BayernDach Magazin 5-2020

ABFALLENTSORGUNG

Alle bisher vom LIV Bayern geführten Gespräche mit Umweltministerium, Abfallentsorgern, dem Bayerischen Gemeindetag sowie dem Deutschen Städte- und Gemeindebund haben zumindest die Gewissheit gebracht: Eine Lösung des Entsorgungs- problems ist kurzfristig nicht in Sicht. Um einen Überblick zu haben, von welchen Abfall- mengen im bayerischen Dachdeckerhandwerk überhaupt die Rede ist, hat der LIV Bayern seine Mitglieder befragt. In dieser Umfrage ging es spe- ziell um EPS- und Bitumenabfälle – Letztere natür- lich asbest- und teerfrei. An der Umfrage, die von LIV-Vorstandsmitglied und Obermeister der Innung Oberpfalz und Kreis Kelheim, Mario Kunzendorf, initiiert wurde, nah- men 61 Betriebe teil. Kunzendorf betont, dass die Umfrage natürlich nicht repräsentativ sei. Dennoch konnten zahlreiche Daten gesammelt werden, die einen besseren Ein- und Überblick schaffen und weitere Verhandlungen auf eine konkretere Da- tenbasis stellen könnten. Abgefragt wurden die Durchschnittswerte der ver- gangenen drei Jahre. Das Ergebnis: Im Durchschnitt muss ein bayerischer Dachdecker- betrieb 35,7 t EPS- und Bitumenabfälle pro Jahr entsorgen. Von den errechneten Durchschnittswerten wurde ein Sicherheitsabschlag vorgenommen, um bei den Mengenangaben bei folgenden Gesprächen und Verhandlungen nicht „zu hoch zu pokern“. So ergab sich eine jährlich zu entsorgende Menge der beiden genannten Stoffe von insgesamt rund 12.000 t. Das Gewichtsverhältnis von EPS zu Bitu- men floss bei dieser Berechnung mit 1:4 ein. Daraus ergeben sich rund 2.400 t EPS- und 9.600 t Bitu- men-Abfälle. Die Kapazität der Müllverbrennungsanlagen in Bayern beträgt 3,3 Mio. t pro Jahr. Davon sind al- lein schon rund 2,5 Mio. t Haushaltsmüll. Es ver- bleibt also rein rechnerisch nur noch eine Rest- kapazität von 800.000 t für die thermische Entsor- gung von Gewerbe- und Importmüll. Demgegenüber nehmen sich die Abfallmengen der

Dachdecker von 12.000 t geradezu bescheiden aus (weniger als 0,5 %). Da jedoch der Heizwert der hochkalorischen „Dachdecker-Problemabfälle“ um ein Vielfaches höher ist als „normaler“ Restmüll, können nicht nur die Müllmengen in Tonnenanga- ben gegenübergestellt werden. Die Lösung könnte eine eigene Müllverbrennungs- anlage für solche EPS- und Bitumenabfälle sein, die zentral in Bayern betrieben wird. Eine Idee, die von Dr. Uwe Brandl vom Deutschen Städte- und Ge- meindebund im Gespräch mit dem LIV Bayern ge- äußert wurde. Würde nun eine solche „Spezial-MVA“ 50 t täglich thermisch verwerten können, bedeutete dies: Al- lein die bayerischen Innungsbetriebe könnten eine solche Anlage für rund 240 Tage pro Jahr vollstän- dig auslasten. „Schön wäre es, wenn es eine solche Anlage gäbe“, so Kunzendorf. „Auch weil damit die bestehenden MVA im Freistaat entlastet wür- den“. Übrigens hat auch die Pandemie keinen positiven Effekt auf das Müllaufkommen. Zwar ging im pro- duzierenden Gewerbe das Abfallaufkommen je nach Standort auch mal um 25 % zurück wie etwa im Landkreis Freising. Doch im Gegenzug dazu stie- gen die privaten Müllmengen an. Und die Entsor- gung dieses Mülls hat bei den Kommunen Vorrang. Zusätzlich wollen viele Bauherren die vorüberge- hende Abesenkung des Mehrwertsteuersatzes auf 16 % sowie die steuerlichen Fördermöglichkeiten des Klimapakets nutzen. Und das bedeutet eine weitere Steigerung des Abfallaufkommens im Be- reich der Dämmstoffe.

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