BayernDach Magazin 1-2020_OEB

Fuhrpark BETRIEB

Doch was nicht ist, kann Dank der Beharrlichkeit der Deutschen Umwelthilfe ja noch werden. Wie Hand- werker dann zu ihren Kunden kommen sollten, küm- mert die „Umwelthelfer“ offenbar wenig. Natürlich bleibt da noch die Möglichkeit der Nach- rüstung von Euro 5 Dieselfahrzeugen der 3,5-Ton- nen-Klasse. Jedenfalls theoretisch. Denn leider sind noch nicht für alle Fahrzeugtypen Nachrüstkits ver- fügbar bzw. diese noch nicht freigegeben. Ebenso unklar ist die Gewährleistung. Die dürfte hersteller- seitig zwar inzwischen bei allen nachrüstfähigen Fahrzeugen abgelaufen sein. Doch ob die Nachrüs- tung – ähnlich wie bei einigen Softwareupdates für Pkw – nicht doch Nachteile bringt oder sogar die Ge- fahr von technischen Defekten beinhaltet, kann der- zeit noch niemand zuverlässig beantworten. In Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart bekommen Handwerker bereits zu spüren, wie ein „Behörden-Hürdenlauf“ aussieht. Und das könnte einen Vorgeschmack darauf geben, was dann mög- licherweise auch auf Bayern zukommen kann. Seit 1. Januar 2020 gelten nämlich in Stuttgart inzwi- schen sogar streckenweise Fahrverbote auch für Euro 5 Diesel. Und ab Jahresmitte droht Euro 6 Selbstzündern die Aussperrung. Wer als Handwerker eine Ausnahmegenehmigung benötigt, muss in Stuttgart dafür u. a. die Auftrags- bestätigung, abgezeichnet vom Kunden, vorlegen und Fotos des einfahrenden Fahrzeugs von innen und außen einreichen. Als Bearbeitungszeit sollten mehrere Tage, evtl. auch Wochen, eingeplant wer- den. Der Landesinnungsverband Baden-Württemberg hat dies zu einem der Schwerpunkte auf seiner Presse- konferenz im Rahmen der DACH+HoLZ in Stuttgart am Mittwoch, den 29. Januar gemacht („Der Dach- decker kommt nicht mit dem Segelboot“), die von PR-Mann Harald Friedrich organisiert und moderiert wurde. Sein Appell an die Politik: Es sollten lieber die paar kg Co2 in Kauf genommen werden, die Hand- werker-Autos ausstoßen als darauf zu verzichten, durch eine energetische optimierung – also die Um- setzung des steuerbegünstigten Klimapakets – die

Umwelt durch die Einsparung von vielen Tonnen Co2 zu entlasten. Außerdem ist es wenig nachhaltig, noch funktions- fähige leichte Nutzfahrzeuge zu verschrotten. Nur diese Möglichkeit bliebe aber. Denn nur eine Inzah- lungnahme beim Kauf eines neues E-Transporters entlastet die weltweite Umweltbilanz um kein ein- ziges Gramm Co2, wenn diese Fahrzeuge dann wo- anders weiter fahren. Für sehr große Aufmerksamkeit sorgte eine Kam- pagne des LIV Hessen, die von vielen Medien aufge- griffen wurde. Sie zeigt auf humorvolle Weise, was Handwerkern blüht, wenn sie ihre Autos vor den Toren der Stadt parken müssen. ob mit Fahrverboten allein die Schadstoffbelastung nennenswert reduziert werden kann, wird inzwi- schen sogar von Wissenschaftlern bezweifelt. Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina wurde von der Bundesregierung mit einer Expertise beauf- tragt. Die daran beteiligten 20 Professoren aus einem Dut- zend Fachgebieten kommen zu dem Ergebnis, dass von kurzfristigen oder kleinräumigen Maßnahmen, etwa Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge, keine we- sentliche Entlastung zu erwarten sei. ob denn wirklich der Dieselmotor aller übel Anfang ist, muss spätestens seit der Sternfahrt deutscher Bauern nach Berlin am Dienstag, den 26. November 2019, mit 8.600 Traktoren ernsthaft bezweifelt wer- den: Messstellen in Berlins Zentrum wiesen an die- sem Tag niedrigere Spitzenwerte als z. B. fünf Tage zuvor zur gleichen Tageszeit auf...

Mit solchen Motiven machte der LIV Hessen auf die Problema- tik der Fahrverbote für Handwerker aufmerksam.

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