BayernDach Magazin 5-2021

SOLARPFLICHT

diglich die Anforderungen an den Mindestwärme- schutz. Weitere 1,0 Milliarden m² Dachfläche (was rund 6,5 Mio. Dächern entspricht) sind nur gering modernisiert und entsprechen gerade mal den An- forderungen der Wärmeschutzverordnung 1977 bzw. 1984“ (Quelle FiW-Studie 2021 – Forschungs- bericht FO 2020-08). Die Studie des FiW geht auf drei Szenarien ein: 1. Bis 2050 wird es noch über 300 Mio. m² PV-Fläche auf energetisch ungenügend gedämmten Dä- chern geben. Damit wären die Klimaziele nicht zu erreichen, denn die kumulierte CO2-Reduzie- rung würde nur 93 Mio. t CO2-Equivalent (CO2- eq) betragen.

werden. In diesem „Idealfall“ könnte eine Ein- sparung von 118 Mio. t CO2-eq erreicht werden. Grau wie Schiefer ist – derzeit jedenfalls – alle Theorie. Denn eine erste Hürde zur Realisierung einer jeden Solarpflicht ist die Verfügbarkeit von Solarmodulen. Eine gestiegene Nachfrage und Lo- gistikprobleme verteuern die Module. Zudem baut China in gigantischem Umfang seine Solarkapazitä- ten aus. Mehr als 30 % der weltweit neu installier- ten Solarkapazität geht derzeit in China in Betrieb. Chinas enormer Energiehunger setzt vermehrt auf die Sonnen- kraft und damit gehen die dort produ- zierten Module und Akkuspeicher wohl immer we- niger in den Export. Auch der Chipmangel trifft die Solarwilligen und künftigen zur Sonnenkraft Verpflichteten: Denn von Wechselrichter über die Steuerungseinheiten bis zu Stromspeichern: Halbleiter werden hier so dringend benötigt wie in der Automobilindustrie. Die zweite große Hürde ist ganz menschlich – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn schon heute feh- len dem Dachdecker- sowie dem Elektrohandwerk schlichtweg die Fachkräfte, die derzeit kaum noch das „Tagesgeschäft“ erfüllen können. Und da sieht es noch dunkelgrauer aus für die Zusatzaufgabe Solarpflicht. Hürde Nummer 3 ist die seit Jahren weitgehend un- gelöste Problematik der Alt-Dämmstoffentsorgung. Nicht nur vor dem Dachdeckerhandwerk, sondern vor allen Dingen vor der Politik liegen also noch viele unerledigte Hausaufgaben, um eine nachhal- tige Energiewende zu erreichen. Dennoch: Eine Solarpflicht ist genau der Weg, den das Dachdeckerhandwerk seit Jahrzehnten fordert: den Weg vom reinen Schutzdach hin zum Nutz- dach. Solardächer sind der erste verpflichtende Schritt – und wetten, dass Gründächer bald folgen?

2. Durch gezielte Fördermaßnahmen von gleichzei- tig energetischer Sanierung und dem Aufbau von PV-Modulen könnte der Anteil so optimier- ter Dächer bis 2050 verdreifacht werden. Das ist der Fall, wenn max. 40 % der Solaranlagen auf unsanierten Dachflächen installiert werden. Hier steigt das CO2-eq auf 108 Mio. t. 3. PV-Anlagen dürfen künftig nur auf Dächern mit ausreichend energetischem Standard installiert

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