BayernDach Magazin 3-2018

Bürokratie BETRIEBE

Produkte keine Kinderarbeit zum Einsatz kam. Stellt der Handwerker nach dem ersten Ausdruck des An- gebots fest, dass noch eine Position zu ergänzen ist, muss der Ausdruck datenschutzrechtlich korrekt ver- nichtet und die Entsorgung der Papierschnipsel do- kumentiert werden. Der Versuch, dem Kunden das Angebot persönlich zu überreichen und zu besprechen scheitert leider daran, dass der Firmenwagen mit Euro-5-Diesel nicht zum Kunden fahren darf, weil der in einer Diesel- Fahrverbotszone wohnt. Diese natürlich etwas überspitzte Schilderung zeigt aber, dass aus dem „Hand-Werker” inzwischen ein „Büro-Werker” geworden ist. Um den bürokrati- schen Aufwand bewältigen zu können, bleiben ei- gentlich nur noch der wohlverdiente Feierabend oder das Wochenende. Denn mangels Fachkräften kann das „Papiermonster” nicht während der regu- lären Arbeitszeit bewältigt werden. Jetzt reicht’s, sagen daher viele Handwerker völlig zu Recht. Denn wenn die vielgepriesene und ver- sprochene Entbürokratisierung nur mit einem zu- sätzlichen Bürokratieaufwand realisiert werden kann, macht sie keinen Sinn. Warum muss ein Betriebsinhaber eigentlich bei der Gefährdungsbeurteilung Schwangere mit berück- sichtigen, auch wenn er überhaupt keine Frauen be- schäftigt?

Für Verwirrung und Verunsicherung sorgt als jüngs- tes Beispiel das Ende der Übergangsfrist der EU-Da- tenschutz-Grundverordnung DSGVO seit 25. Mai 2018. Einerseits reden alle von der Digitalisierung im Handwerk, andererseits darf auf Dienst-Smartpho- nes die nützliche WhatsApp-Anwendung nicht mehr ohne Weiteres verwendet werden. Auch mit anderen Anwendungen könnte eine juris- tische Grauzone betreten werden. Sehr oft erstellen Handwerker Fotos eines Schadens und der Repara- tur, um die Bilder für Referenzzwecke oder als Bei- trag für Facebook & Co zu verwenden. Sowohl für die Erstellung der Fotos als auch für die spätere Ver- wendung müssten die Handwerker vorab das Einver- ständnis des Hausbesitzers einholen. Selbst Behörden sind verunsichert. So gibt es seit Ende Mai in einer oberbayerischen Gemeinde die Anweisung, dass jeder Mitarbeiter sofort alle Besu- cher auffordern muss, die Amtsstube zu verlassen und alle Türen zu schließen, bevor er einen Anruf entgegennehmen darf. Schließlich könnte ein Au- ßenstehender aufgrund der Gesprächsfetzen auf die Identität des Anrufers schließen. Datenschutzrecht- lich korrekt – aber realitätsnah? Ein weiteres heißes Thema sind die drohenden Fahr- verbote für viele Dieselfahrzeuge. Wie sollen Hand- werker zu ihren Kunden und Baustellen kommen, wenn sie dazu die Straße wegen Diesel-Fahrverbo-

Foto: HF.Redaktion

Nichts geht mehr: Das könnte bald Realität werden vor den Stadttoren in Deutschland.

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