediationsgespräch, um den Abbruch der Ausbildung zu verhindern. Vor allem können im Rahmen eines solchen Gesprächs alle Beteiligten lernen, den Standpunkt des Anderen zu verstehen. nach Katrin Riedls Ansicht kann ebenso ein Gespräch hilfreich sein, an dem Azubi, Ausbilder/Betriebsinhaber, Lehrlingswart und Be- rufsschule gemeinsam teilnehmen. Oft ist der Ab- bruch der Ausbildung eine „Flucht” vor einem (ge- fühlten) Konflikt. Die Lösung ist, diese „Fluchtursa- che” im Vorfeld zu vermeiden bzw. sobald sie ge- meinsam erkannt wurde, sie zu beseitigen.

Ausbildungsberaterin Katrin Riedl von der HWK Niederbayern-Oberpfalz: „Konflikte nicht hochschaukeln lassen”. Foto: HF.Redaktion

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