BayernDach Magazin 3-2022

KONJUNKTUR

E I G E N T L I C H S T A N D E N A L L E A M P E L N A U F G R Ü N F Ü R D I E B A U K O N J U N K T U R . D O C H D A N N K A M A L L E S A N D E R S :

Baustelle Deutschland

EIGENTLICH EIN GRUND ZUM AUFATMEN: IM MÄRZ 2022 HABEN DIE BAUUNTERNEHMEN IN DEUTSCHLAND MIT EINEM UMSATZ VON 8,6 MRD. EURO EIN DICKES PLUS VON 15 % ERZIELT. Real betrachtet aber kommt das Ausatmen: Preis bereinigt lag die tatsächliche Steigerung gerade mal bei 1 %. Das meldet der Zentralverband Deutsches Bauge werbe. Nicht nur die Energiepreise sind gestiegen, steigen trotz „Tankrabatt” weiter und verteuern auch die Herstellung vieler Baumaterialien. Beson ders betroffen davon sind die meist auf Gas ange wiesenen Ziegel- und Dachsteinhersteller. Hinzu kommt, dass Baumaterial oft nur noch ein geschränkt verfügbar ist. Und nach den Regeln der Marktwirtschaft bestimmt die Nachfrage den Preis – oder besser gesagt: Die nach wie vor hohe Nach frage bei knappen Ressourcen treibt die Preise noch weiter in die Höhe. Dazu fehlen vielen Spedi tionen schlichtweg die Lkw-Fahrer, da Tausende von ihnen derzeit in der Ukraine kämpfen. Anstatt der von der Bundesregierung angepeilten Zahl von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wur den 2021 gerade einmal 293.400 Wohnungen fer

tiggestellt . Und das bei weiter steigendem Wohn raumbedarf und anhaltendem Fachkräftemangel in der Baubranche. Während die Baupreise munter weiter steigen und viele ausführende Unternehmen derzeit oft mehr mit der Neukalkulation als mit dem Bauen beschäf tigt sind, kommt ein weiterer Bremsklotz auf die Bauwirtschaft zu: Im Juli 2021 lag der Zinssatz für ein Baudarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung bei gerade einmal 1 %. Aktuell rufen die Banken dafür rund 3 % auf (Quelle: Interhyp AG; Juni 2022). Da durch müssen Bauwillige ihre Baupläne überden ken und nicht selten ad acta legen. Und so manche Beerdigung von Bauvorhaben ist „made by Bundesregierung”. Von jetzt auf gleich gestoppte Förderprogramme halfen weder der Bauwirtschaft noch den Bauherren. Auch nicht, wenn neue Fördermittel aufgelegt, aber binnen weniger Stunden bereits aufgebraucht wurden.

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