BayernDach Magazin 5-2021
FACHKRÄFTEMANGEL
Bei der Altersstruktur zeigen sich z. B. in 2018 zwei deutliche Spitzen: in den Altersgruppen zwischen 36 und 40 sowie zwischen 46 und 50 Jahren. Nach einem markanten Rückgang der Zahl der Aus- zubildenden ab 2013 stagnierte deren Zahl bei rund 6.500 Azubis bundesweit in den Jahren 2017 und 2018. Von da an ging es erfreulicherweise bergauf bis auf über 7.200 Auszubildende in 2020. Auch der Meisterbrief wird aktuell immer begehr- ter: Um satte 8 % hat die Zahl der Meisterprüfun- gen im Dachdeckerhandwerk 2020 im Vergleich zu 2019 zugenommen. Doch mit 456 neuen Meistern liegt diese Zahl noch immer unter dem Niveau von 2009, als 484 Meisterprüfungen gezählt wurden. Wieviele Fachkräfte fehlen – und wieviele Fach- kräfte sind (zumindest theoretisch) auf dem Ar- beitsmarkt verfügbar? Ein Blick in die Statistik der Bundesagentur für Ar- beit zeigt, dass es im Jahr 2020 durchschnittlich 2.631 als arbeitslos gemeldete Fachkräfte im Be- reich des Dachdeckerhandwerks gab. Die meisten von ihnen (1.999) waren in der Alters- gruppe zwischen 25 und unter 55 Jahren. Zum Teil also genau in den beiden Schwerpunkt-Altersgrup- pen 36-40 und 46-50 Jahren, die derzeit noch gut besetzt sind. Diesen Zahlen gegenüber standen im gleichen Zeit- raum 2.298 bei der Arbeitsagentur gemeldete Stel- lenangebote in diesem Gewerk. Enorm ist die Vakanzzahl, d. h. die Zahl der Tage, die diese freien Stellen unbesetzt blieben: 205 Tage. Zum Vergleich: Der Durchschnitt bei allen Be- rufen liegt bei 131 Tagen.
So setzen viele Betriebe gerade im Handwerk ihre Hoffnung auf eine Fachkräfte-Zuwanderung bzw. die Ausbildung von Fachkräften aus dem Potenzial der Zugewanderten. Der aktuelle „Malteser Migrationsbericht 2021“ lie- fert zum Thema Zuwanderung interessante Zahlen: Demnach ist die Nettozuwanderung nach Deutsch- land seit 2016 rückläufig. Auch wenn 2019 und 2020 wieder mehr Menschen nach Deutschland zugezo- gen als fortgezogen sind: 2019 sind zwar 1,6 Millio- nen Menschen aus dem Ausland in Deutschland angekommen. Dem gegenüber stehen jedoch rund 1,2 Millionen Menschen, die aus Deutschland weg- gezogen sind. Wirft man einen Blick auf die Altersstruktur der in Deutschland eingewanderten Migranten, entdeckt man sofort einen deutlichen Unterschied zur Al- tersstruktur der deutschen Gesamtbevölkerung. Gerade im Altersbereich zwischen 20 und 36 Jahren ist dieser Unterschied am ausgeprägtesten. Eigent- lich eine gute Nachricht, denn genau in diesem Al- tersbereich könnten Fachkräfte gewonnen werden – auch wenn der obere Bereich der Alterspyramide (36 Jahre) sich genau wieder mit der besten „Beset- zungsquote“ der Dachdecker-Stellen überschnei- det. Entgegen der vielfach geäußerten Befürchtung, dass nur sehr wenige der schutzsuchenden Zuwan- derer einen Beitrag in unsere Sozialsysteme leisten: Im Februar 2021 waren allein unter den Asyl8-Staa- ten-Zuwanderern (Asylherkunftsstaaten Afghanis- tan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) 390.000 Menschen sozialversicherungs-
Foto: HF.Redaktion
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