BayernDach Magazin 5-2022

KRISE&CHANCE

„VON DEN CHINESEN KÖNNTEN WIR DERZEIT VIEL LERNEN. SIE HABEN FÜR KRISE UND CHANCE DAS SELBE SCHRIFTZEICHEN” (EHEM. BUNDESPRÄSI DENT RICHARD VON WEIZSÄCKER). Die Schreck- oder Schockstarre ist in der Tierwelt ein Zustand absoluter Bewegungsunfähigkeit. Wird ein Tier von einem Beutegreifer bedroht, verharrt es oft in diesem Zustand. Ähnlich erging es der westlichen Welt nach dem vorhersehbaren, aber kaum für möglich gehalte nen Überfall Putins auf die Ukraine. Der selbstverständlichste Motor in einer funktionie renden scheinbar grenzenlos wachsenden Wirt schaft geriet über Nacht ins Stottern: mangels Energie. Jede Krise bietet Chancen. Anstatt in Schockstarre zu verharren, ist es jetzt also an der Zeit, diese Chancen zu ergreifen. Jahrzehntelang war die Nutzung der Sonnenkraft eher ein Akt von „Überzeugungstätern” als eine wirtschaftliche Alternative. Minimale und ständig sinkende Einspeisevergütungen machten eine In vestition in PV-Anlagen wenig reizvoll. Entsprechend unattraktiv war es für viele Dachde ckerbetriebe, sich überhaupt mit dem Geschäftsbe reich Solartechnik zu befassen. Nahezu kampflos wurde die Sonnenkraftnutzung oft dubiosen und wenig qualifizierten Solarteuren überlassen. Nach der ersten „Ölkrise” 1973 dauerte es noch vier Jahre, bis die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat. Der Ölschock hatte energetisch zu einer Schockstarre geführt. Nach Angaben der BHW-Bausparkasse wurden zwi schen 1949 und 1978 – also etwa bis zur ersten Wär meschutzverordnung – in Deutschland 17 Mio. Wohnungen gebaut. Das entspricht rund 42 % des heutigen Gebäudebestands. Nicht wenige davon sind bis heute auf dem „Energiestandard” ihres Baujahres. Die vorwiegend niedrigen Energiepreise für fossile Energieträger – meist Öl und Gas – gaben vielen Immobilienbesitzern keinen Anlass, das Haus energetisch zu sanieren.

Thema Fachkräftemangel: Noch im Jahr 1980 gab es bundesweit über 1,7 Mio. Auszubildende. Bis 2021 ging die Zahl der Auszubildenden um rund ein Drittel auf 1,2 Mio. zurück (Statista/Statistisches Bundesamt). Die Zahl der deutschen Studienanfänger stieg da gegen seit dem Wintersemester 1998/99 von 197.000 auf 309.000 im Wintersemester 2021/22. Einen Beruf – dazu noch im Handwerk – zu erler nen, ist zwar nicht unattraktiver geworden. Aber das Studium erfreute sich zunehmender Beliebt heit. Das Ergebnis ist ein drastischer Fachkräfte mangel im Handwerk. Inzwischen landen immer mehr Menschen auf dem Boden der Tatsachen: Je mehr Studierende es gibt, desto größer ist die Anzahl von Bewerbern auf einen Job nach dem Studium. Im Umkehrschluss heißt das: Je weniger Bewerber es für einen Ausbil dungsplatz gibt, desto größer sind die Chancen, den optimalen Ausbildungsberuf und Ausbildungs platz zu finden. Darüber hinaus setzt sich die Erkenntnis durch, dass auch ein mit „Summa cum laude” abgeschlossenes Studium nicht für die energetische Sanierung eines Hauses und damit zum Energiekosten-Einsparen qualifiziert.

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